Oscars 2022: Alle Nominierungen für die 94. Academy Awards stehen fest

Gewinner

The Power of the Dog – Es war zu erwarten, dass Jane Campions Western-Drama über toxische Maskulinität einer der großen Kandidaten bei den diesjährigen Oscars werden würde, doch die Nominierungen haben den Favoriten-Status des Films nicht nur gefestigt, sondern die Erwartungen auch übertroffen. Mit zwölf Nennungen ist es der meistnominierte Film seit Shape of Water und mit vier nominierten Schauspielern auch sehr gut aufgestellt. Da Schauspieler den größten Anteil der Academy-Mitglieder ausmachen, sind viele Nominierungen in den Schauspielkategorien meist ein Zeichen, dass ein Film auch insgesamt besonders gut ankommt. Gerade die Nominierung für Jesse Plemons als Nebendarsteller kommt etwas überraschend, nachdem er im Laufe der Oscar-Saison nur selten bei den Preisverleihungen nominiert wurde und sein Co-Star Kodi Smit-McPhee alle Auszeichnungen in der Kategorie abgeräumt hat. Plemons setzte sich mit seiner Nominierung gegen Ben Affleck aus George Clooneys The Tender Bar durch, obwohl Affleck zuvor bei den Golden Globes und von der Schauspielergewerkschaft nominiert wurde. Auch SAG-Nominees Bradley Cooper (Licorice Pizza) und Jared Leto (House of Gucci) zogen den Kürzeren. The Power of the Dog ist Netflix' Chance, sich an der Oscarfront endgültig zu beweisen und aktuell liegt er im Rennen weit vorne.

Drive My Car – Es war irgendwie abzusehen und für viele kam es dennoch überraschend. Das dreistündige japanische Drama Drive My Car erhielt Nominierungen für seine Regie, sein Drehbuch und als "Bester Film". Spätestens nachdem die Kritikerverbände von New York, Los Angeles und Boston ihn als besten Film 2021 ausgezeichnet hatten, hatte ich Drive My Car auf meiner Liste als wahrscheinlicher "Bester Film"-Kandidat. Noch nie verpasste nämlich ein Film, den alle diese drei Verbände prämiert hatten, eine "Bester Film"-Nominierung. Nichtsdestotrotz ist es eine wirklich beachtliche Leistung. Drive My Car gehört damit zu einem kleinen, erlesenen Kreis von nicht-englischsprachigen Filmen, die bei den Oscars in der Hauptkategorie nominiert wurden. Es ist der erste japanische Film überhaupt, dem dies gelungen ist. Der Oscar als "Bester internationaler Film" ist ihm so gut wie sicher.

Fremdsprachige FilmeDrive My Car ist natürlich der größte Gewinner bei den Nominierungen, sehr überraschend ist aber auch die Drehbuch-Nominierung für Norwegens Oscarkandidat The Worst Person in the World. Die Nominierungen für Penélope Cruz für Parallele Mütter und für die Musik des Films zeigen dass es ein Fehler von Spanien war, stattdessen The Good Boss einzureichen. Auch bemerkenswert ist die Dreifach-Nominierung für Flee. Es ist der erste Film in der Geschichte der Academy Awards, der gleichzeitig als Animationsfilm, Dokumentarfilm und fremdsprachiger Film im Rennen ist. Interessanterweise gab es in den letzten beiden Jahren schon jeweils einen Dokumentarfilm (Land des Honigs und Kollektiv), die auch als "Bester internationaler Film" nominiert waren.

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Jessie Buckley – Die junge irische Schauspielerin tauchte im Oscar-Rennen kaum auf und wurde weder von der Schauspielergewerkschaft noch bei den Golden Globes für Frau im Dunkeln nominiert. Lediglich bei den BAFTAs gab es eine Nennung. Umso erfreulicher ist daher ihre Oscarnominierung.

Verlierer

House of Gucci – Nur eine einzige Nominierung gab es für Ridley Scotts polarisierenden Film. Dass Lady Gaga nicht nominiert wurde, ist dabei die größte Überraschung. Als einzige Hauptdarstellerin wurde sie im Vorfeld bei jeder großen Preisverleihung (Golden Globes, Screen Actors Guild, Critics' Choice Awards, BAFTAs) nominiert. Mit einem Sieg beim New Yorker Filmkritikerverband ist sie richtig stark ins Rennen gestartet. Sie schien eine der sichersten Anwärterinnen zu sein, doch die Oscar-Wähler sahen es anders.

Spencer – Kurze Zeit sah es so aus, als würde nicht einmal Kristen Stewart für ihre phänomenale Performance als Diana nominiert werden, nachdem weder die BAFTAs noch die Schauspielergewerkschaft sie auf der Liste hatten. Bei den Oscars gab es eine Nominierung für ihre Performance, doch mehr auch nicht. Weder die Kostüme des Films noch die herausragende Kamera oder Jonny Greenwoods Musik wurden beachtet.

Denis Villeneuve – Man kann nicht darüber klagen, wie Dune abgeschnitten hat. Immerhin gab es zehn Nominierungen für das Weltraum-Epos, darunter als "Bester Film" und für das Drehbuch. Dass Villeneuve seine zweite Regie-Nominierung jedoch verwehrt wurde, wirkt geradezu absurd, da der Film voll und ganz seine Vision darstellt.

