Margot Robbie in Dreamland © 2019 Vertical Entertainment
Quelle: Vanity Fair
Das Pirates-of-the-Caribbean-Franchise ist eine der größten und überraschenden Erfolgsgeschichten Hollywoods. Bevor der erste Film 2003 in die Kinos kam, prophezeiten viele Industriebeobachter großes Verlustgeschäft für Disney. Piratenfilme galten seit Renny Harlins Megaflop Die Piratenbraut acht Jahre zuvor als Kassengift, Johnny Depp war zwar ein anerkannter und beliebter Charakterdarsteller, jedoch definitiv kein bewährter Blockbuster-Star, und die Idee, 140 Millionen US-Dollar in die Verfilmung einer Disneyland-Attraktion über Piraten zu versenken, erschien so absurd, wie das Geld heutzutage in MySpace-Aktien zu investieren. Doch die zahlreichen Zweifler wurden eines Besseren belehrt. Der erste Fluch der Karibik wurde zu einem modernen Abenteuerfilm-Klassiker, der sich perfekt in die Nische zwischen Familienfilm und Mainstream-Blockbuster einfügte. Johnny Depp machte er eine Zeitlang zum bestbezahlten Schauspieler der Welt und brachte ihm seine erste Oscarnominierung ein.
Bis 2017 wurden fünf Pirates-of-the-Caribbean-Filme produziert, die weltweit rund $4,5 Milliarden erwirtschaftet haben. Als Captain Jack Sparrow hat Depp sich ein goldenes Näschen verdient. Allein mit dem fünften Film Pirates of the Caribbean: Salazars Rache soll er einschließlich Einnahmenbeteiligung rund $90 Mio kassiert haben. Bei einem weltweiten Einspiel von fast $800 Mio war das für Disney wohl zu verkraften. Nichtsdestotrotz war das Franchise mit dem fünften Film auf dem absteigenden Ast, denn der Film hat weniger eingespielt als seine drei Vorgänger, die jeweils mehr als eine Milliarde umsetzen konnten. Als die Schlammschlacht zwischen Depp und seiner Ex Amber Heard dann seine schauspielerische Arbeit überschattete und die Schlagzeilen der Boulevardpresse dominierte, beschloss das Studio, die Pläne für zwei direkte Fortsetzungen mit ihm und Original-Co-Stars Orlando Bloom und Keira Knightley zu verwerfen und stattdessen in eine ganz neue Richtung zu gehen.
Dabei wurden gleich zwei Projekte parallel entwickelt. Ein neuer Pirates-Film, potenziell ein Reboot, wird von Originalautor Ted Elliott und "Chernobyl"-Schöpfer Craig Mazin geschrieben. Ein anderes mit Harley-Quinn-Darstellerin Margot Robbie in der Hauptrolle wurde von Birds-of-Prey-Autorin Christina Hodson geschrieben und sollte eine separate Geschichte aus dem Piraten-Universum mit einer weiblichen Hauptfigur erzählen. Noch im Juni beteuerte Franchise-Produzent Jerry Bruckheimer, dass beide Filme weiterhin im Gespräch seien, doch Robbie hat jetzt gegenüber Vanity Fair überraschend enthüllt, dass ihr Pirates-Film, den sie auch produzieren sollte, mangels Interesses von Disney tot sei: (aus dem Englischen)
Wir hatten eine Idee und wir haben sie eine Weile lang entwickelt, vor Ewigkeiten, um eine mehr frauenzentrierte – nicht ausschließlich mit Frauen besetzte, aber eine andere Art der Geschichte zu haben, was wir für wirklich cool hielten, aber ich schätze, dass sie es nicht machen wollen.
Tja, schade, denn Margot Robbie als fesche Piratin hätte ich definitiv gerne gesehen, und zwar lieber als eine weitere, spätestens seit dem vierten Film abgedroschene Jack-Sparrow-Performance von Depp. So einzigartig der Charakter einst war, so redundant wirkten die Auftritte leider in späteren Sequels. Aber auch wenn Disney ihn nach seinem Gerichtssieg gegen Heard für einen sechsten Pirates-Film zurückbringen wollten würde, erklärte der Schauspieler bei der Gerichtsverhandlung, dass er für kein Geld der Welt die Rolle wieder spielen wollen würde.
Robbie-Fans kommen auch ohne Pirates of the Caribbean demnächst auf ihre Kosten. Sie wird in Damien Chazelles potenziellem Oscarfilm Babylon zu sehen sein, gefolgt von Greta Gerwigs Barbie nächstes Jahr. Als nächstes wird sie neben ihrem Barbie-Co-Star Ryan Gosling das angekündigte Ocean’s-Eleven-Prequel drehen und der neue DC-Films-Chef und The-Suicide-Squad-Regisseur James Gunn hat zudem einen weiteren Auftritt von ihr als Harley Quinn angedeutet.