Christopher Nolans Oppenheimer hatte eine erstaunlich kurze Drehzeit

Cillian Murphy in Oppenheimer © 2023 Universal Pictures

Quellen: Washington Post, Marc Maron’s WTF Podcast

Barbie dominierte weltweit die Kinocharts vergangenes Wochenende, doch man kann nicht genug betonen, wie beeindruckend der parallele Start von Christopher Nolans Oppenheimer war. Während Barbie bei all den satirischen Untertönen des Films immer noch eine heitere, locker-flockige und absolut jugendfreie Komödie basierend auf der meistverkauften Puppe aller Zeiten ist, ist Oppenheimer ein dreistündiges, zum Teil schwarzweißes biografisches Drama mit einem restriktiven R-Rating in den USA, das keine großen Actionszenen hat und größtenteils in Besprechungs- oder Laborräumen spielt. Dass dieser Film dennoch weltweit mehr als $170 Mio zum Start eingespielt hat, davon rund $81 Mio in Nordamerika alleine, ist unglaublich. In den meisten Ländern kam der Film besser aus den Startlöchern als Nolans Dunkirk, Tenet, Interstellar oder Inception – vier Filme, die ich allesamt als massenkompatibler bezeichnen würde. Allein in Deutschland verfolgten zum Start rund eine halbe Million Kinogänger den Bau der ersten Atombombe im Kino.

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Vielleicht weckte der aktuelle Krieg in Europa und die mit ihm verbundenen sehr realen Ängste vor einem atomaren Konflikt das Interesse daran, wie die Menschheit überhaupt in Besitz dieser verheerenden Waffe kam. Vielleicht ist es aber auch einfach der Ruf eines visionären Filmemachers, den Nolan sich verdient hat, dem die Zuschauer in die Kinos folgen. Und der Barbenheimer-Hype hat sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen. Bei Universal ist man sicherlich heilfroh, dass Nolan das Studio als seinen neuen Hafen wählte, nachdem er Warner nach 20 Jahren den Rücken gekehrt hatte. Gab es anfangs noch Zweifel, ob die Filmbiografie eines Physikers wirklich $100 Mio Budget rechtfertigt, wurden diese spätestens letztes Wochenende zerstreut, denn Oppenheimer wird seine Kosten schnell wieder einnehmen und Universal nach Super Mario Bros. einen weiteren großen Kassenschlager bescheren.

Nolan ist ein sehr effizienter Filmemacher, der genau weiß, was er will und trotz seiner häufig üppigen Budgets nie verschwenderisch ist. Er verzichtet bekanntlich auf Second-Unit-Regie, weil er bei allen Aufnahmen seines Films selbst anwesend sein möchte, und hält auch nichts von langen Vorbereitungszeiten der Produktionen. Zwar ist Oppenheimer vermutlich sein "kleinster" Film seit Prestige – Meister der Magie, er ist dennoch eine massive IMAX-Produktion mit der längsten Laufzeit von Nolans Karriere gewesen. Nichtsdestotrotz betrug die komplette Pre-Production lediglich zwölf Wochen und der eigentliche Dreh sogar nur 57 Tage, wie Hauptdarsteller Cillian Murphy kürzlich enthüllt hat: (aus dem Englischen)

Wir haben den Film unglaublich schnell gedreht. Wir haben ihn in 57 Tagen gemacht. Das Tempo war irre.

Es ist tatsächlich die kürzeste Drehzeit eines Nolan-Films seit Memento gewesen. Zum Vergleich: Für Inception und Interstellar benötigte er jeweils rund fünf Monate, Tenet drehte er in 96 Tagen ab und Dunkirk in 68 Tagen.

Wie hat er das geschafft? Mit höchster Effizienz. Nolan hat sehr klare und strikte Regeln an seinem Set. Handys sind unerwünscht, damit es keine Ablenkung gibt, und die Schauspieler sollen jeden Tag komplett im Kostüm als ihre Charaktere am Set erscheinen. Vor drei Jahren kursierte sogar das Gerücht herum, dass Nolan Stühle an seinen Sets verboten hatte, damit niemand faul herumsitzt. Das hat sein Pressesprecher jedoch zurückgewiesen. Lediglich Nolan selbst nutze seinen Stuhl nie. Der Regisseur ist jeden Tag um sieben Uhr morgens zum Frühstück am Oppenheimer-Set erschienen. Hohes Drehtempo jeden Tag war ihm wichtig, damit die Schauspieler dennoch genug Schlaf bekommen und am Ende des Tages Zeit für ihre Familien haben.

Wie auch immer er das macht, es scheint zu funktionieren. Kritiker und Zuschauer sind begeistert von Oppenheimer und der Film wird jetzt schon als einer der größten Oscarkandidaten des Jahres gehandelt.

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