Kevin Spacey in Billionaire Boys Club © 2018 Vertical Entertainment
Enthüllungen im Zuge der #MeToo-Bewegung kosteten zahlreichen Hollywood-Größen ihre Karrieren. Mit der Ausnahme von Harvey Weinstein war bei niemandem der Absturz so tief und so medienpräsent wie beim zweifachen Oscarpreisträger Kevin Spacey. Nachdem "Star Trek: Discovery"-Darsteller Anthony Rapp Spacey vorgeworfen hat, ihn als 14-Jährigen sexuell belästigt zu haben, brach der Damm und 15 weitere Personen brachten Vorwürfe gegen Spacey vor, darunter acht, die an seiner Netflix-Serie "House of Cards" gearbeitet haben. Eine von Netflix durchgeführte interne Untersuchung bestätigte unangemessenes Verhalten seitens Spacey am Set.
Die Konsequenzen folgten schnell. Spacey wurde mit sofortiger Wirkung als Star von "House of Cards" entlassen, sodass die finale Staffel ohne ihn produziert wurde und man seinen Charakter Frank Underwood hat offscreen sterben lassen. Die von Netflix geplante Filmbiografie des Schriftstellers Gore Vidal mit Spacey in der Hauptrolle wurde abgesagt. Den drastischsten Schritt unternahm jedoch Ridley Scott. Spacey spielte eigentlich den Ölmagnaten J. Paul Getty in Scotts Film Alles Geld der Welt. Nur wenige Wochen vor der Weltpremiere des Films entfernte Scott Spacey aus dem bereits abgedrehten Film und ließ alle seine Szenen mit Christopher Plummer nachdrehen, der für seine Performance sogar eine Oscarnominierung erhalten hat.
Seitdem ist Spacey zur absoluten persona non grata in Hollywood geworden, der vor allem durch seine bizarren und leicht unheimlichen alljährlichen Weihnachts-YouTube-Videos, in denen er als Frank Underwood auftritt, von sich hören ließ. Seine finale Performance absolvierte er im 2018 veröffentlichen Billionaire Boys Club, der allerdings bereits zwei Jahre zuvor abgedreht war.
Ob Spacey jemals wieder in Hollywood arbeiten wird, ist schwer zu sagen, gerade weil er seit seinem Fall in Ungnade nicht gerade viele Sympathiepunkte für sich geholt hat. Doch es gibt auch Filmindustrien außerhalb der Traumfabrik und dort ist man durchaus gewillt, Spacey noch eine Chance zu geben. Wie vor wenigen Tagen enthüllt wurde, wird er eine kleine Nebenrolle im neuen Film mit Franco Nero übernehmen. Die italienische Filmlegende, u. a. bekannt als Titelheld des Spaghettiwesterns Django, besetzte Spacey in seinem neuen Film L’uomo Che Disegnò Dio als Polizeiermittler. Nero selbst übernimmt neben der Hauptrolle auch die Regie des Films, und veröffentlichte ein Statement zu Spaceys Besetzung: (aus dem Englischen)
Ich bin sehr froh, dass Kevin zugesagt hat, in meinem Film mitzuwirken. Ich halte ihn für einen großartigen Schauspieler und kann es kaum abwarten, an dem Film zu arbeiten.
Es ist erst Neros zweiter Spielfilm als Regisseur und er spielt darin einen blinden Künstler, der die außergewöhnliche Gabe besitzt, lebensechte Porträts von Menschen zu malen, lediglich anhand ihrer Stimmen.
Robert Davi (Stirb langsam) übernimmt ebenfalls eine Nebenrolle in dem Film, ebenso wie Neros Ehefrau Vanessa Redgrave (Abbitte), wenn sie in der Lage ist, von England nach Italien zu reisen. Sie würde jedoch nur eine Gastrolle als Klavierlehrerin von Neros Hauptfigur übernehmen.
Es ist vielleicht nicht der fulminante Neustart einer Karriere für Spacey, doch es ist sicherlich ein Zeichen, dass, wie auch bei Woody Allen, es immer noch Filmemacher und Schauspieler gibt, die bereit sind mit einem zusammenzuarbeiten, auch wenn man in Hollywood nicht mehr gern gesehen wird.