Yorgos Lanthimos und Emma Stone sind das neue Regie-Schauspielerin-Traumduo. Mit der Schauspielerin aus Zombieland und La La Land hat der außergewöhnliche griechische Filmemacher eine Muse gefunden und sie einen Regisseur, der sie zu Höchstleistungen antreibt. Ihre erste Zusammenarbeit The Favourite wurde für zehn Oscars nominiert, darunter für Stones Performance. Ihr zweiter gemeinsamer Spielfilm Poor Things gewann den Goldenen Löwen in Venedig, erhielt dieses Jahr elf Oscarnominierungen, brachte Stone ihren zweiten Hauptdarstellerin-Oscar ein, und machte die 35-Jährige zu einer der zehn jüngsten zweifachen Oscargewinnerinnen überhaupt. Kreativ, witzig, intelligent, exzentrisch, visuell beeindruckend, großartig gespielt und originell inszeniert: Die Lobeshymnen auf beide Filme waren mehr als gerechtfertigt. Nach Dogtooth, The Lobster und Killing of a Sacred Deer hat sich Lanthimos mit seinen letzten beiden Filmen endgültig einen Platz als einer der spannendsten Arthouse-Filmemacher unserer Zeit zementiert.
Lanthimos und Stone sind so von ihrer bisherigen Zusammenarbeit begeistert, dass sie (neben dem Kurzfilm Bleat) auch schon ihren dritten Spielfilm zusammen gedreht haben, der nur ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung von Poor Things seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes feierte. Kinds of Kindness ist eine 165 Minuten lange Fabel, die drei komplett separate, zunehmend verrücktere Geschichten erzählt, in denen dieselben Schauspieler jeweils eine komplett unterschiedliche Rolle spielen. Neben Stone sind auch Jesse Plemons ("Breaking Bad"), Joe Alwyn (Die irre Heldentour des Billy Lynn), Margaret Qualley ("Maid"), Hong Chau ("Watchmen"), Willem Dafoe (Poor Things) und Mamoudou Athie (Jurassic World – Ein neues Zeitalter) spielen jeweils eine Dreifachrolle (bzw. in Qualleys Fall sogar eine Vierfachrolle) in der 165 Minuten langen Fabel.
Stone glänzt wieder in dem Film, insbesondere im dritten Segment als ehrgeiziges Sektenmitglied, das mit einer neuen spirituellen Führerin sucht, die sehr spezifische Kriterien erfüllen muss. Doch das größte Highlight des Films ist Jesse Plemons, der in Cannes als bester Darsteller ausgezeichnet wurde.
Kinds of Kindness ist wirklich nicht für Jedermann, auch nicht für alle, die die letzten beiden Filme des Regisseurs mochten. Dass er bislang nur knapp mehr als 100.000 Tickets in Deutschland verkauft hat, ist kaum überraschend. Es ist der schrägste und unzugänglichste der bisherigen Lanthimos/Stone-Filme, der mehr mit Killing of a Sacred Deer und Dogtooth gemeinsam hat als mit The Favourite und Poor Things. Wer damit was anfangen kann und den Film, der seit Anfang im Juli im Kino zu sehen ist, verpasst hat, kann ihn bald zu Hause nachholen. Am 30. August, weniger als zwei Monate nach Kinostart, wird Kinds of Kindness unter dem Star-Label bei Disney+ erscheinen. Ich habe ihn zwar im Kino schon gesehen, freue mich aber auch darauf, ihn mit angepassten Erwartungen noch einmal zu schauen. Der nächste Lanthimos-Film mit Stone, das Remake des südkoreanischen Sci-Fi-Komödie Save the Green Planet!, wird übrigens bereits gedreht.
Falls Eure Neugier bereits geweckt wurde, hier noch der deutsche Trailer zum Film:
Quelle: Disney+ Deutschland
