Olivia Hussey Eisley, die britisch-argentinische Schauspielerin, die ihren Durchbruch 1968 mit der Rolle der Julia Capulet in Franco Zeffirellis oscarnominierter Verfilmung von William Shakespeares "Romeo und Julia" feierte, ist gestern im Alter von 73 im Kreise ihrer Familie in der kalifornischen Stadt Burbank gestorben. Die Todesmeldung wurde über die offizielle Instagram-Seite der Schauspielerin veröffentlicht. Die Todesursache wurde nicht bekanntgegeben, Hussey wurde jedoch 2008 mit Brustkrebs diagnostiziert, der 2018 wieder auftrat.
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Hussey wurde 1951 in Buenos Aires geboren. Ihr Vater war ein argentinischer Tangosänger, ihre Mutter eine englische Rechtsanwaltsgehilfin. Ihre Eltern haben sich getrennt, als sie zwei Jahre alt war und als sie sieben war, zog ihre Mutter mit ihr und ihrem jüngeren Bruder nach London. Hussey begeisterte sich bereits im jungen Alter für die Schauspielerei und ging zur Schauspielschule. Mit 13 nahm sie den Mädchennamen ihrer Mutter an und begann ihre professionelle Schauspielkarriere. Auf einer Theaterbühne im Londoner West End hat der italienische Regisseur Franco Zeffirelli sie erstmals gesehen. Weil sie seiner Meinung nach die notwendige Reife, Erfahrung und natürliche Schönheit besaß und zugleich aussah wie 14, war sie für Zeffirelli die perfekte Besetzung für die Rolle. In Shakespeares Stück ist Julia tatsächlich erst 13 Jahre alt, auch wenn sie in den meisten Adaptionen von deutlich älteren Schauspielerinnen dargestellt wurde.
Hussey setzte sich gegen 500 Mitbewerberinnen durch und wurde mit 15 in Romeo und Julia (OT: Romeo and Juliet) besetzt. Weil sie und ihr ein Jahr älterer Co-Star Leonard Whiting in dem Film Nacktszenen absolviert haben, sorgte der Film für Kontroverse. Fünfzig Jahre später verteidigte Hussey die Nacktszene, die sie als "notwendig" für den Film und "geschmackvoll inszeniert" beschrieben hat. Nichtsdestotrotz reichten Whiting und sie 2022 eine Klage gegen Paramount Pictures ein und forderten 100 Millionen US-Dollar Schadensersatz für das emotionale Trauma, das durch die Nacktszenen verursacht worden sei, die laut der Klageschrift ohne ihr Einverständnis gedreht wurden, nachdem ihnen versprochen worden sei, dass man sie in dem Film nicht nackt sehen würde. Die Klage wurde jedoch abgewiesen.
Zeffirellis Romeo und Julia wurde zu einem großen Hit und gilt bis heute als eine der besten der zahlreichen Verfilmungen des Stücks. Vor allem beim jungen Publikum kam der Film gut an, weil die Hauptfiguren erstmals vorlagengetreu von Teenagern verkörpert wurden. Bei den Oscars wurde der Film viermal nominiert, darunter als "Bester Film" und für Zeffirellis Regie. Er gewann die Oscars für die Kameraarbeit und die Kostüme. Hussey und Whilting wurden jeweils mit einem Golden Globe als beste Newcomerin bzw. Newcomer ausgezeichnet.
Ihre zweitberühmteste Rolle spielte Hussey 1974 im kanadischen Slasher Black Christmas, der unter dem Titel Jesse – Die Treppe in den Tod in Deutschland erschienen ist und inzwischen zweimal neu verfilmt wurde. Black Christmas kam vier Jahre vor John Carpenters Halloween in die Kinos und gilt als Prototyp des Slashergenres.
Vier Jahre später war Hussey Teil des Ensembles der Agatha-Christie-Verfilmung Tod auf dem Nil (OT: Death on the Nile) mit Peter Ustinov in der Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot.
Trotz dieser Erfolge konnte Husseys Schauspielkarriere nach den Siebzigern an ihre frühen Erfolge nicht anknüpfen. Im direkt fürs Fernsehen produzierten Psycho IV – The Beginning verkörperte Hussey 1990 Norma Bates, die Mutter des von Anthony Perkins gespielten Norman Bates. Außerdem trat sie neben Clint Howard im schwarzhumorigen Horror-Kultfilm Ice Cream Man auf. Ihre finale Filmrolle spielte sie 2015 neben ihrer Tochter India Eisley in Social Suicide, der von "Romeo und Julia" inspiriert war. Für den Film stand sie erstmals seit Zeffirellis Romeo und Julia wieder mit ihrem Co-Star Leonard Whiting vor der Kamera.
Quelle: Olivia Hussey Instagram