And the Oscar goes to: Die Gewinner der 88. Academy Awards stehen fest!

Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences

Soeben ging in Los Angeles die Verleihung der 88. Academy Awards, gemeinläufig auch als die Oscars bekannt, zu Ende. Nach einem spannenden und knappen Oscar-Rennen war die Bekanntgabe der Gewinner relativ überraschungsarm und das Internet hat jetzt einen Meme weniger, denn Leonardo DiCaprio hat endlich seinen ersten Oscar gewonnen. Zum Schluss gab es aber doch eine Überraschung, denn als es ganz danach aussah, dass The Revenant den Oscar als "Bester Film" nach Hause mitnehmen dürfe, setzte sich tatsächlich der Kritkerliebling Spotlight durch.

Hier findet Ihr alle Nominierungen im Überblick und unten die diesjährigen Sieger:

Bester Film

Spotlight

Beste Regie

Alejandro González Iñárritu (The Revenant – Der Rückkehrer)

Bester Hauptdarsteller

Leonardo DiCaprio (The Revenant – Der Rückkehrer)

Beste Hauptdarstellerin

Brie Larson (Raum)

Bester Nebendarsteller

Mark Rylance (Bridge of Spies – Der Unterhändler)

Beste Nebendarstellerin

Alicia Vikander (The Danish Girl)

Bestes Originaldrehbuch

Tom McCarthy & Josh Singer (Spotlight)

Bestes adaptiertes Drehbuch

Adam McKay & Charles Randolph (The Big Short)

Bester fremdsprachiger Film

Son of Saul

Bester Animationsfilm

Alles steht Kopf

Beste Kamera

Emmanuel Lubezki (The Revenant – Der Rückkehrer)

Bester Schnitt

Mad Max: Fury Road

Beste Kostüme

Mad Max: Fury Road

Bester Dokumentarfilm

Amy

Bester Dokumentar-Kurzfilm

A Girl in the River: The price of Forgiveness

Bestes Makeup & Hairstyling

Mad Max: Fury Road

Beste Filmmusik

Ennio Morricone (The Hateful 8)

Bestes Filmlied

"Writing’s on the Wall" (Spectre)

Bestes Szenenbild

Mad Max: Fury Road

Bester animierter Kurzfilm

Bear Story

Bester Kurzfilm

Stutterer

Bester Tonschnitt

Mad Max: Fury Road

Bester Ton

Mad Max: Fury Road

Beste visuelle Effekte

 Ex Machina
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Fazit

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Besonders wenn der Großteil der Gewinner recht vorhersehbar ist, steht und fällt der Unterhaltungswert der Oscarverleihung mit der Moderation und es freut mich zu sagen, dass Chris Rock eine deutliche Steigerung gegenüber den letzten Jahren war, insbesondere den Totgeburt-Moderationen von Ellen DeGeneres oder Seth MacFarlane. Zugegeben, #OscarsSoWhite als Aufhänger für nahezu alle Gags hat sich spätestens nach der Hälfte der Veranstaltung abgenutzt und der Girl-Scout-Cookies Moment war genau so seltsam wie die gelieferte Pizza vor zwei Jahren. Aber alles in allem besaß Rock die nötige Dreistigkeit, um die Rassismus-Thematik gekonnt aufs Korn zu nehmen.

