Michael Apted am Set von James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug (1999) © MGM/Eon Productions
Quelle: Deadline
Der renommierte britische- Film-, Serien- und Dokumentarregisseur Michael Apted ist vergangenen Donnerstag in Los Angeles im Alter von 79 gestorben. Das teilte seine Agentur mit. Die Todesursache wurde bislang nicht angegeben.
Auch wenn manchen Filmfans Apteds Name auf Anhieb nichts sagen, mit seinen Filmen sind die meisten Cineasten vertraut. Obwohl der Hauptfokus seiner Arbeit auf kleineren Dramen und Thrillern sowie der Fernseharbeit lag, machte er auch zwei Ausflüge ins Blockbusterkino. Apted drehte den 1999 veröffentlichten (und meiner Meinung nach besten) Pierce-Brosnan-Bond Die Welt ist nicht genug (OT: The World is Not Enough). Außerdem inszenierte er Die Chroniken von Narnia – Die Reise auf der Morgenröte (OT: The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader), der 2010 als dritter und bislang letzter Narnia-Film in die Kinos kam, bevor Netflix das Franchise demnächst rebooten wird. Beide Filme hatten solide Kritiken und ebensolchen Erfolg an den Kinokassen, doch Apted hat es sich dennoch nie im Big-Budget-Bereich heimisch gemacht.
Seine ersten Erfolge feierte Apted im Fernsehen und inszenierte 1966 und 1967 acht Folgen der Kult-Soap "Coronation Street". Apted Kinofilmdebüt war das Kriegsdrama Das dreifache Echo (OT: The Triple Echo) mit Oliver Reed und Glenda Jackson. Seinen ersten großen Kinoerfolg feierte Apted mit dem Musik-Biopic Nashville Lady (The Coal Miner’s Daughter), für den Sissy Spacek als Loretta Lynn einen Oscar gewonnen hat. Zwei weitere Darstellerinnen brachte er in den darauffolgenden Jahren zu ihren Oscarnominierungen: Sigourney Weaver als Primatenforscherin Dian Fossey in Gorillas im Nebel (OT: Gorillas in the Mist) und Jodie Foster in Nell.
Nach seinem Bond-Film drehte Apted den unterschätzten Kriegsthriller Enigma – Das Geheimnis (OT: Enigma) mit Dougray Scott und Kate Winslet sowie den Thriller Genug! mit Jennifer Lopez. Mit seinem Bond-Darsteller arbeitete Apted an der Doku über die FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006, in der Brosnan als Erzähler fungierte, wieder zusammen. Apteds finaler Kinofilm wurde der Actionthriller Unlocked mit Noomi Rapace aus dem Jahr 2017, der hierzulande leider gar nicht in die Kinos kam.
In den letzten 15 Jahren drehte Apted wieder häufiger im Fernsehen. Er inszenierte mehrere Folgen der HBO-Historienserie "Rom". Außerdem arbeitete er als Regisseur an "Masters of Sex", "Ray Donovan" und "Bloodline".
Apteds zweifelsohne größtes Vermächtnis ist die britische Dokuserie "Up", die 1964 mit dem eigentlich als einmalige Sache geplanten Special Seven Up! begann. Darin wurde das Leben von 14 siebenjährigen Kindern aus unterschiedlichen Schichten der britischen Gesellschaft beleuchtet. Paul Almond inszenierte den ersten Film. Der junge Apted fungierte damals noch als sein Assistent und hatte die Aufgabe, die geeigneten Kinder zu finden. Er selbst war jedoch von der Idee fasziniert, dem weiteren Lebensverlauf dieser Kinder zu folgen und drehte seitdem alle sieben Jahre einen neuen Up-Film, in dem er zu den ursprünglichen Teilnehmern zurückkehrte. Der neunte und letzte Teil, 63 Up, wurde 2019 im britischen Fernsehen ausgestrahlt. Damals äußerte Apted noch die Hoffnung, die Reihe zu drehen, bis er bei 84 Up ankommt (er selbst wäre dann schon 99). Ob jemand 2026 für ihn übernehmen wird, oder ob die Reihe mit Apteds Tod eingestellt werden wird, ist natürlich noch unklar.
Apted war auch hinter den Kulissen der Filmindustrie sehr aktiv. Von 2003 bis 2009 war er der Präsident der US-Regiegewerkschaft Director’s Guild of America (DGA).