Ich kann mich noch gut daran erinnern, Keira Knightley erstmals im Kino gesehen zu haben. Es war 2001 im britischen Psychothriller The Hole mit Thora Birch, in dem sie eine Nebenrolle gespielt hat. Es war jedoch nicht dieser Film, mit dem Knightley ihren ersten internationalen Erfolg feiern konnte. Dieser kam 2002 mit der Fußballkomödie Kick It Like Beckham. Doch auch nach dieser hätte sich wohl kaum jemand den kometenhaften Aufstieg der Schauspielerin nur ein Jahr später vorstellen können.
Knightley war erst 18 Jahre alt, als sie 2003 mit Fluch der Karibik und Tatsächlich… Liebe in zwei der beliebtesten Filme des Jahres mitgespielt hat. Tatsächlich… Liebe gilt auch mehr als 20 Jahre später trotz einiger fragwürdiger Entscheidungen (hauptsächlich in Knightleys Storyline) als moderner Weihnachtsfilmklassiker. Und Fluch der Karibik legte natürlich den Grundstein zu einem der erfolgreichsten Franchises aller Zeiten. Die fünf Piraten-Abenteuer haben bis heute rund 4,5 Milliarden US-Dollar an den Kinokassen eingespielt und weitere Milliarden mit Merchandise für Disney verdient.
Johnny Depp hat von den Pirates-of-the-Caribbean-Filmen natürlich am meisten profitiert. Sie machten ihn zeitweise zum bestbezahlten Schauspieler der Welt und aus einem hauptsächlich für exzentrische Nischenfilme bekannten Schauspieler wurde ein Superstar. Doch natürlich hat auch Knightley den Filmen viel zu verdanken. Sie spielte die weibliche Hauptrolle in den ersten drei Teilen und kehrte für einen Gastauftritt im fünften Film zurück. Dessen Ende legte wieder größere Rollen für Orlando Bloom und sie im sechsten Film nahe, doch dann wurden die Pläne wegen Depps turbulenter Scheidung und privater Skandale eingestampft und das Franchise wird stattdessen rebootet.
Knightley weint der abgesagten Fortsetzung jedoch keine Träne nach. Im Interview mit The Times of London hat die Schauspielerin erzählt, dass sie mit großen Franchises fertig sei und Grund dafür sind ihre Erfahrungen mit den Pirates-of-the-Caribbean-Filmen, die sie zwar berühmt gemacht, aber auch harscher öffentlicher Beurteilung und Kritik ausgesetzt haben: (aus dem Englischen)
Es ist schon eine seltsame Sache, wenn etwas einem zum Erfolg verhilft und gleichzeitig kaputtmacht. Ich wurde als "beschissen" beurteilt wegen dieser Filme und dennoch, weil sie so erfolgreich waren, erhielt ich die Gelegenheit in Filmen mitzuspielen, für die ich Oscarnominierungen erhalten habe (Stolz und Vorurteil und The Imitation Game). Es werden die erfolgreichsten Filme sein, in denen ich je mitgespielt haben werde und sie waren auch der Grund, weshalb ich öffentlich runtergemacht wurde. Also habe ich sehr gemischte Gefühle, was sie angeht.
Außerdem fügte sie hinzu, dass die Arbeit an diesen Filmen extrem fordernd sei und mit wenig Selbstbestimmung einhergehe:
Die Arbeitsstunden sind irre. Es sind Jahre deines Lebens, man hat keine Kontrolle darüber, wo man dreht, wie lange man dreht, was man dreht.
Mit seltenen Ausnahmen wie King Arthur und Jack Ryan: Shadow Recruit blieb Knightley, abseits der Pirates-Filme potenziellen Franchise-Filmen fern. Die beiden floppten jedoch an den Kinokassen und zogen keine Fortsetzungen nach sich. Viel wohler fühlte sich Knightley in historischen Kostümfilmen wie Stolz und Vorurteil, Die Gräfin, Anna Karenina und Abbitte oder Arthouse-Produktionen wie Alles, was wir geben mussten und Can A Song Save Your Life? Im Dezember wird sie in der Spionageserie "Black Doves" bei Netflix in ihrer ersten Serien-Hauptrolle seit über 20 Jahren zu sehen sein.
Knightley ist nicht die einzige Schauspielerin, die dank Franchises abgeschworen hat, nachdem sie ihnen ihren Durchbruch zu verdanken hatte. Auch Oscarpreisträgerin Jennifer Lawrence, die mit Die Tribute von Panem und den X-Men-Filmen erfolgreich wurde, erklärte vor zwei Jahren, dass sie nie wieder in einem Blockbuster-Franchise mitspielen will.
Quelle: The Times of London