Song Kang-ho in Parasite © 2019 Koch Films
Quelle: Deadline
Der brillante südkoreanische Genremix Parasite ist weiterhin auf dem Vormarsch. Nach dem historischen Oscarsieg als erster nicht-englischsprachiger Film in der 92-jährigen Geschichte der Academy legte der Film in vielen Ländern der Welt noch einmal kräftig an den Kinokassen zu. Viele Kinogänger hatten Parasite gar nicht auf dem Schirm, bevor er als Oscarsieger durch die Medien ging. Andere waren vielleicht noch unschlüssig, wurden aber durch die Auszeichnung überzeugt. Etwa $18,5 Mio erwirtschaftete Parasite am Wochenende an den weltweiten Kinokassen und überquerte damit als erster südkoreanischer Film überhaupt weltweit die $200-Mio-Marke. Insgesamt hat der Film weltweit bislang etwa $206 Mio eingenommen. Das ist tatsächlich mehr als die meisten "Bester Film"-Sieger der letzten zehn Jahre. Birdman spielte beispielsweise nur $103 Mio ein, 12 Years a Slave $188 Mio und Shape of Water $195 Mio. In den nächsten Wochen sollte Parasite auch an Argo ($232 Mio) vorbeiziehen und wäre damit der dritterfolgreichste Oscarsieger der letzten zehn Jahre, hinter The King’s Speech ($427 Mio) und Green Book ($330 Mio). Für einen nicht-englischsprachigen Film ist dieser Erfolg besonders beeindruckend.
Der Löwenanteil des bisherigen Einspiels entfällt natürlich auf Südkorea, wo der Film $72,3 Mio eingespielt hat. Sehr erfolgreich war er mit $13,9 Mio aber auch in Frankreich, wo er in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat. In Japan wurde der Film im Januar veröffentlicht und eroberte letztes Wochenende als erster südkoreanischer Film seit 15 Jahren die Spitze der Kinocharts in seiner sechsten Woche. Insgesamt hat der Film dort knapp $22,7 Mio eingespielt und wird sicherlich noch lange und erfolgreich laufen.
In Nordamerika expandierte der Verleih NEON Parasite am Wochenende nach den Oscars in 2001 Kinos. Nur Tiger and Dragon, Hero und Kung Fu Hustle wurden als fremdsprachige Produktionen in noch mehr Kinos in den USA und in Kanada gespielt. Daraufhin schossen die Umsätze um 245% nach oben gegenüber der Vorwoche, auf $5,7 Mio am regulären sowie $6,8 Mio am 4-Tages-Feiertagswochenende. Damit knackte Parasite erstmals die Top 10 in den USA und hat bislang $44,5 Mio eingespielt. Schon bald wird er Oscargewinner wie The Artist ($44,7 Mio) und Spotlight ($45,1 Mio) dort hinter sich lassen. Parasite muss $57,6 Mio erreichen, um zum zweiterfolgreichsten fremdsprachigen Film aller Zeiten in den USA zu werden. Tiger and Dragon ist mit $128,1 Mio unantastbar.
In Deutschland lockte Parasite an seinem 18. (!) Wochenende erstmals mehr als 100.000 Zuschauer in die Kinos und belegte Platz 6 der Wochenendcharts. Er steht bereits kurz vor 580.000 verkauften Tickets insgesamt und wird mit ziemlicher Sicherheit auch hierzulande zum besucherstärksten Oscargewinner der letzten zehn Jahre nach The King’s Speech und Green Book werden. mit etwas Glück und den Open-Air-Aufführungen im Sommer könnte er sogar mehr als eine Million Besucher erreichen.
In Italien profitierte Parasite sogar noch mehr von den Oscars und stieg in der 15. Woche mit mehr als 200.000 Besuchern auf Platz 3 der Charts auf. In Großbritannien, wo der Film erst am Oscar-Wochenende angelaufen war, legte er in Woche 2 um 81% zu und belegte Platz 2 der Kinocharts, lediglich hinter Sonic. Noch nie zuvor hat ein fremdsprachiger Film so viel an einem Wochenende in Großbritannien eingenommen.
Der Hype um Parasite hat aktuell seinen Höhepunkt erreicht. Was den Film jedoch noch erfolgreicher als viele der neueren Oscargewinner macht, ist, dass er wirklich sehr zugänglich ist. Trotz der unbestreitbaren Vielschichtigkeit seiner Gesellschaftssatire ist es ein Film, den sich wirklich jeder anschauen und dabei sehr gut unterhalten werden kann. Es ist ein Film, an dem kaum jemand was auszusetzen hat und die Mundpropaganda ist dementsprechend extrem positiv.