Heute vor exakt einem Jahr feierte Christopher Nolans Oppenheimer seine Weltpremiere in Paris. Der Film eroberte nicht nur die Kinokassen, sondern auch die Begeisterung der Kritiker und ging im Oscar-Rennen früh in die Führung. Vor vier Monaten walzte er bei den 96. Academy Awards die Konkurrenz nieder und holte die begehrte goldene Statue für den besten Film (sowie mehrere weitere Auszeichnungen). Auch im Vorjahr kristallisierte sich der spätere Oscarsieger Everything Everywhere All at Once früh heraus und lief bereits im Frühjahr an.
Aktuell ist es überhaupt nicht absehbar, welcher Film die nächsten Oscars dominieren wird. Die erste Jahreshälfte hat nur wenige starke Kandidaten hervorgebracht. Sicherlich wird Dune: Part Two vielfach nominiert werden, nennenswerte Siegeschancen in den Hauptkategorien rechne ich ihm jedoch nicht zu. Auch Pixars Megahit Alles steht Kopf 2 könnte das schaffen, was seinem Vorgänger verwehrt geblieben ist, und als vierter Animationsfilm überhaupt eine "Bester Film"-Nominierung ergattern. Luca Guadagninos Challengers – Rivalen könnte bei den Oscar-Wählern punkten und Sean Bakers Cannes-Sieger Anora wird sicherlich nicht unbeachtet bleiben. Es ist jedoch viel zu früh, um eindeutige Favoriten zu benennen und viele potenzielle Kandidaten warten in der zweiten Jahreshälfte.
Hingegen gibt es im Rennen um die unrühmlichen Anti-Oscars, die Goldenen Himbeeren (auch als Razzies bekannt), schon seit Monaten einen klaren Spitzenreiter. Sonys Marvel-Verfilmung Madame Web ist ein gefundenes Fressen für alle Razzie-Wähler. Nicht nur floppte der Film im Februar gnadenlos an den Kinokassen, er hat es auch irgendwie geschafft, in der Kritik noch schlechter wegzukommen als der fünffach Razzie-nominierte Morbius mit Jared Leto. Dass Hauptdarstellerin Dakota Johnson ihr Desinteresse an der Rolle weder bei ihrer Performance noch in den Interviews zum Film verbergen konnte und wenig Positives über ihn zu sagen hatte, hat auch nicht gerade geholfen. Aktuell ist die Schauspielerin mit Daddio und Am I OK? gleich in zwei kleineren Filmen in unseren Kinos zu sehen, die daran erinnern, dass sie durchaus schauspielern kann, wenn sie in ihrem Element ist. Marvel-Verfilmungen sind es definitiv nicht.
Auch eine Besetzung aus jungen Shooting Stars wie Sydney Sweeney (Wo die Lüge hinfällt), Celeste O’Connor (Ghostbusters: Frozen Empire) und Isabela Merced (Sweet Girl) konnte den Film nicht retten.
Sein Publikum, das nicht bereit war, für das Kinoticket zu zahlen, aber dennoch neugierig war, fand der Film tatsächlich bei Netflix, wo alle Sony-Filme dank einer lukrativen Exklusiv-Vereinbarung einige Monate nach Kinostart landen. In den USA eroberte Madame Web auf Anhieb die Spitze der Netflix-Charts. Wie sich die Comicverfilmung hierzulande im Stream schlagen wird, werden wir auch bald erfahren. Die Origin-Geschichte der Hellseherin aus dem Spider-Man-Universum wird ab dem kommenden Sonntag, den 14. Juli auch in Deutschland bei Netflix zu sehen sein. Tatsächlich fand ich den Film nicht ganz so miserabel wie sein Ruf (und definitiv besser als Morbius), man kann aber zwei Stunden bei Netflix definitiv besser verbringen.
Hier noch der deutsche Filmtrailer:
Offizieller Inhalt:
"Anders als für das Genre typisch erzählt MADAME WEB die eigenständige Entstehungsgeschichte einer der mystischsten Heldinnen der Marvel Welt in einem spannungsgeladenen Action-Thriller. Dakota Johnson schlüpft darin in die Rolle der Cassandra Webb, einer Rettungssanitäterin in Manhattan, die die Fähigkeit entwickelt, in die Zukunft zu sehen… und feststellt, dass sie diese Gabe nutzen kann, um sie zu verändern. Als Cassandra Webb mit Enthüllungen über ihre Vergangenheit konfrontiert wird, knüpft sie eine Beziehung zu drei jungen Frauen, die für eine mächtige Zukunft bestimmt sind… wenn sie alle eine tödliche Gegenwart überleben."
Quelle: Netflix Deutschland