Der französische Schauspieler Niels Arestrup, der dreimal mit dem renommiertesten Filmpreis Frankreichs, dem César, ausgezeichnet wurde, starb am Sonntag bei sich zu Hause im Pariser Vorort Ville-d’Avray. Das teilte seine Ehefrau, die Schauspielerin und Dramaturgin Isabelle Le Nouvel der Presse mit. Arestrup war 75 Jahre alt.
Der Sohn eines Dänen und einer Französin wurde 1949 in Montreuil geboren. Nachdem er beim Abitur durchgefallen war, musste er eine Reihe wenig begehrter Jobs übernehmen und schrieb sich in einen Schauspielkurs ein. Seine Schauspielkarriere begann in den frühen Siebzigern auf Theaterbühnen und im Kino. Bereits 1979 trat er im kommerziell erfolgreichsten Film seiner Karriere auf: Die Aussteigerin (OT: La Dérobade) mit Maria Schneider lockte fast 2,8 Millionen Besucher in die französischen Kinos. Zu Arestrups weiteren bekannten frühen Filmen zählen u. a. José Giovannis Unter Wölfen (OT: Les Loups entre eux) und István Szabós Zauber der Venus (OT: Meeting Venus).
Den endgültigen Durchbruch und die breite Anerkennung im Kino erreichte Arestrup erst mit seiner ersten Zusammenarbeit mit Regisseur Jacques Audiard. Audiards Der wilde Schlag meines Herzens (OT: De battre mon cœur s’est arrêté) räumte 2006 bei den Césars ab und brachte Arestrup eine Auszeichnung als Nebendarsteller ein. Diesen Erfolg konnte er vier Jahre später mit Audiards Ein Prophet (OT: Un prophete) wiederholen. Für seine Rolle als korsischer Gangsterboss wurde Arestrup wieder mit einem Nebendarsteller-César prämiert. Der Film selbst ist mit neun Auszeichnungen der drittmeistprämierte Film in der Geschichte der Césars und der größte Abräumer der letzten 30 Jahre. Bei der 82. Oscarverleihung wurde das Gefängnisdrama als bester fremdsprachiger Film nominiert.
Es war möglicherweise dieser Film, der Steven Spielberg auf Arestrup aufmerksam gemacht hat. Spielberg besetzte ihn kurz darauf in einer Schlüsselrolle in seinem Kriegsdrama Gefährten (OT: War Horse). Es blieb Arestrups größte Rolle in einem englischsprachigen Film, wobei er einige Jahre später auch an der Seite von Brad Pitt und Angelina Jolie in Jolies Regiearbeit By the Sea mitgespielt hat.
Ein Jahr nach seinem Erfolg mit Ein Prophet wurde Arestrup für Nachtblende (OT: L’Homme qui voulait vivre sa vie) ein weiteres Mal als bester Nebendarsteller für einen César nominiert. Für seine Rolle in Bertrand Taverniers Politsatire Wildes Treiben am Quai d’Orsay wurde Arestrup 2014 mit seinem dritten Nebendarsteller-César ausgezeichnet. Im Jahr darauf erhielt er seine erste und einzige César-Nominierung als Hauptdarsteller für seinen Auftritt als deutscher General Dietrich von Choltitz in Volker Schlöndorffs Theaterstückverfilmung Diplomatie. Mit Schlöndorff arbeitete Arestrup ein weiteres Mal beim Drama Rückkehr nach Montauk zusammen. Seine sechste und letzte César-Nominierung – wieder als Nebendarsteller – erhielt er 2018 für Albert Dupontels Satire Au revoir là-haut.
Seine finale Filmrolle spielte Arestrup letztes Jahr in Divertimento – Ein Orchester für alle. Auch im Fernsehen war Arestrup immer wieder zu sehen, zuletzt in der arte-Miniserie "Die schwarzen Schmetterlinge" (OT: "Les papillons noirs")
Quelle: Le Monde