Netflix verschuldet sich weiter

© 2019 Netflix

Quelle: Variety

Als Disney diesen Monat Pläne für den kommenden Streaming-Dienst Disney+ bekanntgegeben hat, kündigte der Medienriese an, im ersten Jahr etwa eine Milliarde US-Dollar für eigene Inhalte auszugeben. Diese Ausgaben sollen bis 2024 auf mehr als $2 Milliarden pro Jahr ansteigen.

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Das sieht auf den ersten Blick natürlich nach verdammt viel Kohle aus, verblasst jedoch im direkten Vergleich zu den jährlichen Investitionen des größten Streaming-Konkurrenten Netflix. Allein letztes Jahr gab Netflix etwa $12 Milliarden für eigene Filme und Serien aus. Dieses Jahr sollen es mehr werden. Aber lohnt sich das? Aktuell zählt Netflix fast 150 Millionen Abonnenten weltweit. Das ist natürlich sehr beeindruckend und weit vor den Erwartungen für die Reichweite von Disney+. Kürzlich hat Netflix auch weltweit die Preise für die meisten Abos etwas angehoben. Doch um die enormen Ausgaben zu decken, reicht das aktuell bei Weitem nicht aus. Also woher kommt dann das ganze Geld für die Rieseninvestitionen?

Die Antwort lautet: Schulden. Netflix ist seit vielen Jahren zutiefst verschuldet und setzt alle Hoffnungen auf langfristigen Erfolg. Aktuell verbrennt der Anbieter deutlich mehr Geld als er einnimmt und sinkt immer tiefer in die Schuldengrube. Der Streamer hat vor wenigen Tagen angekündigt, weitere $2,2 Milliarden in unbesicherten Anleihen aufzunehmen. Erst im Herbst hat Netflix bereits $2 Milliarden in neuen Schulden aufgenommen. Insgesamt ist es das siebte Mal in vier Jahren, dass Netflix mehr als eine Milliarde US-Dollar in Schulden aufnimmt. Sobald die neuen Anleihen hinzugerechnet worden sind, wird sich die Gesamtsumme der Schulden von Netflix auf $12,5 Milliarden belaufen. Allein im ersten Quartal 2019 hat Netflix bereits $135,5 Mio an Zinsen bezahlt, was etwa 3% des Gesamtumsatzes beträgt.

Dabei verfeuert Netflix das Geld immer schneller. Der Free Cash Flow des Unternehmens betrug -$460 Millionen US-Dollar. Ein Jahr zuvor belief er sich auf -$287 Millionen. Unter Free Cash Flow versteht man das dem Unternehmen zur Verfügung stehende Geld aus Umsätzen, nachdem alle Verpflichtungen ausgezahlt worden sind. Netflix geht davon aus, dass sich der Free Cash Flow für das gesamte Jahr 2019 auf minus $3,5 Milliarden belaufen wird. Autsch. Allerdings hofft das Unternehmen auch auf bessere Zahlen ab dem nächsten Jahr.

In den nächsten fünf Jahren ist Netflix dazu verpflichtet, zumindest Teile der Schulden abzubezahlen. So langsam muss also ein tragbares Konzept her, wie die Streaming-Plattform mehr Gewinne erwirtschaften kann als bisher. Sonst droht das bisherige Modell zu implodieren. Es ist cool, dass Netflix Projekte fördert, für die keine anderen Studios das Geld hergeben, doch das aktuelle Unternehmensmodell erscheint mir nicht langfristig haltbar zu sein.

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  1. […] Netflix gibt so einiges an Filmen frei; vielleicht, um sich zu profilieren weil die eigenen Produktionen nicht so ankommen wie einst erhofft oder um mit Bekanntem zu locken, weil die eigenen Produktionen nicht den Gewinn bringen und diese sich lediglich mehr und mehr verschulden. […]

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