Die Verteilung der Oscars, wenn auch nicht gänzlich überraschend, war sehr interessant dieses Jahr und zeigte, dass manche Statistiken sich zur Vorhersage sehr gut bewähren. So bleibt es weiterhin, dass noch nie zwei Filme von einem Regisseur bei den Oscars hintereinander gewonnen haben. Dafür wurde Alejandro González Iñárritu erst zum dritten Regisseur in 88 Jahren Academy-Geschichte, der den Regie-Oscar zwei Jahre in Folge gewinnen konnte. Mitsamt seiner drei Oscars für Birdman besitzt der Mexikaner jetzt insgesamt vier goldene Statuen. Insgesamt gewann The Revenant drei Oscars und es sah kurz wirklich ganz danach aus, als würde der Film auch als in der Königsklasse als Sieger hervorgehen. Doch hier setzte sich Spotlight durch und wurde zum ersten Film seit Die größte Schau der Welt vor 63 Jahren (!), der neben dem "Bester Film"-Oscar nur einen einzigen weiteren Oscar gewinnen konnte. Das ist das beste Beispiel dafür, dass das Ganze häufig mehr ist, als die Summe seiner Teile. Mich persönlich hat es sehr gefreut, denn Spotlight ist ein wichtiger, meisterhaft gemachter und grandios gespielter Film. Zudem finde ich The Revenant maßlos überschätzt und hätte Iñárritu wirklich nicht einen weiteren Doppelsieg gegönnt.

Die meisten Oscars des Abends gingen jedoch an Mad Max: Fury Road, der sich in sechs technischen Kategorien gegen The Revenant durchsetzen konnte.

Ein weiteres Beispiel für aussagekräftige Statistiken kam zum Tragen, als Sylvester Stallone den Erwartungen zum Trotz für Creed nicht ausgezeichnet wurde, sondern Mark Rylance für Bridge of Spies. Stallone mag den Golden Globe und den Critics Choice Award gewonnen haben, doch als Kritikerpreise sind diese im Hinblick auf die Oscars eben bedeutungslos. Von der Schauspielergewerkschaft und der BAFTA wurde er nicht nominiert und noch nie hat ein Schauspieler ohne zumindest eine dieser Nominierungen den Oscar gewonnen. Der Statistik nach war Mark Rylance tatsächlich der einzige wahrscheinliche Kandidat und so kam es letztlich auch. So schade es um Stallone auch ist, Rylance hat ebenfalls eine meisterhafte und oscarwürdige Leistung abgeliefert.

Die größte WTF-Überraschung des Abends  war zweifelsohne der Sieg von Ex Machina für die besten Effekte. Es war das erste Mal seit 45 Jahren, dass ein Film den Effekte-Oscar gewonnen hat, ohne als "Bester Film" nominiert gewesen zu sein, obwohl in direkter Konkurrenz "Bester Film"-nominierte Filme waren. Außerdem ist Ex Machina mit $15 Mio Budget (inflationsbereinigt) der kostengünstigste Film aller Zeiten, der von der Academy je für seine Effekte nominiert wurde. Dass er sich gegen Mad Max und Star Wars durchsetzen würde, hätte niemand erwartet Der Film macht wirklich das Beste aus seinen Mitteln und hat eine eindrucksvolle Ästhetik, aber seien wir mal ehrlich – den Oscar hat er gegen Mad Max, The Revenant und Star Wars nicht wirklich verdient.

Für mich persönlich war der schönste Moment des Abends Ennio Morricones lange überfällige und (im Gegensatz zu DiCaprio) für die nominierte Arbeit an The Hateful 8 verdiente Auszeichnung. Man konnte dem Veteran unter Filmkomponisten anmerken, wie berührt er von dem Sieg war, mit dem er in seinem Alter ermutlich nicht mehr gerechnet hat. Dass er dabei auch für eins seiner wirklich besten Werke prämiert wurde, macht es umso schöner.

Was meint Ihr zu den Siegern und Verlierern der diesjährigen Oscars?

