Links: Dominic Monaghan, Elijah Wood, Billy Boyd und Sean Astin in Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001) © New Line Cinema
Rechts: Georgie Henley, Anna Popplewell, William Moseley und Skandar Keynes in Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia (2005) © Walt Disney Pictures
Quellen: The Hollywood Reporter, The Sunday Times
Wir leben in einer Zeit, in der es mehr Serien gibt, als dass irgendjemand einen Überblick darüber behalten könnte. Obwohl ich tagtäglich über das aktuelle Seriengeschehen berichte, selbst viele Serien konsumiere, und mich auf dem Gebiet vermutlich besser auskenne als ein durchschnittlicher Zuschauer, lese auch ich immer wieder von verlängerten oder abgesetzten Serien, von denen ich zuvor noch nie gehört habe.
Doch während die Masse der Serienproduktionen riesig ist und mit der Ankunft neuer Streaming-Dienste immer weiter wachsen wird, suchen alle Anbieter nach ihrem heiligen Gral. Es ist eine Serie, die aus der Masse heraussticht und die Aufmerksamkeit der Preisverleihungen und Zuschauer gleichermaßen an sich zieht, eine Serie, die zum Gesprächsstoff wird und den Zeitgeist trifft. Es sind Serien wie "This Is Us", "The Walking Dead", "Stranger Things" und natürlich "Game of Thrones", die dieses Kriterium erfüllten, und sie sind ganz wenige unter sehr vielen.
Alle wollen die nächste "Game of Thrones" haben, und wer es sich leisten kann, scheut dabei auch keine Kosten und Mühen. Der offensichtlichste Weg, einen solchen Hit zu finden, besteht natürlich darin, andere bereits etablierte literarische Reihen mit umfangreicher Vorlage und einer gut ausgebauten Welt zu finden.
Amazon Prime setzt dabei auf J. R. R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" und seine Mittelerde-Welt. Der Streaming-Anbieter erwarb die Rechte an den Büchern von Tolkiens Nachlassverwaltung und plant aktuell eine aufwendige, ambitionierte Serie, die zeitlich vor den Ereignissen der ikonischen Roman-Trilogie spielen soll. Die Dreharbeiten werden Anfang nächsten Jahres in Neuseeland beginnen, wo bereits Peter Jacksons sechs Mittelerde-Filme entstanden sind. Will Poulter (Maze Runner), Markella Kavenagh ("Picnic at Hanging Rock") und Joseph Mawle ("Game of Thrones") wurden in den ersten Rollen besetzt. J.A. Bayona (Das Waisenhaus) wird die ersten zwei Episoden inszenieren. Die Serie stammt von den relativ unerfahrenen Autoren JD Payne und Patrick McKay, beratende Unterstützung erhalten sie allerdings von Bryan Cogman und D.B. Weiss, die bereits an "Game of Thrones" gearbeitet haben. Peter Jackson hat klargestellt, dass er an der Serie nicht beteiligt sein wird.
Netflix schnappte sich dafür die Rechte an C. S. Lewis' "Die Chroniken von Narnia". Lewis war ein enger Freund Tolkiens aus Oxford und seine etwas kindergerechteren sieben "Narnia"-Romane sind nicht minder bekannt als Tolkiens Mittelerde-Abenteuer. Von 2005 bis 2010 wurden drei "Narnia"-Romane fürs Kino verfilmt, jedoch mit sinkendem kommerziellem Erfolg von Teil zu Teil. Nichtsdestotrotz war ein vierter Film, basierend auf dem vierten Roman "Der silberne Sessel", geplant. David Magee (Life of Pi) schrieb das Drehbuch, Joe Johnston (Captain America: The First Avenger) wurde für die Regie verpflichtet. Die Verfilmung brach jedoch in sich zusammen, als Netflix die Rechte aufgekauft hat. Matthew Aldrich, der Co-Autor von Pixars oscarprämiertem Meisterwerk Coco, wurde als "Architekt" eines "Narnia"-Universums von Netflix verpflichtet, das sowohl Filme als auch Serien umfassen sollen. Allerdings hat dieses Unterfangen ansonsten keine nennenswerten Fortschritte gemacht.
Das wird jedoch sicherlich nicht so bleiben, denn sowohl Amazon als auch Netflix haben Unsummen für die Rechte an den literarischen Vorlagen bezahlt. The Hollywood Reporter enthüllte zunächst, dass beide jeweils neunstellige Summen hingeblättert haben. The Sunday Times wurde kürzlich etwas präziser. Amazon soll $250 Mio an Tolkiens Nachlassverwaltung für die Rechte geblecht haben, Netflix' Ausgaben für "Narnia" werden als "knapp weniger" angegeben, vermutlich also immer noch irgendwo im $200-Mio-Bereich. Sogar bei einer jährlichen Investition von $15 Mrd wäre eine solche Summe für ein einzelnes Franchise für Netflix immer noch extrem hoch, und sie schließt ja noch nicht die Produktionskosten ein, die sicherlich auch nicht gerade niedrig ausfallen werden. Bei solchen Ausgaben bleibt zu hoffen, dass beide Streamer dem Geist der Vorlagen auch gerecht werden.