Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences
Eine weitere Oscar-Saison ist vorüber und sie endete so, wie man es bereits seit Wochen vorausahnen konnte: mit La La Land als größtem Sieger der Nacht….bis – in dem peinlichsten Moment, den ich in den 18 Jahren, in denen ich die Oscars bereits live schaue, miterlebt habe – der finale Oscar in der Kategorie "Bester Film" falsch angekündigt wurde. Nachdem die Produzenten und die Crew von La La Land bereits die Bühne betraten und die Dankesreden begonnen haben, entdeckten sie selbst den Fehler: Moonlight hat den Hauptpreis eigentlich gewonnen und Warren Beatty und Faye Dunaway, die die Auszeichnung präsentierten, erhielten zuvor den falschen Umschlag. Während ich diese bizarre Entwicklung noch verdaue, hier ein Blick auf alle Nominierungen und Sieger (in grün):
Bester Film
Arrival
Fences
Hacksaw Ridge
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen
Hell or High Water
La La Land
Lion
Manchester by the Sea
Moonlight
Beste Regie
Denis Villeneuve (Arrival)
Damien Chazelle (La La Land)
Mel Gibson (Hacksaw Ridge)
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Barry Jenkins (Moonlight)
Bester Hauptdarsteller
Andrew Garfield (Hacksaw Ridge)
Viggo Mortensen (Captain Fantastic)
Denzel Washington (Fences)
Casey Affleck (Manchester by the Sea)
Ryan Gosling (La La Land)
Beste Hauptdarstellerin
Isabelle Huppert (Elle)
Emma Stone (La La Land)
Natalie Portman (Jackie)
Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)
Ruth Negga (Loving)
Bester Nebendarsteller
Mahershala Ali (Moonlight)
Jeff Bridges (Hell or High Water)
Michael Shannon (Nocturnal Animals)
Dev Patel (Lion)
Lucas Hedges (Manchester by the Sea)
Beste Nebendarstellerin
Naomie Harris (Moonlight)
Octavia Spencer (Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen)
Viola Davis (Fences)
Michelle Williams (Manchester by the Sea)
Nicole Kidman (Lion)
Bestes Originaldrehbuch
Taylor Sheridan (Hell or High Water)
Damien Chazelle (La La Land)
Yorgos Lanthimos und Efthimis Filippou (The Lobster)
Kenneth Lonergan (Manchster by the Sea)
Mike Mills (20th Century Women)
Bestes adaptiertes Drehbuch
Eric Heisserer (Arrival)
August Wilson (Fences)
Allison Schroeder und Theodore Melfi (Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen)
Barry Jenkins und Tarell Alvin McCraney (Moonlight)
Luke Davies (Lion)
Bester fremdsprachiger Film
Toni Erdmann
Tanna
Ein Mann namens Ove
Unter dem Sand
The Salesman
Bester Animationsfilm
Zoomania
Kubo – Der tapfere Samurai
Mein Leben als Zucchini
Die rote Schildkröte
Vaiana
Beste Kamera
Bradford Young (Arrival)
James Laxton (Moonlight)
Linus Sandgren (La La Land)
Rodrigo Prieto (Silence)
Greig Fraser (Lion)
Bester Schnitt
Hacksaw Ridge
La La Land
Arrival
Hell or High Water
Moonlight
Beste Kostüme
Jackie
Allied – Vertraute Fremde
Florence Foster Jenkins
La La Land
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Bester Dokumentarfilm
I’m Not Your Negro
O.J.: Made in America
13th
Seefeuer
Life, Animated
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Die Weißhelme
Joe’s Violin
Extremis
Watani: My Homeland
4.1 Miles
Bestes Makeup & Hairstyling
Suicide Squad
Ein Mann namens Ove
Star Trek Beyond
Beste Filmmusik
Justin Hurwitz (La La Land)
Dustin O’Halloran und Hauschka (Lion)
Mica Levi (Jackie)
Thomas Newman (Passengers)
Nicholas Britell (Moonlight)
Bestes Filmlied
"City of Stars" (La La Land)
"Audition ("The Fools Who Dream") (La La Land)
"How Far I’ll Go" (Vaiana)
"The Empy Chair" (Jim: The James Foley Story)
"Can’t Stop This Feeling" (Trolls)
Bestes Szenenbild
La La Land
Passengers
Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
Arrival
Hail, Caesar!