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  1. Der Hauptpreis für Spotlight stellt für mich noch am ehesten ein
    Ärgernis dar – obwohl ich den Film insgesamt mochte, hatte ich nicht das
    Gefühl, einen stilistisch oder inhaltlich herausragenden, in
    irgendeiner Form für die Filmgeschichte bedeutsamen Film zu sehen. Der
    Trend der Academy setzt sich also fort, etwas selbstgerechte, zornig
    politische Filme als besten Film zu küren, um sich damit wichtig zu
    machen. Hierdrin liegt auch ein Grund für den Abwärtstrend in den Quoten
    bei gleichbleibender Häme für den Oscar-Zirkus vom ernstzunehmenden
    Feuilleton. Die Academy verkennt ihren Kern – es ist eine
    Unterhaltungsvorstellung, bei der unsagbar reiche Menschen einander
    Trophäen geben für Filme, in denen Millionäre so tun, als hätten sie
    echte Probleme. Den "Besten Film" an einen vergleichsweise kleinen,
    politisierten Film zu verleihen, ist somit nichts als
    Etikettenschwindel. Der Umstand, dass dies nun schon zum dritten Mal
    innerhalb von vier Jahren geschieht, ärgert mich mehr als die
    eigentliche Auszeichnung für Spotlight.
    Normalerweise interessieren mich die Dokumentarfilm-Kategorien einen feuchten Kehricht, aber hier hätte ich mir wiederum dieses Jahr etwas Politisierung gewünscht. Schon wieder eine Musik-Doku zu küren statt der überfälligen Würdigung von Joshua Oppenheimers Meisterleistung? Meh.

    Ansonsten bin ich mit der Verleihung ziemlich zufrieden. Insbesondere dass es in den Nebendarsteller-Kategorien das favorisierte Resultat Rylance &
    Vikander gegeben hat, hätte ich gar nicht zu hoffen gewagt. Nichts gegen
    Stallone, vielleicht gibt es ja nochmal eine Chance. Möglicherweise
    überstrahlt für die Academy der Umstand, dass sich seine Filmographie zu
    über 80% aus indiskutabel schlechten Filmen zusammensetzt.

    Der Hauptdarstellerpreis für Leo mag das Internet erschüttern, aber nach der
    bisherigen Award-Season darf davon keiner wirklich überrascht sein.
    Schauspielerisch geht das völlig in Ordnung, auch wenn man dann die
    gleichwertige Performance Tom Hardys ebenfalls hätte küren können.
    Großen Respekt an Cranston, Fassbender und den gar nicht erst
    nominierten Ian McKellen ("Mr Holmes"), welche die Auszeichnung in einem
    normalen Jahr ebenfalls verdient gehabt hätten.

    Am liebsten hätte ich The Revenant als besten Film und George Miller als besten Regisseur gesehen, aber das war ein unwahrscheinliches Szenario. Ich gönne
    Inarritu aber seinen bereits vierten Oscar sehr, Miller hat ja schon einen für Happy Feet.

    Was ich außerdem klasse fand:
    – den Spezialeffekte-Oscar für Ex Machina! Eine kleine Anerkennung für einen der drei besten Filme des Jahres.

    – Chivo makes it three in a row – alles andere wäre auch ein Skandal
    gewesen, Lubezkis Kamerarbeit in The Revenant ist ein Highlight seiner
    Karriere wie auch seiner Zunft generell.

    – Ennio Morriconnes späte Krönung! In den letzten Wochen läuft der Hateful 8-Soundtrack bei mir rauf und runter.

    – Und: die sechs Oscars für Mad Max Fury Road. Es gab wohl noch nie so
    einen badass Oscaranwärter, und der Siegeszug in den technischen
    Kategorien ist absolut verdient. Besonders gefreut hat mich, dass der
    wunderwunderschöne Schnitt von Margaret Sixel die Anerkennung gefunden
    hat, die er verdient. Neben Chivos Kamerarbeit die größte technische
    Leistung dieses Jahr. Zum Glück ist es nicht Hank Corwin geworden, The
    Big Short hat meinen Augen echt wehgetan.

    2015 war unterm Strich ein solides Kinojahr, besser als 2013, schwächer als 2012 und 2014. In jedem Fall hat es wieder mal Spaß gemacht, in diesem Jahr ein Filmfan zu sein!

    PS: Wer The Revenant nicht mag oder für "maßlos überschätzt" hält ist ist ein Stadtmensch 😛

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