West Side Story – Es wirkt kontraintuitiv, einen als Film und für seine Regie nominierten Film als Verlierer zu bezeichnen. Ja, West Side Story brachte Steven Spielberg die achte Regie-Nominierung seiner Karriere ein (nur William Wyler und Martin Scorsese haben mehr) und es ist der zehnte "Bester Film"-Anwärter, den Spielberg inszeniert hat, doch er hat auch wirklich das absolute Minimum dessen erreicht, was man von ihm bei den Oscars erwarten konnte. Es gab keine Nominierung für den Schnitt, Rachel Zegler wurde nach ihrem Globes-Sieg übergangen und Tony Kushners Drehbuch wurde ignoriert. Für ein großes Musical wie dieses sind sieben Nominierungen wirklich nicht viel. Der Originalfilm war für elf Oscars nominiert, auch Musicals wie Chicago und La La Land ergatterten jeweils deutlich mehr als zehn Nominierungen.

Ruth Negga – Für Seitenwechsel erhielt die Schauspielerin zahlreiche Nominierungen während der Oscar-Saison, darunter von den Golden Globes, den BAFTAs und den Screen Actors Guild Awards – also allen wichtigen Oscar-Vorläufern. Bei den Oscars wurden jedoch Judi Dench (Belfast) und Jessie Buckley (Frau im Dunkeln) vorgezogen.

Blockbuster – Auf Dune regnete ein Oscar-Segen bei den Nominierungen herab, doch zwei Filme aus dem letzten Jahr, die Massen von Kinogängern begeisterten, gute Rezensionen erhielten und ein Hoffungsschimmer für die Zukunft der Kinos waren, interessierten Academy-Mitglieder wenig. Keine Zeit zu sterben erhielt immerhin drei Nominierungen, was ihn neben Der Spion, der mich liebte zum zweitmeistnominierten Bond-Film macht (hinter Skyfall, der fünf Nominierungen erhielt). Spider-Man: No Way Home musste sich hingegen mit einer einzigen Nominierung für seine Effekte begnügen.

Fun Facts

Leonardo DiCaprio hat zum vierten Mal in Folge in einem Film mitgespielt, der als "Bester Film" für einen Oscar nominiert wurde. Außerdem ist Don’t Look Up sein 10. Film, der in der Kategorie nominiert wurde. Damit zieht er mit Jack Nicholson gleich und liegt nur noch einen Film hinter Robert De Niro, der in elf "Bester Film"-Kandidaten mitgewirkt hat. Cate Blanchett hingegen hat einen neuen Rekord bei den Frauen aufgestellt. Dank der Doppel-Nominierung für Don’t Look Up und Nightmare Alley hat sie nun neun "Bester Film"-Kandidaten in ihrem Resümee und zieht an Olivia De Havilland vorbei.

Judi Dench erhielt die achte Oscarnominierung ihrer Karriere für Belfast, genauso viele wie Glenn Close und Geraldine Page. Nur Meryl Streep, Katharine Hepburn und Bette Davis wurden noch häufiger nominiert. Außerdem ist Judi Dench nach Christopher Plummer rund Gloria Stuart die drittälteste Person, die für einen Schauspiel-Oscar nominiert wurde. Dench ist auch die meistnominierte nicht-US-amerikanische Schauspielerin in der Geschichte der Oscars. Alle ihre Oscarnominierungen erhielt Dench übrigens nach dem Alter von 60.

Belfast bescherte auch Kenneth Branagh einen neuen Rekord. Da er gleich dreimal nominiert ist ("Bester Film", "Beste Regie" und "Bestes Originaldrehbuch) ist er damit der erste Mensch, der im Laufe seiner Karriere in sieben verschiedenen Oscarkategorien nominiert wurde. Zuvor erhielt er Nominierungen für den besten Kurzfilm, das beste adaptierte Drehbuch, als bester Hauptdarsteller und als bester Nebendarsteller. Gewonnen hat Branagh bislang noch nie.

– Dank seiner neunten Nominierung für The Tragedy of Macbeth ist Denzel Washington der drittmeistnominierte Schauspieler der Oscargeschichte, zusammen mit Spencer Tracy, Paul Newman und Al Pacino. Nur Jack Nicholson (12) und Laurence Olivier (10) waren häufiger nominiert.

– Es ist das erste Jahr seit 1987, in dem keine einzige der "Beste Hauptdarstellerin"-Kandidatinnen der BAFTAs bei den Oscars nominiert wurde.

Ari Wegner ist mit The Power of the Dog erst die zweite Frau überhaupt, die eine Oscarnomnierung für die Kamerearbeit erhalten hat. Zuvor war Rachel Morrison für Mudbound nominiert.

Jane Campion wurde dank The Power of the Dog tatsächlich zur ersten Frau in der Academy-Geschichte, die mehr als eine Regie-Nominierung erhalten hat. Ein trauriger Fakt.

– Kein einziger Kandidat in der Kamera-Kategorie ist US-Amerikaner.

– Erstmals seit über 40 Jahre waren alle Anwärter in der "Bester Hauptdarsteller"-Kategorie zuvor schon mal bei den Oscars nominiert.

Penélope Cruz ist die fünfte Schauspielerin überhaupt (neben Sophia Loren, Liv Ullmann, Isabelle Adjani und Marion Cotillard), die mehr als eine Oscarnominierung für einen nicht-englischsprachigen Film erhalten hat.

– Erst zum dritten Mal in der Oscargeschichte wurden zwei Personen für die gleiche Figur (unterschiedlichen Alters): Olivia Colman und Jessie Buckley für Frau im Dunkeln. Zuvor gelang dies Gliria Stuart und Kate Winslet für Titanic sowie Judi Dench und Kate Winslet für Iris.

– Mit Jesse Plemons/Kirsten Dunst und Penélope Cruz/Javier Bardem sind gleich zwei reale Paare im Rennen um Schauspiel-Oscars.

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