Quelle: Variety
SARS-CoV-2, umgangssprachlich bekannt als Coronavirus, hat das öffentliche Leben im Westen weitgehend lahmgelegt, darunter auch den Kinobetrieb, der in zahlreichen Ländern inzwischen stillsteht. In China, wo das Virus ausgebrochen ist, wird hingegen allmählich die Rückkehr zur Normalität vorbereitet. Im ursprünglichen Epizentrum der Epidemie, Wuhan, wurden in den letzten Tagen keine neuen Fälle gemeldet (kleine Anmerkung: China registriert jedoch nur positiv getestete Fälle, die auch Symptome zeigen). Auch sonst stammen nahezu alle neuen Fälle in China in den letzten Tagen von Reiserückkehrern.
Im Januar wurden landesweit die Kinos in China geschlossen, doch vergangenes Wochenende durfte ein kleiner Teil von ihnen testweise die Pforten wieder öffnen – natürlich unter strengen Sicherheitsauflagen. In fünf Provinzen des Landes (Xinjiang, Shangdong, Sichuan, Fujian und Guangdong) waren am Freitag 486 Lichtspielhäuser offen. Bis Montag stieg die Zahl auf 507. Das sind immer noch weniger als 5% aller Kinos, die in China vor dem Virusausbruch in Bertieb waren.
Doch nur weil die Kinos offen sind, bedeutet es nicht, dass die Zuschauer sie auch besuchen. Die Einnahmen waren bislang minimal. Am Freitag haben die offenen Kinos zusammengerechnet weniger als 2000 US-Dollar umgesetzt. In den an Hongkong angrenzenden Provinzen Fujian und Guangdong wurde tatsächlich kein einziges Ticket verkauft. Die Leute haben immer noch Angst. Bei einer Umfrage haben in China zuvor 68% der Teilnehmer angegeben, dass sie erst Kinos wieder aufsuchen würden, wenn die Epidemie komplett eingedämmt ist. Das ist natürlich kein gutes Zeichen für die Kinobetreiber.
Doch was zeigen die offenen Kinos überhaupt? In China werden Kinoprogramme in aller Regel staatlich vorgegeben und das ist natürlich bei der Wiederbelebung des Kinogeschäfts nicht anders. Die China Film Group hat die ersten fünf Filme ausgewählt, die das Kinogeschäft in Gang bringen sollen. Vier davon sind chinesische Kinohits aus den letzten Jahren: American Dreams in China aus dem Jahr 2013, Der letzte Wolf aus dem Jahr 2015 sowie die Überblockbuster Wolf Warrior 2 und The Wandering Earth. Der fünfte Film ist das oscarnominierte libanesische Drama Capernaum – Stadt der Hoffnung, der letztes Jahr in China zu einem überraschenden Kassenerfolg wurde und mehr als $54 Mio dort eingespielt hat.
Auch die zweite Ladung der geplanten Releases steht fest und setzt sich aus drei chinesischen und drei englischsprachigen, aber von China mitfinanzierten Filmen zusammen. Die chinesischen Filme sind Goodbye Mr. Loser, Better Days und der Animationsstreifen White Snake. Die Hollywood-Produktionen sind Oscargewinner Green Book, Hundefilm Bailey – Ein Freund fürs Leben und dessen Fortsetzung Bailey – Ein Hund kehrt zurück.
Um den notleidenden Kinos zu helfen, haben Produzenten und Verleihe chinesischer Filme zugestimmt, auf ihren üblichen Anteil von 43% am Einspiel zu verzichten. Alle Einnahmen dürfen aktuell von den Kinos einbehalten werden. Jedoch empfiehlt die China Film Group auch den Kinos selbst, Zuschauer mit kostenlosen oder kostengünstigen Vorführungen zurück in die Lichtspielhäuer zu locken.
Des Weiteren ist demnächst in China die Veröffentlichung älterer japanischer Animes in nächster Zeit in chinesischen Kinos geplant. Haithriller-Sequel 47 Meters Down: Uncaged soll demnächst ebenfalls an die Kinos ausgeliefert werden. Außerdem plant Warner Bros. die Wiederaufführung von Harry Potter und der Stein der Weisen – in 3D und 4K. Der Film lief 2002 in chinesischen Kinos, doch damals hatte das Land nur einen Bruchteil der Kinos von heute und das Franchise erfreut sich dort großer Beliebtheit.
Verleihe zögern noch, neue vielversprechende Veröffentlichungen, die im Zuge der Krise verschoben werden mussten, neu zu terminieren. U. a. sollten Filme wie Die fantastische Reise des Dr. Dolittle, Bad Boys for Life, 1917 und Le Mans 66 – Gegen jede Chance im Februar in chinesischen Kinos starten, bevor sie vom Startplan genommen worden sind. Ob und wann sie noch anlaufen werden, bleibt offen. Es wird noch lange dauern bis der zweitgrößte Filmmarkt der Welt halbwegs zur Normalität zurückkehrt. Doch der erste Schritt ist getan.