Quelle: Netflix
Sechs Jahre sind bereits seit David Finchers letztem Film Gone Girl – Das perfekte Opfer vergangen. Untätig war der virtuose Filmemacher in der Zwischenzeit nicht. Er produzierte für Netflix die Serien "Love, Death & Robots" und "Mindhunter", und inszenierte sieben Folgen der letzteren selbst. Doch so gut die an seinen Film Zodiac erinnernde Serie über einige der berüchtigtsten Serienkiller der US-amerikanischen Geschichte auch war, ich denke, ich bin nicht der einzige Filmfan, der sehnlichst auf einen neuen Film von Fincher wartet. Zum Glück ist die Wartezeit bald vorüber. Finchers Schwarzweiß-Film Mank über den oscarprämierten Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz und seine Arbeit an Orson Welles' Filmklassiker Citizen Kane wird am 4. Dezember weltweit bei Netflix veröffentlicht werden.
Wie die meisten prestigeträchtigen Oscarhoffnungen des Streamers, wird Mank auch eine Kinoauswertung im kleinen Rahmen bekommen, und das bereits ab dem 13. November in den USA. International wird er kurze Zeit später in die Kinos kommen, in Australien beispielsweise am 19. November. Auch in Deutschland ist ein Kinostart des Films vorgesehen, das genaue Datum steht jedoch noch nicht fest. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Netflix den Film auch in die Kinos schickt, denn hochwertige Filme von Regisseuren wie Alfonso Cuarón, Martin Scorsese oder David Fincher möchte ich auf der Kinoleinwand erleben. Der brandneue Trailer zu Mank verspricht jedenfalls eine Perle für alle Liebhaber des alten Kinos aus der Ära, in der der Film spielt – Hollywood der späten dreißiger und frühen vierziger Jahre. Gary Oldman als alkoholkranker Hollywood-Außenseiter Mankiewicz, dem mit Citizen Kane der große Wurf gelingt, könnte glatt seinen zweiten Oscar für die Rolle kassieren. Noch mehr hoffe ich aber auf die längst überfällige Anerkennung für Fincher selbst, der für The Social Network und Der seltsame Fall des Benjamin Button zwar nominiert wurde, aber nie gewonnen hat.
Deutscher Trailer
Originaltrailer
Das große Star-Ensemble des Films umfasst Charles Dance ("Game of Thrones") als Medien-Tycoon William Randolph Hearst, auf dem Citizen Kane unsubtil beruhte, Amanda Seyfried (Mamma Mia!) als seine Geliebte Marion Davies, Lily Collins (Love, Rosie – Für immer vielleicht) als Mankiewicz' treue Sekretärin Rita Alexander, Arliss Howard (Die Kunst zu gewinnen – Moneyball) als legendärer Produzent Louis B. Mayer, Tom Burke ("Strike") als Wunderkind Orson Welles, Tuppence Middleton ("Sense8") als Mankiewicz' Ehefrau Sara und Toby Leonard Moore als Filmproduzent und Studiochef David O. Selznik. Als kleine Nebenfiguren tauchen in dem Film auch viele Stars der damaligen Ära auf, darunter Craig Robert Young als Charlie Chaplin, Sebastian Faure als Clark Gable, Michelle Twarowska als Joan Crawford, Scarlet Cummings als Bette Davis und Natalie Denise Sperl als Greta Garbo.
Es könnte eigentlich kaum passender sein, dass einer der innovativsten und einflussreichsten Filmemacher unserer Zeit einen Film über die Entstehung eines der größten Filmklassiker aller Zeiten dreht und dabei in eine andere Epoche Hollywoods eintaucht. Doch Mank ist auch ein sehr persönliches Projekt für Fincher, denn es basiert auf dem Drehbuch seines 2003 verstorbenen Vaters Jack Fincher, der es bereits in den Neunzigern geschrieben hat. Sollte er dafür posthum eine Oscarnominierung erhalten, wäre es einer der größten Abstände zwischen dem Tod einer Person und ihrer Nominierung in der Geschichte der Academy. Die Chancen, dass der Film den Nerv der Academy-Wähler treffen wird, stehen sehr gut. Die Academy liebt Filme über Hollywood und das Kino, und mehr Kino als Orson Welles und Citizen Kane geht thematisch kaum. In den Händen von Fincher und mit seinem beeindruckenden Staraufgebot gehört Mank bereits zu den frühen Favoriten des kommenden Oscar-Rennens.