Liu Yifei in Mulan © 2020 Walt Disney Pictures
Quelle: The Hollywood Reporter
Eine Sache, die ich ganz definitiv nicht vermissen werde, wenn diese Corona-Krise irgendwann vorüber ist, sind Artikel, die ich über Corona-bedingte Startterminverschiebungen von Filmen verfassen muss. Ganz ehrlich, langsam wird es wirklich sehr redundant und eintönig, und zu verdanken ist es aktuell der Unfähigkeit der US-amerikanischen Regierung und Governors diverser US-Bundesstaaten, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen.
Daher sitze ich auch hier und berichte davon, dass Disney seine Realverfilmung Mulan wieder mal vom Startplan genommen hat. Der Film sollte ursprünglich Ende März starten und wurde damals so kurzfristig vom Startplan entfernt, dass davor bereits diverse Pressevorführungen abgehalten worden sind. Bei einer davon war ich zugegen und es war die letzte Pressevorführung eines großen Films, die ich dieses Jahr bislang sehen konnte. Das ist nun vier Monate her, gefühlt war es aber in einer ganz anderen, einfacheren Zeitepoche, auch wenn meinen Kollegen und mir an dem Tag schon bewusst war, dass wir uns danach vermutlich eine ganze Weile lang nicht mehr sehen würden. Wie ich den Film fand, darf ich entsprechend einem auf unbestimmte Zeit ausgedehnten Embargo von Disney leider nicht sagen. Und das wird sich, wie es aussieht, noch lange nicht ändern.
Nachdem Disney Mulan erst sehr optimistisch für den 23. Juli in Deutschland angesetzt und dann auf den 20. August verschoben hat, ist seine Zukunft wieder einmal ungewiss. Ein neuer Starttermin wurde vorerst nicht angekündigt. Disney hat offenbar eingesehen, dass es aktuell keinen Sinn ergibt, sich in den kommenden Wochen auf irgendein Datum festzulegen, da die Situation in den USA es einfach nicht erlaubt, die wiedereröffneten Kinos in China weit unter ihrer regulären Kapazität arbeiten und Südamerika aufgrund zahlreicher Corona-Brennpunkte auch ausfällt.
Was wird nun aus Mulan werden? Der Pressesprecher von Disney äußerte sich dazu recht vage: (aus dem Englischen)
Im Laufe der letzten Monate ist es klargeworden, dass nichts in Stein gemeißelt werden kann, wenn es darum geht, wie wir Filme während einer weltweiten Gesundheitskrise veröffentlichen, und heute bedeutet das, dass wir unsere Release-Pläne für Mulan pausieren müssen, um zu evaluieren, wie wir den Film möglichst effektiv den Zuschauern weltweit präsentieren können.
Hat Disney bei den ersten Verschiebungen noch beteuert, dass Mulan auf jeden Fall in die Kinos kommen wird, klingt das Statement oben deutlich weniger bestimmt. Die besagte Evaluation könnte bedeuten, dass Disney den Film ggf. über Disney+ veröffentlichen könnte. Für die $200 Mio teure Produktion, in die das Studio sehr große Hoffnungen setzte, und die in einem normalen Jahr Potenzial zu einem weltweiten Milliardenhit gehabt hätte, wäre das alles andere als eine optimaler Ausgang, doch andererseits hat Disney in absehbarer Zeit keine anderen Optionen. Sicherlich würde Mulan die Abozahlen von Disney+ noch einmal in die Höhe schießen lassen, wie zuletzt Hamilton.
Ich könnte mir auch eine Situation vorstellen, in der Mulan in China weiterhin in die Kinos kommen wird, aber in restlichen Ländern über Disney+ veröffentlicht werden wird. Der ursprünglich geplante zeitgleiche weltweite Kinostart ist in den nächsten Monaten so gut wie ausgeschlossen. Wie Warner mit Tenet, steht Disney auch mit Mulan vor einer wenig beneidenswerten Entscheidung, bei der Schadensbegrenzung vielleicht noch die beste Option sein wird. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten.
