Daisy Ridley und Mark Hamill in Star Wars – Die letzten Jedi © 2017 Lucasfilm/Walt Disney Pictures
Quelle: Empire
Es ist kein Geheimnis, dass Filmkritiker und Kinogänger nicht immer der gleichen Meinung sind. Wäre das Gegenteil der Fall, hätte Michael Bay vermutlich nicht die Gelegenheit bekommen, fünf ausschweifende, überlange Transformers-Filmorgien auf die Welt loszulassen.
Bei keinem Blockbuster in jüngster Zeit, vielleicht sogar in der gesamten modernen Hollywood-Geschichte, ist die Diskrepanz zwischen der Kritiker- und den Zuschauerreaktionen dermaßen frappierend wie bei Star Wars – Die letzten Jedi. Ein Blick auf die Filmseite auf dem Aggregationsportal RottenTomatoes verrät, dass 91% der Filmkritiker den Film mochten, aber lediglich 42% der Zuschauer. Allein schon die Erwähnung von Die letzten Jedi bringt viele Star-Wars-Fans zur Weißglut und während einige Kritikpunkte ihre Berechtigung haben, haben sich Teile der Star-Wars-Fangemeinde nach Die letzten Jedi von ihrer toxischsten Seite gezeigt (Stichwort: Cyber-Mobbing von Kelly Marie Tran)
Wer auf den Film jedoch immer noch stolz, gar stolzer denn je ist, ist sein Autor und Regisseur Rian Johnson, der nach der Veröffentlichung des Films Morddrohungen erhalten hat. Davon ließ er sich jedoch nicht beirren. In einem brandneuen Interview erklärte er, wie sehr er den Film liebt und was seine Absicht hinter seinen mutigen, polarisierenden Entscheidungen war: (aus dem Englischen)
Fünf Jahre später bin ich stolzer denn je auf den Film. Als ich den Schläger in der Hand hielt, habe ich ihn richtig fest geschwungen.
Ich denke, es ist für alle von uns unmöglich, uns mit Star Wars zu beschäftigen, ohne darüber als einen Mythos zu denken, mit dem wir aufgewachsen sind und wie dieser Mythos, diese Geschichte, Teil von uns geworden ist und sich auf uns ausgewirkt hat.
Die ultimative Absicht war es, nicht etwas wegzunehmen – die Absicht war, zur grundlegenden, fundamentalen Macht des Mythos vorzudringen. Und letztlich hoffe ich, dass der Film eine Bekräftigung der Macht des Mythos von Star Wars in unseren Leben.
Einer der am häufigsten vorgebrachten Kritikpunkte unter den Fans ist die Art, wie der Film mit der Figur Luke Skywalker umgeht. Wer erwartet hat, dass Luke sein Lichtschwert anpackt und sich dem Widerstand gegen die Erste Ordnung anschließt, erlebte stattdessen verblüfft einen desillusionierten Luke, der nichts mehr mit dem Jedi-Leben zu tun haben sollte. Auch um einen finalen Kampf fühlten sich die Fans betrogen, in den Luke sich einfach projiziert hat und dann an Erschöpfung gestorben ist. Viele Star-Wars-Jünger sahen das als respektlose, unwürdige Demontage ihres Kindheitshelden. Selbst Mark Hamill hat sich seine Unzufriedenheit mit der Charakterisierung anmerken lassen. Doch für Johnson war es genau das Gegenteil, wie er erklärt hat:
Die letzten Bilder des Films sind für mich keine Demontage des Mythos von Luke Skywalker, sie bauen darauf auf und sie bedeuten, dass er es akzeptiert. Er widersetzt sich dem Gedanken "Wirf die Vergangenheit weg" und akzeptiert, was bei seinem Mythos wichtig ist und was die nächste Generation inspirieren wird. Für mich dient der Prozess, etwas abzustreifen dem Zweck, zum essentiellen Kern der Sache, die wirklich wichtig ist, vorzudringen.
Kurios bleibt, dass Star Wars – Das Erwachen der Macht zwar allgemein sehr gut angekommen ist, aber auch dafür kritisiert wurde, mehr oder weniger ein Remake von Eine neue Hoffnung und ein reiner Nostalgietrip zu sein. Das konnte man Die letzten Jedi nun wirklich nicht vorwerfen, der einen ganz eigenen, radikalen Weg eingeschlagen hat. Doch das war für die Fans dann doch zu anders. Obwohl der Film massive $1,3 Milliarden eingespielt hat, ruderte Disney und Lucasfilm nach den negativen Reaktionen zurück, brachten J.J. Abrams als Regisseur wieder an Bord. Er machte mit Der Aufstieg Skywalkers im Prinzip die meisten Ansätze von Johnson zunichte, indem er vor allem Fanservice zur Besänftigung der erzürnten Fans aufgetischt hat. Geholfen hat das nur bedingt. die Einnahmen gingen weiter zurück und sonderlich gut angekommen ist der finale Film der neuen Trilogie auch nicht. Außerdem entstand rückblickend der Eindruck einer tonal sehr uneinheitlichen, schlecht durchdachten Trilogie.
Ich weiß Die letzten Jedi trotz einiger seiner Makel für seinen Mut, einen eigenen Weg zu gehen, zu schätzen und schaue mir lieber den Film mehrmals wieder an als Der Aufstieg Skywalkers. Den Hass gegen Episode VIII kann ich wirklich nicht nachvollziehen, mein liebster neuer Star-Wars-Film bleibt aber Das Erwachen der Macht.