Sandra Hüller in The Zone of Interest © 2023 A24
Quelle: Los Angeles Film Critics Association
Neben dem New York Film Critics Circle ist Los Angeles Film Critics Association (LAFCA) einer der renommiertesten und ältesten Filmkritikerverbände in den USA, der seit 1975 die besten Leistungen im Bereich Film auszeichnet. Im Gegensatz zu seinem Ostküsten-Pendant, der häufig größere Oscarfavoriten auszeichnet, sind die LAFCA Awards etwas alternativer und neigen dazu, anspruchsvollere, kleinere Arthouse-Kost zu prämieren und sie dadurch gelegentlich im Oscar-Rennen zu pushen. Natürlich gilt für die LAFCA Awards dasselbe wie für alle anderen Kritikerpreise: Sie haben keinen direkten Einfluss auf die Oscars, weil es keinerlei Überschneidungen der Wählerschaft gibt. Die einen sind Filmjournalisten, die anderen Filmschaffende. Nichtsdestotrotz geben Kritikerpreise häufig Aufschluss darüber, was im Oscar-Rennen hoch im Kurs steht, und lenken im Vorfeld die Aufmerksamkeit der Oscar-Wähler auf bestimmte Filme, für die sie später abstimmen.
Dieses Jahr ging der Hauptpreis der LAFCA Awards an Jonathan Glazers beklemmendes Auschwitz-Drama The Zone of Interest, das komplett aus dem Blickwinkel der Familie des KZ-Lagerkommandanten Rudolf Höss erzählt ist. Der deutschsprachige Film gewann in Cannes bereits den Großen Preis der Jury (zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals hinter der Goldenen Palme, die an Anatomie eines Falls ging) und ist Großbritanniens Einreichung für den Auslands-Oscar, wo er sich in der Vorauswahl der 15 verbleibenden Filme im Rennen befindet und aktuell als klarer Favorit für den Sieg gilt.
The Zone of Interest ist einer der bestrezensierten Filme des Jahres und könnte einer der seltenen Filme werden, der die "fremdsprachige Hürde" bei den Oscars überwindet und als "Bester Film" nominiert wird. In den letzten 20 Jahren wurden nur vier von der LAFCA ausgezeichneten Filme später nicht in der Hauptkategorie bei den Oscars nominiert. Jedoch haben nur fünf LAFCA-Sieger (Tödliches Kommando – The Hurt Locker, Spotlight, Moonlight, Parasite und Everything Everywhere All at Once) im selben Zeitraum den Oscar als bester Film auch gewonnen.
Der Filmkritikerverband von Los Angeles zeichnete The Zone of Interest in drei weiteren Kategorien aus, darunter für Jonathan Glazers Regie und für Sandra Hüllers Performance, die zudem für Anatomie eines Falls ausgezeichnet wurde. Letztes Jahr schaffte LAFCA als erster großer Kritikerverband in den USA geschlechtergetrennte Performance-Kategorien ab und prämiert stattdessen genderneutral jeweils zwei Personen in den Hauptrollen- und Nebenrollen-Kategorien. Neben Hüller wurden auch Emma Stone (Poor Things), Da’Vine Joy Randols (The Holdovers) und Rachel McAdams (Are You There God? It’s Me, Margaret) ausgezeichnet. Zumindest Randolph und Stone sind sichere Kandidatinnen für eine Oscarnominierung. Poor Things hat insgesamt sehr gut abgeschnitten. Neben zwei Auszeichnungen belegte der Film in zwei weiteren Kategorien den zweiten Platz. Den zweiten Platz als "Bester Film" belegte Oppenheimer, der jedoch überraschenderweise in keiner weiteren Kategorie auftaucht.
Die komplette Liste der desjährigen LAFCA-SiegerInnen könnt Ihr unten nachlesen: