"Hollywood produziert doch nur noch Remakes, Sequels und Comicverfilmungen und wärmt immer wieder olle Kamellen auf."
Diesen Vorwurf hört man seitens der Filmfans immer wieder und ganz unbegründet ist er natürlich nicht. Doch zugleich lässt sich mit dem Blick auf diesjährige Kinocharts auch feststellen, dass Hollywood durchaus originelle Filme noch produziert, sie aber häufig leider kein Mensch schaut und damit einfach die falsche Botschaft an die Studios gesendet wird.
So ist Steven Soderberghs Agententhriller Black Bag mit Cate Blanchett und Michael Fassbender einer der bestrezensierten Filme des Jahres, spielte aber bei einem Budget von $50-60 Millionen weltweit bislang nur $37 Millionen ein. Der clevere und extrem kurzweilige Sci-Fi-Thriller Companion – Die perfekte Begleitung nahm immerhin seine niedrigen Kosten wieder ein, war aber mit $37 Mio Einspiel auch nicht gerade ein großer Hit. Die Actionkomödie Mr. No Pain mit Jack Quaid kam in der Kritik gut an, doch einen Monat nach ihrem Kinostart in Deutschland spielt sie in kaum einem Kino noch. Anora und Der Brutalist haben bei den Oscars abgeräumt, doch wer hat diese Filme im Kino gesehen? Und welcher Film dominiert stattdessen an den Kinocharts? Minecraft. So viel für den vermeintlichen Wunsch nach Originalität.
Das traurigste Beispiel für ein originelles Konzept, das dieses Jahr komplett an den Kinokassen gescheitert ist, ist Mickey 17. Bong Joon Hos erster Film seit seinem Oscartriumph mit Parasite hat zwar einige Längen, ist aber eine unterhaltsame und pointierte Science-Fiction-Satire mit einem großartigen Robert Pattinson in einer Doppelrolle als entbehrliche Klone auf einer Weltraummission.
Ich ziehe meinen Hut vor Warner Bros., weil das Studio dem südkoreanischen Regievisionär ein Budget von $118 Mio bereitgestellt hat, um seine schräge Vision zu verwirklichen, doch leider wird der Mut mit einem Kassenflop abgestraft. Mickey 17 kam Anfang März in die Kinos und war trotz überwiegend positiver Kritiken eigentlich nur im Heimatland seines Regisseurs halbwegs erfolgreich. Weltweit spielte der Film bislang $131 Millionen ein. Viel mehr wird nicht dazukommen, da er bereits überall gestartet ist. Nach zusätzlichen $80 Millionen an Marketingausgaben und unter Berücksichtigung des Anteils der Kinobetreiber erwartet Warner laut mehreren Quellen des Branchenblatts Variety ein geschätzter Verlust in Höhe von 75 bis 80 Millionen US-Dollar.
Als potenzieller Milliardenhit wird Minecraft das Minusgeschäft von Mickey 17 und dem Robert-De-Niro-Mafiafilm The Alto Knights für Warner mehr als wettmachen. Doch welche Botschaft kommt in Hollywood dann an? Immerhin ist Warners Horrorfilm Blood & Sinners von Ryan Coogler ebenfalls ein großer Hit und obendrein auch noch richtig gut. Es gibt also noch Hoffnung…
Quelle: Variety