Oppenheimer ist der kommerziell erfolgreichste Oscarsieger seit 20 Jahren

Cillian Murphy in Oppenheimer © 2023 Universal Pictures

Quelle: The Numbers

Man muss Christopher Nolans Filme nicht mögen, aber es ist unmöglich, den Filmemacher nicht zu bewundern. Sein Potenzial zeigte er schon früh mit dem genialen, rückwärts erzählten Psychothriller Memento, der ihm seine erste Oscarnominierung als Drehbuchautor eingebracht hat. Mit The Dark Knight inszenierte er die einflussreichste Comicverfilmung aller Zeiten, die zahlreiche Nachahmer als Blockbuster-Blaupause nutzten. Filme wie Inception, Interstellar und Dunkirk zementierten seinen Ruf als Meister des großen, bildgewaltigen Kinos. Seine Filme dreht er mit großformatigen IMAX-Kameras – natürlich auf Film und nicht digital. Von Streaming hält er herzlich wenig. Kein anderer lebender Regisseur verbindet heutzutage Kunst und Kommerz so gut wie er. Mit seinem Namen alleine lockt er Millionen Filmfans in die Kinos. Nolan dreht Filme für die Massen, verliert aber nie den Anspruch aus dem Blick.

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Trotz seiner frühen Nominierung für Memento hatte er lange keinen leichten Stand bei den Oscarwählern. Für einen kleinen Skandal sorgte die Auslassung von The Dark Knight in den wichtigen Oscarkategorien "Film", "Regie" und "Drehbuch", die letztlich zur Erweiterung der Nominierungszahl von fünf auf zehn führte. Nicht minder unbegreiflich war, dass Nolan für die Regie von Inception nicht nominiert wurde. Seine erste Regie-Nominierung erhielt er tatsächlich erst für Dunkirk, hatte aber gegen Guillermo del Toro und Shape of Water keine Chance.

Zum Glück ist Nolan das Schicksal von Regielegenden wie Alfred Hitchcock und Stanley Kubrick, die nie einen Oscar gewonnen haben, erspart geblieben. Sonntagnacht erhielt er für Oppenheimer die begehrte Auszeichnung als bester Regisseur und als Produzent auch für den besten Film. Mit 13 Nominierungen und zahlreichen Kritiker- und Industrie-Preisen ging Oppenheimer als haushoher Favorit in die Oscarnacht und gewann insgesamt sieben Goldjungs.

Mit dem Sieg für Oppenheimer krönte die Academy erstmals seit 20 Jahren einen waschechten Blockbuster. Als ich Oppenheimer erstmals bei der Pressevorführung gesehen habe, hätte ich es mir nicht erträumen können, dass der Film nicht nur Kritiker, sondern auch das Massenpublikum begeistern würde. Ein dreistündiges, dialoglastiges, teilweise schwarzweißes Drama mit einer einzigen Explosion wirkte auf mich nicht wie ein Mainstream-Hit, doch ich habe mich getäuscht. Ob es an der wieder entflammten Angst vor dem Nuklearkrieg, dem Barbenheimer-Hype oder Nolans Namen lag – Oppenheimer traf zielsicher den Nerv der Kinogänger:innen und den Zeitgeist. Auch viele junge Zuschauer, die sich sonst nie in einen vergleichbaren Film verirrt hätten, wollten Oppenheimer sehen. Wie Barbie, wurde auch Oppenheimer letzten Sommer zu einem Film, den man sehen musste, um mitreden zu können.

In IMAX-Kinos sorgte der Film wochenlang für ausverkaufte Vorstellungen. In Metropolen wie New York und London zeigten IMAX-Kinos Oppenheimer anfangs buchstäblich rund um die Uhr, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Bis heute spielte der Film weltweit knapp 961 Millionen US-Dollar ein. Damit hat er alle bisherigen Nolan-Filme außer The Dark Knight und The Dark Knight Rises an den Kinokassen überholt. Der Erfolg ist umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Film in den USA ein R-Rating, also eine Altersfreigabe ab 17 Jahren erhalten hat. In Deutschland hat Oppenheimer bislang rund 4,18 Millionen Kinotickets verkauft, mehr als jede andere Regiearbeit von Nolan.

Oppenheimer ist umsatzstärkste "Bester Film"-Oscarsieger seit Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs. Tatsächlich hat in der Zwischenzeit kein einziger Oscarsieger mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar eingespielt. Der erfolgreichste "Bester Film"-Gewinner aus diesem Zeitraum war The King’s Speech mit $427 Mio. Lässt man die Inflation außer Acht, ist Oppenheimer der dritterfolgreichste Oscarsieger überhaupt nach Titanic und Die Rückkehr des Königs. Forrest Gump ist der einzige weitere Oscarfilm mit mehr als einer halben Milliarde US-Dollar Einspiel.

Wird Oppenheimer nach seinem siebenfachen Oscarsieg die Milliarde noch knacken? Das wird wohl davon abhängen wie der Film diesen Monat in Japan laufen wird. Dort startet er am 15. März und ist aufgrund seines für die Japaner sehr heiklen Themas eine absolute Wildcard.

Habt Ihr Oppenheimer bereits im Kino gesehen, und wenn ja, wie oft?

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