Deutsche Kinos bleiben bis zum 10. Januar geschlossen, Wonder Woman 1984 auf unbestimmte Zeit verschoben

Foto: Kinopolis in Bonn Bad-Godesberg

Falls Ihr noch einen letzten Funken Hoffnung gehabt habt, dieses Jahr einen Fuß ins Kino setzen zu können, ist jetzt die Zeit gekommen, dass dieser erlischt. Weil Deutschland im Gegensatz zu anderen, zunächst deutlich schwerer betroffenen europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien und Großbritannien das Infektionsgeschehen nicht in den Griff kriegt, wurden die bisherigen Maßnahmen des sogenannten "Teil-Lockdowns" bis zum 10. Januar verlängert. Lediglich Mecklenburg-Vorpommern behält sich aufgrund niedriger Inzidenzzahlen vor, sich an der Verlängerung nicht zu beteiligen. Das wird am 15. Dezember beim MV-Gipfel entschieden.

Das bedeutet natürlich, dass alle für Dezember noch terminierten Kinostarts entfallen. Manche werden nach hinten verschoben werden, wie Monster Hunter bis zum 28.01.2021 oder Wonder Woman 1984 vorerst auf unbestimmte Zeit. Andere werden sicherlich demnächst direkt im Stream erscheinen – zur Freude einiger und zur Enttäuschung von Kinoliebhabern wie mir.

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Das ist bereits die zweite Verlängerung der Restriktionen, nachdem sie ursprünglich bis zum 30. November angesetzt waren, und dann bis zum 20. Dezember. Lediglich für die privaten Zusammenkünfte wird es in der Weihnachtszeit bis Silvester Lockerungen geben, während Italien gerade in der Zeit die Maßnahmen beispielsweise verschärft.

Als der Teil-Lockdown Ende Oktober beschlossen wurde, wurde angekündigt, dass die betroffenen Betriebe vom Bund eine Entschädigung im Umfang von 75% des Umsatzes aus dem selben Zeitraum im Vorjahr erhalten würden. Da offene Kinos und Theater vermutlich in der aktuellen Situation noch weniger als das eingenommen hätten, erschien das sehr fair. Mit der jüngsten Verlängerung gab es jedoch die klare Ansage, dass man die geschlossenen Betriebe ab Januar nicht länger nach Umsatz entschädigen werde. "Die Länder haben das zur Kenntnis genommen," betonte Merkel dazu.

Die Verlängerung des Teil-Lockdowns bedeutet natürlich, dass Kultureinrichtungen wie Theater, Kinos und Museen sowie die Gastronomie weiterhin auf dem Altar des Einzelhandelns, der Wirtschaft und der wahrgenommenen Befürchtung um weitreichende Eingriffe des Staates in die persönliche Freiheit geopfert werden. Letzteres bezieht sich auf die Menschen hierzulande, die noch nie erlebt haben, was echte Eingriffe eines Staates in die Freiheit seiner Bevölkerung bedeuten. Was ich mit diesen dort recht harten Worten sagen will, ist, dass hier einfach Maßnahmen verlängert werden, die jetzt seit fünf Wochen keine Wirkung gezeigt haben, weil man sich nicht traut, einen deutlich strengeren, aber dafür hoffentlich kürzeren Weg zu gehen wie beispielsweise Frankreich oder Belgien.

Stattdessen müssen ausgerechnet die Einrichtungen den Kopf hinhalten, die bislang nachweislich nicht für die Mehrheit – oder wie im Falle der Kinos weltweit – auch nur einen einzigen Infektionsfall verantwortlich gemacht werden konnten. Die Schließungen sollen ja vor allem eine Signalwirkung haben, so ein Bekannter zu mir. Welches Signal soll das sein? Dass Kultur und Gastronomie am entbehrlichsten sind? Dass man eher bereit ist, diese Stätten zu opfern, anstatt zwei bis drei Wochen lang hart durchzugreifen, um anschließend lockern zu können? In den Niederlanden sind die Kinos seit zwei Wochen wieder geöffnet, in Großbritannien seit Mittwoch. Auch in Frankreich werden noch diesen Monat die Kinos wieder öffnen dürfen, und auch Belgien lockert langsam die Einschränkungen. Diese Länder tun das, weil sie erstens keine große Gefahr sehen, die von Kultureinrichtungen ausgeht, und zweitens weil sie in der Lage waren, die Infektionszahlen zu senken.

Bei uns bleibt es aber dabei, dass die gleiche Strategie gefahren wird, die seit Anfang November dafür sorgt, dass die Zahlen zwar nicht steigen, aber auch nicht nennenswert sinken. Es ist, als würde man bei einer Diät 20 Kilo verlieren wollen und dafür auf Dessert verzichtet, ansonsten weder die Ernährung umstellt noch Sport treibt, und sich dann wundert, dass die erhofften Gewichtsverluste nicht eintreten.

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