Quelle: Variety
Warum, Hollywood, warum? Warum möchte man eine moderne, beliebte britische Serie mit einem in den USA nicht unbekannten Schauspieler in der Hauptrolle neuverfilmen? Ich bin generell kein großer Fan von Serien-Remakes, die moderne Serien betreffen, kann es jedoch in einigen Fällen zumindest nachvollziehen. Die britische Serie "Utopia" ist zwar an sich bereits großartig und braucht keine Neuadaption, doch mit David Fincher und Gillian Flynn an Bord ist die Neugier auf das Endprodukt groß und die Originalserie hatte keine in den USA bekannten Stars, was für den Erfolg etwas hinderlich gewesen wäre. Wenn AMC die schwedische Serie "Real Humans" fürs US-Fernsehen adaptiert oder eine Neuverfilmung der französischen Serie "The Returned" ("Les Revenants") geplant wird, dann kann ich das zumindest unter dem Gesichtspunkt verstehen, dass eine untertitelte Serie in den USA (wo prinzipiell Filme und Serien nicht synchronisiert werden) nicht viel Anklang finden wird. Ich sage nicht, dass ich all diese Neuadaptionen gutheiße, doch ich kann sie zumindest nachvollziehen.
Weshalb FOX jedoch eine Neuauflage der genialen britischen Krimiserie "Luther" für eine gute Idee hält, entzieht sich mir ein wenig. "Luther" ist im Original bereits eine zwar düstere, aber dennoch massenkompatible Serie und der Hauptdarsteller Idris Elba ist in den USA kein Unbekannter dank seiner Rolle in "The Wire". In Pacific Rim spielte er letztes Jahr eine wichtige Nebenrolle und sein Thriller Kein gute Tat belegte diesen Herbst Platz 1 der US-Kinocharts. Eigentlich ist "Luther" also nicht gerade eine Serie, die auch in der aktuellen Form schwer an den Man zu bringen wäre. Schließlich plant man ja auch keine Remakes von "Downton Abbey" und "Sherlock" (oder?!). Ungeachtet meiner Argumente, arbeitet FOX jetzt an dem US-Remake von "Luther" und hinter dem Projekt steckt sogar Neil Cross, der Schöpfer und Autor der Originalserie, dessen Piratenserie "Crossbones" diesen Sommer auf NBC floppte. Sogar der Hauptdarsteller Idris Elba ist involviert und wird die Serie produzieren. Er soll jedoch nicht die Titelrolle wieder übernehmen – im Gegensatz zum US-Remake von "Broadchurch", "Gracepoint", in dem David Tennant die gleiche Rolle wie im britischen Original wieder spielt. Die schwachen Quoten von "Gracepoint" schrecken FOX offensichtlich nicht davon ab, sich an einer weiteren US-Fassung einer britischen Serie zu versuchen. Wenn sie meinen…
Viel lieber wäre es mit, wenn Cross an dem versprochenen Film-Prequel zu "Luther" arbeiten würde oder gar an einer vierten Season der Originalserie, die Idris Elba selbst kürzlich überraschend in Aussicht gestellt hat. Doch mit dem US-Remake in der Mache, verliere ich immer mehr die Hoffnung, dass wir Elbas Rückkehr als DCI John Luther demnächst erleben werden.
Ich kann an dieser Stelle allen wirklich ans Herz legen, sich die drei kurzen Staffel (insgesamt nur 14 Folgen) der britischen Serie anzuschauen. Zwar bin ich kein großer Fan von Krimiserien, doch "Luther" ist keine Standardware, in der es um den Fall der Woche geht. Stattdessen ist es eine düstere Charakterstudie eines brillanten Ermittlers, der sich stets am Rande des Wahnsinns befindet und bei dem die Grenze zwischen Gut und Böse schnell verschwimmt. Für Idris Elba ist es die Rolle seines Lebens, doch genau so stark ist auch Ruth Wilson (aktuell in der Showtime-Serie "The Affair" zu sehen), die in "Luther" eine geniale Killerin und zugleich eine Seelenverwandte der Hauptfigur spielt. Ich habe ja gesagt, die Serie ist komplex!