Links: La La Land © 2016 Studiocanal
Rechts: Moonlight © 2016 A 24
Drei weitere US-Filmkritikerverbände gaben ihren Senf zum diesjährigen Oscar-Rennen dazu. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Kritikerpreise keinen unmittelbaren Zusammenhang mit den Oscars aufweisen und die Geschmäcker der Kritiker und der Industrieleute (also der Mitglieder der Academy) häufig sehr verschieden sind. Doch es zeichnen sich langsam aber sicher wahrscheinliche Kandidaten in den meisten Kategorien ab, zumindest was die Nominierungen betrifft. Wie schon die Preise der National Board of Review und des New York Film Critics Circle wurden auch die Auszeichnungen der Filmkritiker von Los Angeles, Washington DC und Atlanta hauptsächlich von drei Filmen dominiert: La La Land, Moonlight und Manchester by the Sea. Ersterer gewann zweimal als "Bester Film" und kam auf der dritten Liste auf Platz 2. Insgesamt erhielt La La Land 12 Auszeichnungen von drei Kritikerverbänden und scheint auch in den Kategorien "Beste Kamera" und "Bester Schnitt" die Favoritenrolle einzunehmen. Überraschend ist lediglich, dass Emma Stone noch keinen Preis als Hauptdarstellerin gewinnen konnte, doch in dieser Kategorie scheint es sowieso noch keinen Konsens zu geben. Moonlight wurde von der Los Angeles Film Critics Association (LAFCA) als "Bester Film" und für seine Regie prämiert und Manchester by the Sea holte zwei weitere Preise für Casey Affleck als Hauptdarsteller und eine Auszeichnung für Kenneth Lonergans Drehbuch. Nebendarstellerin Michelle Williams schaffte es immerhin einmal auf Platz 2 und einmal unter die Nominees.
Der Verlierer der Kritikerpreise scheint zwar Martin Scorsese Silence zu sein, doch man sollte im Kopf behalten, dass der Film bislang noch nicht allen Kritikern vorgeführt wurde. Eine Kuriosität dieser Kritikerpreise ist die zweifache Auszeichnung der Newcomerin Lily Gladstone für das Drama Certain Women (von der LAFCA und der Atlanta Film Critics Society). Allerdings erinnert mich das an Kristen Stewart, die vergangenes Jahr für Die Wolken von Sils Maria zahlreiche Kritikerpreise einheimste, jedoch nie eine Chance bei den Oscars hatte. Ich bezweifle, dass genug Academy-Mitglieder Certain Women gesehen haben werden.
Unten gehen wir kurz auf die einzelnen Kritikergruppen ein.
Los Angeles Film Critics Association Awards
Die LAFCA-Mitglieder schauen häufig über den Tellerrand bei ihren Auszeichnung und stimmen deshalb nur selten mit den Oscars überein. Seit 2000 gewannen lediglich zwei LAFCA-Sieger in der Kategorie "Bester Film" auch den Oscar (Tödliches Kommando – The Hurt Locker und Spotlight). Dafür sind diese Auszeichnungen ein guter Prädiktor für die Oscar-Kategorie "Beste Regie". Seit 1990 kam es lediglich in einem Jahr vor (2012 mit Paul Thomas Anderson für The Master), dass die LAFCA in der Kategorie "Beste Regie" jemanden prämiert hat, der später keine Oscarnominierung erhielt. Das ist also ein gutes Zeichen für den Preisträger Barry Jenkins. Interessant ist, dass obwohl La La Land eine Ode an Los Angeles und Hollywood ist, der Film nur in einer eher unwichtigen Kategorie gewonnen hat. Dafür reichte es fünfmal für Platz 2. Besonders erfreulich finde ich die Auszeichnung von Adam Driver für Jim Jarmusch Paterson, befürchte aber, dass die ruhige, subtile Performance im Oscar-Rennen ansonsten untergehen wird. Isabelle Hupperts Chancen wurden nach der Auszeichnungen von der LAFCA und dem NYFCC bestärkt. Deutschlands Oscarhoffnung Toni Erdmann kam bei der LAFCA auf Platz 2 in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film".
Bester Film
Moonlight
2. Platz – La La Land
Beste Regie
Barry Jenkins (Moonlight)
2. Platz – Damien Chazelle (La La Land)
Bester Hauptdarsteller
Adam Driver (Paterson)
2. Platz – Casey Affleck (Manchester by the Sea)
Beste Hauptdarstellerin
Isabelle Huppert (Elle, Alles was kommt)
2. Platz – Rebecca Hall (Christine)
Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Moonlight)
2. Platz – Issey Ogata (Silence)
Beste Nebendarstellerin
Lily Gladstone (Certain Women)
2. Platz – Michelle Williams (Manchester by the Sea)
Bestes Drehbuch
Efthymis Filippou und Yorgos Lanthimos (The Lobster)
2. Platz – Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Beste Kamera
James Laxton (Moonlight)
2. Platz – Linus Sandgren (La La Land)
Bestes Szenenbild
Die Taschendiebin
2. Platz – La La Land
Bester Schnitt
O.J.: Made in America
2. Platz – La La Land
Beste Filmmusik
La La Land
2. Platz – Jackie
Bester fremdsprachiger Film
Die Taschendiebin
2. Platz – Toni Erdmann
Bester Dokumentarfilm
I Am Not Your Negro
2. Platz – O.J.: Made in America
Bester Animationsfilm
Your Name
2. Platz – Die rote Schildkröte
Bester Nachwuchs
Trey Edward Shults und Krisha Fairchild (Krisha)
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Washington DC Area Film Critics Association
Die Filmkritiker der Washington DC Area Film Critics Association (WAFCA) geben jährlich nicht nur deren Sieger, sondern auch die Nominierungen bekannt, die einen ausführlicheren Blick auf die Favoriten ermöglichen. Sowohl bei den Nominierungen als auch bei den Auszeichnungen war dieses Jahr La La Land der große Sieger in Washington. Der Film stellte mit sieben Preisen einen neuen WAFCA-Rekord auf und hatte insgesamt neun stolze Nominierungen. Lediglich Emma Stone und Ryan Gosling zogen gegen Natalie Portman bzw. Casey Affleck den Kürzeren. Sehr gut hat auch der Thriller Hell or High Water abgeschnitten, der sechsmal nominiert war und für sein Ensemble gewann.