Bester animierter Kurzfilm
Piper
Borrowed Time
Pear Cider and Cigarettes
Pearl
Die blinde Vaysha
Bester Kurzfilm
La Femme et le TGV
Sing
Silent Nights
Timecode
Enemies Within
Bester Tonschnitt
Hacksaw Ridge
Sully
Deepwater Horizon
La La Land
Arrival
Bester Ton
Hacksaw Ridge
Arrival
La La Land
13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi
Rogue One: A Star Wars Story
Beste visuelle Effekte
Rogue One: A Star Wars Story
Passengers
The Jungle Book
Kubo – Der tapfere Samurai
Doctor Strange
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Fazit
Es war eine Verleihung, wie man sie eigentlich vorausahnen konnte. Eine souveräne, wenn auch stets auf Nummer sicher spielende Moderation des Late-Night-Meisters Jimmy Kimmel (mit obligatorischem Matt-Damon-Trolling und sogar einer Oscars-Sonderausgabe der Mean Tweets), zahlreiche Seitenhiebe auf US-Präsident Donald Trump, mehrere mal subtilere, mal offenere politische Statements und die Gewinner in den großen Kategorien, die sich seit Wochen abgezeichnet haben.
Und dann kam das Ende der Veranstaltung, das in die Oscargeschichte eingehen wird. Worte werden dem nicht gerecht, was sich da abgespielt hat, hier also noch einmal der unrühmliche Moment, in dem der monumentale Fehler aufgedeckt wird:
https://youtu.be/09rDnd9wFQI
Obwohl manche vielleicht den Patzer bei Warren Beatty sehen werden (à la Steve Harvey bei Miss Universe), ist es recht offensichtlich, dass ihm der falsche Umschlag in die Hände gedrückt wurde, der für die Gewinnerin der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin". Da es aber zufälligerweise Emma Stone für La La Land war und der Filmtitel dann vorgelesen wurde, gingen alle einfach davon aus, dass der haushohe Favorit gewonnen hat. Das Staunen wäre von Anfang an größer gewesen, hätte er den Umschlag für Viola Davis bekommen und Fences als Sieger verkündet. Wie dem auch sei, Moonlight hat den Hauptpreis gewonnen und das kann man dem Film nicht nehmen. Zum zweiten Mal in Folge ist der Gewinner in der "Bester Film"-Kategorie nicht der Film, der die meisten Oscars des Abends gewonnen hat. Diese Ehre ging dieses Jahr an La La Land mit sechs Trophäen, während Moonlight drei gewann. Beide Filme stellten neue Meilensteine auf. Der 32-jährige La-La-Land-Regisseur Damien Chazelle wurde zum jüngsten Filmemacher in der Oscargeschichte, der die Trophäe für "Beste Regie" gewonnen hat. Derweil ist Moonlight mit einem Budget von nur $1,5 Mio der kostengünstigste Film, der je den Oscar als "Bester Film" gewonnen hat.
Die diesjährige Aufteilung der Oscars, insbesondere in der Konstellation, erinnert mich an die Oscarverleihung von 1973. Das Musical Cabaret, der damalige Favorit, gewann acht Oscars, einschließlich "Beste Regie" und "Beste Hauptdarstellerin". In der Königsklasse setzte sich jedoch Der Pate durch, der aber insgesamt nur drei Oscars gewann (wie auch Moonlight ging ein weiterer Preis an den Film für sein adaptiertes Drehbuch).
La La Land ging mit rekordträchtigen 14 Nominierungen, sieben gewonnenen Golden Globes (ebenfalls ein Rekord) und den Auszeichnungen der Produzenten- und der Regiegewerkschaft als klarer Favorit ins Rennen und ich wage zu behaupten, dass er in den meisten anderen Jahren auch gewonnen hätte. Doch wir leben in der Zeit nach Donald Trumps Wahl und die Auszeichnung für Moonlight sendet eine starke Botschaft der Akzeptanz und Toleranz, weshalb der Film immer der größte Konkurrent im Rennen war.
Auch der Triumph des iranischen Films The Salesman gegenüber dem deutschen Favoriten Toni Erdmann kann unter Umständen als eine klar politische Entscheidung interpretiert werden (auch wenn The Salesman in meinen Augen tatsächlich der bessere Film ist).
Ganz besonders gönne ich den Oscar allerdings einem Mann, dessen Namen die meisten von Euch vermutlich nicht kennen werden: Kevin O’Connell. Der Tontechniker hielt vor dieser Verleihung den traurigen Rekord der meisten Oscarnominierungen ohne einen Sieg – 20! Mit Hacksaw Ridge endete endlich diese Pechsträhne.