Greta Lee und Teo Yoo in Past Lives – In einem anderen Leben © 2023 Studiocanal Germany
Quelle: Studiocanal
Euch dürfte vielleicht aufgefallen sein, dass wir auf dieser Website überwiegend über große Blockbuster, Comicverfilmungen, Horrorfilme oder hochkarätige, prestigeträchtige und namhaft besetzte Produktionen berichten. Das spiegelt jedoch nicht zwingend unsere persönlichen Präferenzen wider, sondern vor allem die begrenzten zeitlichen Ressourcen, die einen verstärkten Fokus auf Themen mit einer potenziell größeren Leserschaft erzwingen. Dabei fallen leider viele wundervolle kleine Independent-Filme unter den Tisch, was aber nicht bedeutet, dass wir sie nicht schätzen.
Manche dieser Filme verdienen es wirklich, von einem größeren Publikum gesehen zu werden, sodass wir uns die Zeit nehmen, sie mehr ins Rampenlicht zu rücken. Als diese Woche die 96. Oscarnominierungen bekanntgegeben wurden, machten vor allem die 21 Nennungen (zusammengerechnet) für Barbie und Oppenheimer Schlagzeilen. An den beiden Filmen führte 2023 für Filmfans kein Weg vorbei und alleine in Deutschland verkauften sie insgesamt mehr als zehn Millionen Kinotickets.
Auch vom zehnfach nominierten Martin-Scorsese-Epos Killers of the Flower Moon haben viele von Euch vermutlich gehört, ebenso wie vom Cannes-Sieger Anatomie eines Falls, dessen Nominierung für Sandra Hüller als erste deutsche Schauspielerin seit 85 Jahren für großes Echo in den Medien sorgte. Der elffach nominierte Poor Things sorgt durch seine erfrischende Freizügigkeit für Furore und brechend volle Säle in Programmkinos. Alexander Paynes bezaubernde Tragikomödie The Holdovers ist zum perfekten Zeitpunkt zwei Tage nach den Oscarnominierungen gestartet, während Bradley Coopers Biopic Maestro alleine schon durch seine breite Verfügbarkeit und Zugänglichkeit über Netflix viele Cineasten erreichen wird.
Ein oscarnominierter Film ist jedoch weitgehend unter dem Radar geflogen, u. a. weil er ohne bekannte Stars, eine große Marketingkampagne und weit von den Oscars entfernt im Sommer angelaufen ist. Celine Songs Regiedebüt Past Lives – In einem anderem Leben wurde am Dienstag nur in zwei Kategorien nominiert, für bestes Originaldrehbuch, aber auch als "Bester Film".
Der überwiegend in koreanischer Sprache gedrehter US-Film erzählt die hochemotionale Geschichte von Na Young (Greta Lee) und Hae Sung (Teo Yoo), die als unzertrennliche Freunde ihre Kindheit in Seoul verbracht haben. Gerade jedoch als erste romantische Gefühle zwischen ihnen sprossen, wanderte Noras Familie nach Toronto aus, wo Na Young ihren Namen in Nora Moon änderte. Die beiden verlieren Kontakt und finden erst zwölf Jahre später einander über Facebook wieder. Alte Gefühle flammen wieder auf, doch unterschiedliche Lebensumstände verhindern ein Treffen. Zwölf weitere Jahre später tritt Hae Sung wieder in Noras Leben, die inzwischen mit einem US-amerikanischen Schriftsteller (John Magaro) verheiratet ist und in New York lebt. Hae Sung besucht Nora und ihr Wiedersehen konfrontiert die beiden mit ihrer tiefen Verbundenheit, der unausweichlichen Fragen nach Liebe, Schicksal und den Entscheidungen, die ein Leben ausmachen.
Past Lives – In einem anderen Leben wurde in der Kritik gefeiert, landete auf vielen Bestenlisten des Kinojahres 2023 und erzielte einen Achtungserfolg an US-amerikanischen Kinokassen. Hierzulande sahen den Film jedoch lediglich rund 175.000 Menschen in den Kinos. Dank den Oscarnominierungen wird ihm hoffentlich mehr verdiente Aufmerksamkeit zuteil. Ihr habt die Gelegenheit, diese kleine Filmperle bald wieder im Kino zu sehen, denn Studiocanal hat anlässlich der Oscars eine deutschlandweite Wiederaufführung des Films für den 1. Februar angekündigt. Es ist nur allzu passend, dass ein Film über Schicksal und verpasste Chancen selbst eine weitere Chance im Kino erhält, sein Publikum zu finden.
Hier noch der deutsche Trailer zu Past Lives: