Quelle: Boxoffice
2015 war bislang wirklich ein Jahr der Superlative für das Box-Office. Von Fast & Furious 7 über Avengers: Age of Ultron bis Jurassic World und dem neusten Pixar-Streich Alles steht Kopf haben zahlreiche Filme gigantische Zahlen an den US-amerikanischen und weltweiten Kinokassen geschrieben. So gelang Jurassic World beispielsweise das beste Startwochenende aller Zeiten, ein Rekord, mit dem eigentlich keiner gerechnet hat. Nur eine Woche später folgte Pixars Alles steht Kopf mit $90 Mio in den ersten drei Tagen und damit dem besten Startwochenende aller Zeiten für einen Original-Animationsfilm – und das obwohl er das mehr als $100 Mio schwere zweite Wochenende von Jurassic World als Konkurrenz hatte.
Doch wo es Hochs gibt, gibt es auch Tiefs und nicht jedes Sequel zu einem Kassenschlager steigert sich gegenüber seinem Vorgänger, wie es Pitch Perfect 2 und Fast & Furious 7 dieses Jahr gelang. So wurde Universals phänomenale Erfolgssträhne letztes Wochenende mit dem enttäuschenden Start von Ted 2 beendet, der mit $33,5 Mio lediglich auf Platz 3 der Wochenend-Charts landete und 38% unter dem ersten Teil anlief. Auch dieses Wochenende stehen uns allem Anschein nach zwei Sequels bevor, die deutlich unter dem Niveau ihrer Vorgänger laufen werden. Magic Mike XXL und Terminator: Genisys starteten bereits am Mittwoch in den US-Kinos, wie es vor dem Unabhängigkeitstag üblich ist, und eroberten auf Anhieb die ersten beiden Chart-Positionen. Doch die Platzierungen trügen. Nach reinen Zahlen sind beide Filme deutlich unter den Erwartungen gelandet. Nur einer der beiden ist jedoch ein waschechter Flop.
Im Zweikampf zwischen dem ergrauten Arnie und dem leicht bekleideten Channing Tatum ging der jüngere Schauspieler als Überraschungssieger hervor. Mit $9,3 Mio am Starttag belegte Magic Mike XXL die Spitze. Eigentlich ganz gut für einen Film über männliche Stripper würde man meinen, doch man muss den Start in Relation sehen. Der erste Film lief 2012 mit $19,4 Mio (!) am ersten Tag an und erreichte insgesamt fast $114 Mio bei einem Budget von $7 Mio in den USA. Von diesen Zahlen kann die Fortsetzung nur träumen. Man kann auch davon ausgehen, dass die (weiblichen) Fans des Films bereits am ersten Tag die Kinos stürmten, weshalb ich nicht mit einem besonders guten Durchhaltevermögen für den Film rechne. Bis Sonntag werden hier vielleicht $35-40 Mio zusammenkommen, unter Umständen also weniger als das, was der erste Film in seinen ersten drei Tagen eingespielt hat. Ich schätze man hätte mit einem ähnlichen Abfall der Einnahmen rechnen müssen, denn der erste Film war ein Glückstreffer, der bei vielen Zuschauern eigentlich nicht sonderlich gut ankam. Die Mundpropaganda scheint beim zweiten tatsächlich besser zu sein, weil der Film sich weniger ernst nimmt, doch ein großer Rückgang ist unvermeidlich. Ich rechne nicht mit mehr als $70-80 Mio insgesamt in den USA. Ein Flop ist der Film jedoch keineswegs, denn die Produktionskosten betrugen weniger als $15 Mio. Damit ist Magic Mike XXL ein klassisches Beispiel dafür, dass eine Enttäuschung trotzdem zugleich ein kommerzieller Erfolg sein kann.
Wiederum kann man beim zweitplatzierten Film schlicht und ergreifend von einem großen Flop reden, denn hier betrug das Budget mehr als das Zehnfache. Paramount Pictures ließ $155 Mio für Terminator: Genisys springen. Damit kostete er zwar immer noch weniger als die letzten beiden Terminator-Filme (die jeweils $200 Mio verschlangen), doch Peanuts sind es auch nicht. Und das Ergebnis? Die Killermaschinen aus der Zukunft gaben sich den Strippern geschlagen und spielten sehr schwache $8,9 Mio am ersten Tag ein. Im Vergleich spielte Jurassic World an seinem 14. Tag genau so viel ein. Es gibt noch einige andere Vergleiche, die bezeugen, wie schlecht Terminator: Genisys aus den Startlöchern kam. So nahm Terminator 3 – Rebellion der Maschinen vor 12 Jahren an seinem ersten Tag $12,4 Mio ein. Dabei muss man bedenken, dass damals die Kinotickets deutlich billiger waren und der Film nicht von IMAX oder 3D profitierte. Rechnet man diese Faktoren dazu, so hat Genisys weniger als die Hälfte der Kinotickets am ersten Tag verlauft, die für Terminator 3 damals verkauft wurden. Doch gehen wir weiter – auch der allgemein von vielen gehasste, Arnie-freie Terminator: Die Erlösung spielte am Starttag deutlich mehr ein – $13,4 Mio, ebenfalls ohne den 3D- oder IMAX-Zuschlag.
Vor sechs Jahren, als der 1. Juli ebenfalls auf einen Mittwoch fiel, startete Michael Manns Public Enemies mit $8,2 Mio am ersten Tag, was zu knapp über $40 Mio bis Sonntag führte. Das ist das mehr oder weniger Beste, worauf Terminator: Genisys jetzt auch hoffen darf. Vor 12 Jahren spielte Terminator 3 noch $72 Mio im gleichen Zeitraum ein. Kurz zusammengefasst: Arnold Schwarzenegger, einst einer der größten Stars Hollywoods, ist zum Kassengift geworden. Nach The Last Stand, Escape Plan und Sabotage ist es nun der vierte US-Flop mit ihm in der Hauptrolle. Darüber hinaus scheinen die Zuschauer jeglichen Interesse am Terminator-Franchise verloren zu haben, möglicherweise bedingt durch den mies aufgenommenen vierten Film, gekoppelt mit wenig aufregenden Trailern zum neuen, die auch noch den größten Twists des Films zu verraten schienen. Die schlechten Kritiken für Genisys haben den Rest getan. Wo Nostalgie noch für Jurassic World zum Riesenvorteil wurde, hatte Terminator: Genisys davon keinerlei Nutzen.
Paramount war im Vorfeld übereifrig und hat bereits Starttermine für zwei Terminator-Fortsetzungen festgelegt (2017 und 2018), in denen Arnie ebenfalls auftreten sollte, wie er bestätigte. Ob es jetzt dazu kommen wird, ist sehr fraglich. Terminator: Genisys wird allem Anschein nach in den USA die $100-Mio-Grenze verfehlen (Jurassic World spielte in zwei Tagen mehr ein) oder nur sehr knapp schaffen. Außer der Film schlägt international wie eine Bombe ein, wird es ein weiterer gescheiterter Versuch sein, das Terminator-Franchise wiederzubeleben. Auch Terminator: Die Erlösung sollte ursprünglich den Grundstein für eine neue Trilogie legen. Es sollte nicht sein.
Auf Rang 3 landete am Mittwoch Pixars Alles steht Kopf, der $7,5 Mio an seinem 13. Tag einspielte und mittlerweile schon ein Gesamtergebnis von $208,3 Mio vorweisen kann. Nur Toy Story 3 von Pixar hat im gleichen Zeitraum mehr eingenommen und wenn alles gesagt und getan ist, wird Alles seht Kopf vermutlich alle Pixar-Filme mit der Ausnahme von Toy Story 3 und vielleicht Findet Nemo überholen. Viel wird davon abhängen, wie stark ihm die Konkurrenz von Die Minions demnächst zusetzen wird. So oder so sind ihm $300 Mio sicher (als erstem Originalfilm von Pixar seit Findet Nemo) und ich rechne mit etwa $340-360 Mio insgesamt in Nordamerika.
Jurassic World belegte zwar "nur" Platz 4, doch es gibt nichts, worüber Universal sich hier beschweren könnte. Nach einem weiteren $6-Mio-Tag liegt das Dino-Sequel bei unglaublichen $520,4 Mio in 20 Tagen. Marvel’s The Avengers spielte im selben Zeitraum seinerzeit etwa $48 Mio weniger ein! Spätestens am Samstag wird Jurassic World The Dark Knight überholen und auf Platz 4 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten in den USA aufsteigen, mit lediglich Avatar, Titanic und The Avengers vor sich. Die letzten beiden sollte er ebenfalls toppen, denn momentan sieht es für den Eventfilm nach einem Gesamteinspiel von $660-680 Mio in den USA aus. Sogar eine Chance auf $700 Mio besteht noch. Avatars $760 Mio dürften jedoch außer seiner Reichweite sein.
Ted 2 musste sich mit $3 Mio und dem fünften Platz begnügen. Nach sechs Tagen steht das Comedy-Sequel bei $44 Mio und damit immer noch knapp $10 Mio unter dem Start des ersten Films. Auch hier wird es schwer mit $100 Mio und der Film wird mehr als 50% von seinem Vorgänger abbauen – eine weitere große Enttäuschung!