Ja, Lashana Lynch ist 007 in Keine Zeit zu sterben, nein, sie ist nicht der neue James Bond

Lashana Lynch und Daniel Craig in James Bond 007: Keine Zeit zu sterben © 2020 Eon Productions/Universal Pictures International

Quelle: Harper’s Bazaar UK

Lashana Lynch, die Darstellerin von Carol Danvers' bester Freundin Maria Rambeau aus Captain Marvel, spielt eine 007-Agentin im kommenden James-Bond-Film Keine Zeit zu sterben.

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Ich schätze, das haben viele von Euch bereits mitbekommen. Man kam ja in einschlägigen Entertainment-Medien in den letzten Tagen gar nicht drum herum, häufig reißerische Überschriften zu lesen, die implizierten, der neue James Bond sei eine schwarze Frau.

Ursprünglich wollte ich eigentlich gar nichts dazu schreiben, vor allem weil es eigentlich nichts Neues ist. Hartnäckige Gerüchte, dass es sich bei Lynchs Charakter Nomi in dem Film um 007 handelt, halten sich bereits seit dem letzten Jahr, und spätestens der letzte Trailer bestätigte zumindest, dass sie eine Doppelnull-Agentin ist. Vor wenigen Tagen bestätigte Lynch jedoch ganz offiziell in einem Interview mit Harper’s Bazaar, dass sie die neue 007 ist. Dennoch, dachte ich mir, ist es eigentlich keine weitere News wert, auch wenn viele Publikationen sicherlich genug Wutklicks für ihre Clickbait-Artikel bekommen haben. Oder vielleicht doch nicht? Denn wenn man sich die unzähligen Kommentare auf Facebook zu der Meldung durchliest, wird schnell klar, dass die Überschrift für die meisten bereits ausreicht, um sich in Rage hineinzusteigern (James Bond? Frau?? Schwarz???), und Artikellesen als überbewertet gesehen wird. Einige haben den Artikel vielleicht dann wohlwollend überflogen, besaßen aber nicht die Auffassungsgabe, um seinen Inhalt zu verstehen, oder haben sich wiederum ihre Meinung nach der Überschrift schon so unerschütterlich gebildet, dass der eigentliche Text dann auch egal war.

Nachdem ich also Zeuge dieser überwältigenden, frustrierenden und bisweilen wütend machenden Inkompetenz bei der Verarbeitung von Inhalten in Textform wurde, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, den Sachverhalt, wie er sich aktuell präsentiert, klarzustellen. Und für die ganz Lesefaulen, die nicht willens oder in der Lage sind, einen Text aus mehreren Sätzen zu verarbeiten, habe ich die entscheidende Information sogar in die Überschrift gepackt. Wenn Ihr es bis hierhin geschafft habt, seid Ihr nicht gemeint.

Lashana Lynch spielt 007. Sie ist nicht der neue James Bond. Ziemlich einfach, oder? Wisst Ihr noch, wie Spectre endete? James Bond hatte seine Arbeit beim MI6 satt und setzte sich mit Léa Seydoux' Charakter Madeleine Swann zur Ruhe. Wer kann es ihm verübeln? Wenn ich auch die Wahl hätte, zwischen regelmäßig verprügelt oder angeschossen zu werden, oder den Ruhestand mit Léa Seydoux zu verbringen, würde ich nicht lange überlegen. Zu Beginn von Keine Zeit zu sterben ist Bond immer noch im Ruhestand, bis sein CIA-Kumpel Felix Leiter (Jeffrey Wright) ihn um Hilfe bittet. Weil das MI6 bekanntlich kein Fußballverein ist, bei dem die Dienstnummern der Agenten nach dem Ausscheiden ihrer Träger aus dem Verkehr gezogen werden, wurde die Designation 007 in der Zeit zwischen Spectre und Keine Zeit zu sterben an Nomi (Lynch) vergeben.

Im offiziellen Bond-Kanon, der auch nach dem Tod von Ian Fleming durch weitere von der Nachlassverwaltung angeheuerte Autoren erweitert wurde, gab es einen 007 vor James Bond (in Anthony Horowitz' "Forever and a Day"). Und in Sebastian Faulks' "Der Tod ist nur der Anfang" (OT: "Devil May Care") gab es auch eine weibliche 00-Agentin. Also warum nicht beides als Kombination im Film? Es ändert nichts daran, dass Daniel Craig immer noch James Bond und die Hauptfigur des Films ist. Wir wissen nicht, wie die Bond-Zukunft nach Craig aussehen wird, doch eine Frau wird der Charakter laut Rechteinhaberin Barbara Broccoli ganz definitiv nicht werden. Die Begründung kann ich nachvollziehen. Maskulinität ist ein Teil der Bond-DNA. Aber ganz gewiss nicht ein Teil der 007-Nummer.

Also nächstes Mal, wenn Ihr eine reißerische Überschrift seht, verfahrt wie folgt: Inhalt lesen und sich mit ihm auseinandersetzen, und erst dann ggf. Unmut begründet (!) äußern. Denn unsere Worte und Reaktionen haben eine Wirkung, und Lashana Lynch wurde letztes Jahr nach dem Durchsickern ihrer Rolle online heftigst angegriffen. Im Interview erklärte sie, dass sie es nicht persönlich nimmt, und es jeder anderen schwarzen Frau auch so passiert wäre: (aus dem Englischen)

Ich bin eine schwarze Frau – wenn es eine andere schwarze Frau in der Rolle wäre, wäre es genau die gleiche Konversation, sie wäre genauso angegriffen worden, genauso beleidigt. Ich muss mich daran erinnern, dass Gespräche stattfinden und dass ich Teil von etwas bin, was sehr, sehr revolutionär sein wird.

Auch ohne die Bond-Rolle zu übernehmen, ist Lynchs Charakter natürlich revolutionär, denn noch nie hatten wir einen weiblichen oder einen nicht-weißen 00-Agenten auf der Leinwand.

Wie gut ihre Rolle tatsächlich ist, davon können wir uns ab dem 31.03.2021 überzeugen, wenn Keine Zeit zu sterben hoffentlich endlich in die Kinos kommt.

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