Quelle: Variety
Familienfilme mit einer CGI-Figur im Mittelpunkt haben sich in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sei es Scooby Doo oder Yogi Bär, Alvin und die Chipmunks oder Garfield – die Filme feierten zwar Erfolge an den Kinokassen und zogen (in der Mehrheit) Fortsetzungen nach sich, können aber nicht guten Gewissens als gute Filme bezeichnet werden. Fäkalhumor, überholte Popkultur-Referenzen und blöde Witze raubten den beliebten Figuren all ihren Charme. Man kann es also niemandem verübeln, wer im Vorfeld zum Release von Paddington, der Realfilm-Adaption von Michael Bonds Kinderbuchklassiker, dem Projekt eher skeptisch gegenüberstand. Die sehr kurzfristige Auswechslung der Originalstimme der Titelfigur (von Colin Firth zu Ben Whishaw) erfüllte einen auch nicht mit Zuversicht.
Umso mehr dann die Riesenüberraschung: Paddington war all das, was die anderen in diesem Artikel genannten Filme nicht waren: lustig, charmant, clever, liebevoll umgesetzt und für alle Altersgruppen gleichermaßen geeignet. Sicher, auch Paddington gab sich hin und wieder Albernheiten und leichten Gags hin, punktete aber durch cleveren Wortwitz, eine tolle Schauspielerriege (Hugh Bonneville, Nicole Kidman, Peter Capaldi, Sally Hawkins, Jim Broadbent) und eine subtile, tiefere Ebene, die in solchen Filmen selten vorzufinden ist. Kein Wunder, dass Paddington auf dem Kritiken-Aggregationsportal RottenTomatoes 98% positive Rezensionen erhalten hat, eine Quote, die sogar die meisten Oscarfilme vor Neid erblassen lässt.
Qualität und Kassenerfolg waren hier im Einklang und die mit $55 Mio dezent budgetierte Produktion spielte weltweit bislang mehr als $220 Mio ein – und das ganz ohne 3D! Es ist der erfolgreichste Familienfilm, der nicht von einem US-Studio veröffentlicht wurde. Studiocanal hat den Film produziert und vertrieben, und der Erfolg des Streifens führte dazu, dass das Studio nun überlegt, jedes Jahr ein bis zwei große Familienfilme zu veröffentlichen. Einer davon soll in der Zukunft auch Paddington 2 sein. Wie der CEO der Produktionsfirma, Olivier Courson, im Rahmen des europäischen Filmmarkts in Berlin diesen Monat mitteilte, laufen bereits frühe Gespräche mit dem Produzenten David Heyman über eine Fortsetzung des Kinohits. Nachdem der erste Film eine solch angenehme Überraschung war, hoffe ich, dass die Fortsetzung den Charme des Originals behalten kann und nicht wie einer dieser seelenlosen Alvin-Filme werden wird.