Bester Film
Manchester by the Sea
Arrival
Hell or High Water
Moonlight
La La Land
Beste Regie
Damien Chazelle (La La Land)
Barry Jenkins (Moonlight)
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
David Mackenzie (Hell or High Water)
Denis Villeneuve (Arrival)
Bester Hauptdarsteller
Casey Affleck (Manchester by the Sea)
Joel Edgerton (Loving)
Andrew Garfield (Hacksaw Ridge)
Ryan Gosling (La La Land)
Denzel Washington (Fences)
Beste Hauptdarstellerin
Amy Adams (Arrival)
Annette Bening (20th Century Women)
Ruth Negga (Loving)
Natalie Portman (Jackie)
Emma Stone (La La Land)
Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Moonlight)
Jeff Bridges (Hell or High Water)
Ben Foster (Hell or High Water)
Lucas Hedges (Manchester by the Sea)
Michael Shannon (Nocturnal Animals)
Beste Nebendarstellerin
Viola Davis (Fences)
Greta Gerwig (20th Century Women)
Naomie Harris (Moonlight)
Molly Shannon (Other People)
Michelle Williams (Manchester by the Sea)
Bestes Ensemble
20th Century Women
Fences
Hell or High Water
Manchester by the Sea
Moonlight
Bestes adaptiertes Drehbuch
Eric Heisserer (Arrival)
August Wilson (Fences)
Luke Davies (Lion)
Patrick Ness (Sieben Minuten nach Mitternacht)
Tom Ford (Nocturnal Animals)
Bestes Originaldrehbuch
Taylor Sheridan (Hell or High Water)
Damien Chazelle (La La Land)
Yorgos Lanthimos und Efthimis Filippou (The Lobster)
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Barry Jenkins (Moonlight)
Bester Animationsfilm
Findet Dorie
Kubo – Der tapfere Samurai
Vaiana
Sausage Party
Zoomania
Bester Dokumentarfilm
13th
Gleason
I Am Not Your Negro
O.J.: Made in America
Weiner
Bester fremdsprachiger Film
Elle
Die Taschendiebin
Julieta
The Salesman
Toni Erdmann
Bestes Szenenbild
Arrival
The Witch
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Jackie
La La Land
Beste Kamera
Arrival
Jackie
La La Land
Moonlight
Nocturnal Animals
Bester Schnitt
Arrival
Jackie
La La Land
Moonlight
Sully
Beste Filmmusik
Arrival
Jackie
La La Land
Moonlight
The Neon Demon
Beste jugendliche Darbietung
Lucas Hedges (Manchester by the Sea)
Lewis MacDougall (Sieben Minuten nach Mitternacht)
Sunny Pawar (Lion)
Hailee Steinfeld (The Edge of Seventeen)
Anya Taylor-Joy (The Witch)
Beste Stimm-Performance
Jason Bateman (Zoomania)
Aul’i Cravalho (Vaiana)
Ellen DeGeneres (Findet Dorie)
Ginnifer Goodwin (Zoomania)
Liam Neeson (Sieben Minuten nach Mitternacht)
Beste Motion-Capture-Performance
Liam Neeson (Sieben Minuten nach Mitternacht)
Mark Rylance (BFG – Big Friendly Giant)
The Joe Barber Award für beste Darstellung von Washington, DC im Kino
Jackie
Jason Bourne
Loving
Miss Sloane
Snowden
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Atlanta Film Critics Society
Die dieses Jahr neu gegründete Filmkritikervereinigung von Atlanta war ebenfalls verrückt nach La La Land und prämierte Damien Chazelles zweiten Spielfilm in vier Kategorien. Deutschlands Toni Erdmann gewann in Atlanta den Preis als "Bester fremdsprachiger Film".
Bester Film
La La Land
Beste Regie
Damien Chazelle (La La Land)
Bester Hauptdarsteller
Casey Affleck (Manchester by the Sea)
Beste Hauptdarstellerin
Annette Bening (20th Century Women)
Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Moonlight)
Beste Nebendarstellerin
Lily Gladstone (Certain Women)
Bestes Ensemble
American Honey
Bestes Drehbuch
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Bester Schnitt
La La Land
Beste Kamera
Linus Sandgren (La La Land)
Beste Musik
Cliff Martinez (The Neon Demon)
Bestes Filmlied
"Drive It Like You Stole It" (Sing Street)
Bester Dokumentarfilm
The 13th
Bester Animationsfilm
Kubo – Der tapfere Samurai
Bester fremdsprachiger Film
Toni Erdmann
Bester in Georgia gedrehter Film
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen
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