Die Coronavirus-Krise, die das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas lahmgelegt hat, geht weiter. Wir alle müssen in dieser Zeit gewisse Entbehrungen machen. Für Millionen von Menschen, die ihre Arbeit jetzt aus dem Homeoffice erledigen und die meiste Zeit zu Hause verbringen, bedeutet der Mangel an sozialen Interaktionen oder Auswärts-Unternehmungen erhöhten Konsum der Angebote diverser Streaming-Dienste und Online-Spiele. Das ist schön und gut und nachvollziehbar, hat aber auch Nebenwirkungen. In den Zeiten, in denen der Großteil der zwischenmenschlichen Kommunikation und Arbeit auf digitalem Wege stattfindet, droht die Gefahr einer Überlastung der Netzwerke. EU-Kommissar Thierry Breton rief Streaming-Plattformen wie Netflix und YouTube dazu auf, ihre Bildauflösung zu den besonders beliebten Zeiten der Nutzer zu reduzieren und so die Netzwerke zu entlasten.
Die Reaktion der Streamer hat nicht lange auf sich warten lassen. Netflix hat als erste Plattform angekündigt, die Datenübertragungsrate für alle Nutzer in Europa um 25% zu senken. Diese Maßnahme ist aktuell auf 30 Tage begrenzt. Nichtdestotrotz verspricht der Anbieter, den Nutzern weiterhin eine hohe Qualität zu bieten. Wer ein 4K-Abo bei Netflix hat, soll weiterhin in der Lage sein, Filme und Serien in 4K-Auflösung zu schauen. Nichtsdestotrotz wird es vermutlich einige merkliche Qualitätseinbußen geben.
Kurz danach zogen Amazon Prime Video und YouTube nach. Prime reduziert, wie Netflix, ebenfalls die Datenrate, jedoch bislang ohne genaue Angabe des Prozentsatzes oder der Dauer der Einschränkungen. YouTube wechselt hingegen direkt die Auflösung aller Videos von HD in der Voreinstellung auf SD.
Auch Apple TV+ hat die Auflösung des eigenen Streaming-Angebots in Europa mit sofortiger Wirkung merklich gesenkt. Nun appelliert Thierry Breton auch an Online-Anbieter von Videospielen wie Steam, ihren Teil beizutragen, denn auch diese beanspruchen die Netzwerke und könnten zur Netzinstabilität in Krisenzeiten führen.
Bislang sind die Einschränkungen auf Europa begrenzt, doch auch Australiens Kommunikationsminister Paul Fletcher wandte sich bereits an die gängigen Streaming-Anbieter im Land mit der Bitte, entsprechende Schritte einzuleiten.