Es gibt heutzutage keinen Schauspieler, der ein besseres Händchen für hochwertige, preisgekrönte und zugleich massentaugliche Filme hat als Leonardo DiCaprio. Was Christopher Nolan als Filmemacher ist, ist DiCaprio als Schauspieler. Zusammengearbeitet haben die beiden bei Inception. Auch sonst dreht DiCaprio seine Filme inzwischen nahezu ausschließlich mit etablierten, renommierten Regisseuren wie Clint Eastwood, Martin Scorsese, Quentin Tarantino oder Alejandro G. Iñárritu. Seine Bilanz spricht für sich: Sieben seiner letzten neun Filme wurden als beste Filme ihrer jeweiligen Jahre für einen Oscar nominiert. Lediglich J. Edgar und Der große Gatsby ist dies nicht gelungen. Im Laufe seiner gesamten Karriere hat er in elf "Bester Film"-Anwärtern mitgespielt, von denen zwei den Hauptpreis bei den Oscars auch gewonnen haben. Er selbst wurde sechsmal für seine schauspielerische Leistung für einen Oscar nominiert und hat ihn für The Revenant schließlich gewonnen.
An Franchises hat DiCaprio kein Interesse. Sein Karriere-Rat an Shooting Star Timothée Chalamet (Dune) lautete: "Keine harten Drogen und keine Superhelden". Dieser Devise bleibt er treu. Seine Filme werden auch so in der Regel erfolgreich, er ist einer der letzten Schauspieler, die alleine mit ihrem Namen Menschen in die Kinos locken können, weil sie sich von seinen Filmen hohe Qualität versprechen. Auch sein nächster Film The Battle of Baktan Cross, der vom There-Will-Be-Blood– und Boogie-Nights-Regisseur Paul Thomas Anderson inszeniert wurde und bereits abgedreht ist, wird sicherlich für große Aufmerksamkeit sorgen. Der Film wird voraussichtlich im August nächsten Jahres in die Kinos kommen und trägt ein größeres Budget als die letzten vier Filme von Anderson zusammengerechnet. Mit DiCaprio in der Hauptrolle setzt Warner Bros. großes Vertrauen ins kommerzielle Potenzial des Streifens.
Doch auch der nachfolgende Film von DiCaprio steht offenbar schon fest und wird ihn mit einem weiteren gefeierten Filmemacher zusammenbringen. Laut Hollywood-Insider Daniel Richtman wird DiCaprio für Paramount unter der Regie von Damien Chazelle den legendären Motorrad-Stuntman Evel Knievel verkörpern, der für seine waghalsigen Motorradsprünge bekannt war und im Laufe seiner Karriere mehr als 400 Knochenbrüche erlitten haben soll, was ihm einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde bescherte. William Monahan schreibt das Drehbuch zur Filmbiografie. Es wird seine dritte Zusammenarbeit mit DiCaprio nach Martin Scorseses Departed – Unter Feinden, für den Scorsese und Monahan Oscars gewonnen haben, und Ridley Scotts Der Mann, der niemals lebte sein.
Auch Chazelle ist ein Oscargewinner. Nachdem er bereits mit seiner zweiten Regiearbeit Whiplash für Furore gesorgt hatte, legte er mit dem Musical La La Land einen weiteren Volltreffer nach, der ihn 2017 zum jüngsten Sieger des Regie-Oscars in der Geschichte der Academy gemacht hat, auch wenn ihm der Preis für besten Film verwehrt geblieben ist. Nach dem Doppel-Triumph von Whiplash und La La Land hatte Chazelle jedoch deutlich weniger Glück. Sein Neil-Armstrong-Biopic Aufbruch zum Mond enttäuschte trotz positiver Kritiken an den Kinokassen und erhielt Oscarnominierungen lediglich in vier technischen Kategorien. Noch schlechter hat sein Hollywood-Epos Babylon – Rausch der Ekstase abgeschnitten, der zu einem der fünf größten Kassenflops seines Jahres wurde und Paramount einen Verlust von beinahe $90 Millionen bescherte.
Nach diesem massiven Misserfolg, für den Hauptdarstellerin Margot Robbie wenig Verständnis hat, äußerte Chazelle Bedenken, ob sein nächster Film überhaupt finanziert werden würde. Nichtsdestotrotz bleibt er mit seinen nächsten Filmen bei Paramount unter Vertrag. Einer davon soll der Evel-Knievel-Bopic werden, der andere soll ein von ihm geschriebener Film sein, der Insider-Quellen zufolge in einem Gefängnis spielt und Actionelemente enthalten soll. Mehr ist darüber jedoch nicht bekannt. Chazelle selbst hat kürzlich erraten, dass er gleichzeitig zwei neue Filme entwickelt, es aber noch nicht klar sei, welcher zuerst in Produktion gehen würde.
Es wurden in Vergangenheit bereits zwei Biopics über Evel Knievel produziert. George Hamilton verkörperte ihn 1971 im Kino, "CSI"-Star George Eads spielte ihn 2004 in einem Fernsehfilm. Keiner dieser Filme war jedoch vom ähnlichen Kaliber wie ein Chazelle/DiCaprio-Film. Zuletzt war eine Miniserie über Knievel mit "This Is Us"-Darsteller Milo Ventimiglia in der Rolle geplant, wurde aber vor Drehbeginn von ihrem Sender abgesagt.
Quelle: World of Reel