Quelle: JoBlo Movie Trailers
Trends kommen und gehen. Vor ziemlich genau einer Dekade schlugen die Herzen von (hartgesottenen) Horrorfans regelmäßig höher, wenn das nächste vielversprechende Genrewerk aus Frankreich angekündigt wurde. Los ging es 2003 mit Alexandre Ajas fiesem Euro-Slasher „High Tension“, auf den weitere, sich mit expliziter Grausamkeit scheinbar zu übertreffen versuchende, Filme wie Xavier Gens' „Frontier(s)“, „Inside“ von Alexandre Bustillo und Julien Maury oder Pascal Laugiers „Martyrs“ folgen sollten. Es blieben diese vier genannten Arbeiten als Eckpfeiler der Phase im Gedächtnis haften, während andere Vertreter des französischen Kinoschreckens wie „Them“, „In My Skin“ oder „Die Meute“ kaum noch Beachtung finden. Es war die Zeit für Anhänger des besonders extremen Schauderns, denn mit Eli Roth, Rob Zombie oder James Wan überzogen zeitgleich auch in Übersee old-school-orientierte Newcomer die Leinwände mit reichlich Kunstblut. Seit einigen Jahren ist diese Welle jedoch weitgehend abgeebbt und vergleichsweise zahme Gruselkost wie die „Insidious“– oder „Conjuring“-Filme liegen eher im Mainstream-Trend, während auf Festivals deutlich psychologisch ausgerichtete Schocker wie „Der Babadook“ oder „It Follows“ Zustimmung finden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Bei den letztjährigen Filmfestspielen von Cannes ist mit „Raw“ (Alternativtitel: „Grave“) nun erneut eine französische Horrorproduktion in die Schlagzeilen geraten, die trotz ihrer Arthousefassade auch vor grafischer Härte (und nackter Haut) nicht zurückschrecken soll. Das Spielfilmdebüt der jungen Julia Ducournau hat angeblich bereits den ersten Ohnmachtsanfall eines Zuschauers zu verbuchen (ob nun gefaket oder echt) und bisher einen stolzen Metacritic-Score von 85. Nicht schlecht für einen Beitrag zu einem Genre, das von Kritikern besonders häufig und gern mit Hohn und Spott überzogen wird. Noch durfte sich die Mehrheit der Kinogänger allerdings noch kein genaues Bild von dem kleinen Skandalanwärter machen, der die Geschichte einer Vegetarierin erzählt, die nach einem bizarren Aufnahmeritual auch gerne mal wieder ein saftiges Stück Fleisch auf der Speisekarte sieht. Hoffen wir, dass das Werk das Thema – wie etwa die Clive Barker-Adaption „Midnight Meat Train“ – auch ein wenig ironisch behandelt und den moralischen Zeigefinger stecken lässt – sonst ist er ab!
Da „Raw“ nach einer weltweiten Festival-Tour erstmal nur Starttermine in Frankreich, Spanien und den USA hat, müssen wir uns zunächst mit dem brandneuen Red Band-Trailer begnügen, der einen durchaus interessanten Eindruck macht und auf den ersten Blick wie ein reichlich wilder Mix aus David Cronenberg, David Lynch und Dario Argento anmutet.
Was meint ihr zu dem audiovisuellen Kurztrip?
Inhalt:
Die strebsame Tiermedizin-Studentin Justine (Garance Marillier) ist eigentlich überzeugte Vegetarierin – bis sie bei einem Aufnahmeritual zum Fleischverzehr genötigt wird und sich danach etwas grundlegend in ihr verändert …