Quelle: The Hollywood Reporter, The Wrap
Das hat Warner Bros. sich sicherlich anders vorgestellt, als das Studio Anfang 2014 beschlossen hat, ein Budget in Höhe von $150 Mio in Joe Wrights Märchenadaption Pan zu investieren. Denn der Film ist jetzt schon einer der größten Flops des Jahres und könnte am Ende mehr Geld verlieren als jeder andere Film von 2015.
Industrie-Experten gehen davon aus, dass wenn alles gesagt und getan ist, Pan dem Studio ein Minus von $130-150 Mio einfahren wird. Dass der Film an den Kinokassen nicht einschlagen würde, hat sich bereits in den Wochen vor seinem Start abgezeichnet (die Verschiebung des Films vom Sommer in den Oktober war eigentlich ein Warnzeichen mangelnder Zuversicht seitens des Studios). Doch nur die wenigsten hätten damit gerechnet, dass er so auf ganzer Linie untergehen würde. Nach einem schwachen Start mit nur $15 Mio in den USA, lastete die letzte Hoffnung des Studios auf internationalen Einnahmen. Schließlich sind die Kinogänger außerhalb von USA und Kanada immer noch angetan von 3D und Fantasystoffen. Insbesondere China, heutzutage der Retter vieler in USA gefloppter Blockbuster, hätte für etwas Schadensbegrenzung sorgen können. Doch diesmal ging auch diese Rechnung nicht auf. Nach drei Wochen hat das Peter-Pan-Prequel lediglich $95 Mio weltweit eingenommen und startete auch in China vergangenes Wochenende mit kaum nennenswerten $3,5 Mio. Da nur noch Japan (wo er dieses Wochenende startete) und Italien dem Film verbleiben, kann man davon ausgehen, dass er kaum mehr als $110-130 Mio weltweit einnehmen wird und davon wird das Studio nicht einmal die Hälfte zu sehen bekommen.
Dafür hat Warner neben den $150 Mio an Produktionskosten auch geschätzte $125 Mio für weltweites Marketing investiert, womit die Ausgaben sich auf etwa $275 Mio belaufen. Auch wenn man spätere TV-Lizenzen und Umsätze im Heimkino hinzuzieht, sieht es nach gigantischen Verlusten für Warner aus.
Dabei wollte Warner es mit Pan eigentlich Disney gleichmachen, die mit Alice im Wunderland, Maleficent, Die fantastische Welt von Oz und Cinderella einen Märchen-Kinohit nach dem anderen abliefern. Doch was Disney kann, kann offenbar nicht jeder. Gerade Warner müsste das wissen, denn deren Jack and the Giants ging vor zwei Jahren ebenfalls gnadenlos an den Kinokassen unter ($198 Mio weltweites Einspiel bei einem Produktionsbudget von $195 Mio). Warner gab Pan grünes Licht in der Hoffnung, mit dem Film eine neue Fantasy-Filmreihe begründen zu können, denn nach dem Auslaufen von Harry Potter und Der Hobbit gibt es in puncto große Franchises beim Studio wieder eine große Lücke, die nicht alleine durch die DC-Comicadaptionen gefüllt werden kann.
Pan ist nicht der erste große Flop für Warner dieses Jahr. Bereits zu Jahresbeginn ging der mit $176 Mio budgetierte Jupiter Ascending an den Kinokassen unter und kostet dem Studio mehr als $100 Mio und der eigentlich recht unterhaltsame Agentenfilm Codename U.N.C.L.E. wurde zu einem der größten Flops des Sommers. Dabei begann das Jahr mit dem Mega-Überflieger American Sniper (mehr als $500 Mio weltweit) für Warner so gut.
Doch nicht nur für Warner hat Pans Flop möglicherweise negative Auswirkungen. So berichtet das Online-Portal The Wrap, dass das finanzielle Scheitern des Films dazu geführt haben soll, dass Regisseur Joe Wright nicht länger im Gespräch ist, für Lionsgate den teueren Historienfilm Emperor zu inszenieren, der ebenfalls ein Franchise starten soll. Darin soll es um die Beziehung zwischen dem jungen Julius Caesar und Marcus Brutus, seinem Freund und Vertrauten, gehen. Natürlich streiten Wrights Pressesprecher ab, dass es an Pans Flop liegen soll, doch ganz abwegig ist es sicher nicht, wenn man einem Regisseur kein sehr kostspieliges Projekt anvertrauen will, nachdem er seinen ersten Big-Budget-Film in den Sand gesetzt hat. Ich hoffe jedenfalls, dass Wright sich von dem Rückschlag erholen wird, denn seine früheren Filme wie Wer ist Hanna?, Stolz und Vorurteil und Abbitte sind wirklich klasse.