Felicity Jones in Rogue One: A Star Wars Story © 2016 Lucasfilm/Walt Disney Pictures
Quelle: Collider
Es ist kein Geheimnis, dass die neuen Star-Wars-Episoden von Disney die Fans der Reihe stark polarisieren. Vermutlich der einzige Star-Wars-Film, der bei den Anhängern von George Lucas' Universum nahezu einhellig gut angekommen ist, ist das Spin-Off Rogue One: A Star Wars Story, das kurz vor den Ereignissen von Episode IV spielt und davon handelt, wie die Rebellen die Pläne für den ersten Todesstern (einschließlich dessen Schwachstelle) stehlen.
Doch der Film, den die Zuschauer 2016 im Kino gesehen habe, unterscheidet sich auch in vielerlei Hinsicht von der ursprünglichen Vision der Autoren und des Regisseurs Gareth Edwards. Disney war mit der ersten Schnittfassung des Films unzufrieden und heuerte Tony Gilroy (Michael Clayton) an, damit er den kompletten dritten Akt des Films massiv überarbeitet und neu dreht. Gilroy wurde dafür fürstlich entlohnt und rückblickend scheint sein Eingreifen den Film tatsächlich gerettet zu haben. Er selbst erklärte in Interviews, dass der Film in großen Schwierigkeiten steckte, als er dazukam.
Doch noch vor Gliroys Einsatz wurden zahlreiche Veränderungen an ursprünglichen Plänen vorgenommen. Rogue One war der erste Star-Wars-Film ohne einen Lauftext am Anfang, doch das war nicht immer so. Der erste Autor, Gary Whitta, schrieb zusammen mit Chris Weitz mehrere Versionen eines Lauftexts für den Film. Sie entschieden sich jedoch dafür, das ganz sein zu lassen und den Film auf diese Weise von der Hauptreihe abzugrenzen. Whitta erklärte kürzlich den Gedankengang dahinter: (aus dem Englischen)
Eins der Dinge, auf die wir uns ziemlich früh im Prozess geeinigt haben, war, dass es okay war, uns von der traditionellen Erzählweise von Star Wars zu befreien.
Ein weiteres Detail, das mehrfach verändert wurde, war der Filmtitel. Weitz und Whitta verrieten, dass vor Rogue One auch Rebellion, Dark Times und Shadow of the Death Star im Gespräch waren. Die Maxime war letztlich, sich auch durch die Länge des Titels von vorigen Filmen abzugrenzen, wie Whitta erklärte:
Eins der Dinge, die mir bewusst wurden, als ich zurückging und mir alle bisherigen Filme angeschaut habe, und das setzt sich sogar mit der Sequel-Trilogie bis zum Schluss fort, war, dass die Titel der Star-Wars-Saga immer drei oder vier Wörter lang sind. Das sind sie einfach.
Also dachte ich mir, dass einer der Wege, wie wir diesen Film von dem Rest abgrenzen könnten, ein Titel wäre, der nur ein oder zwei Wörter lang wäre. Also so etwas wie Star Wars: Rebellion, Star Wars: Rogue One, lasst uns einen kürzeren Titel nehmen, sodass man bereits nach dem Titel weiß, dass es etwas ist, was nicht zwingend den ungeschriebenen Gesetzen der Saga folgt.
Eine viel essentiellere Veränderung der frühen Pläne betraf das Ende des Films. Obwohl Regisseur Gareth Edwards und Co-Autor Chris Weitz schon früh den Gedanken hatten, dass alle Hauptcharaktere am Ende des Films sterben sollten, um zu erklären, weshalb sie in keinem der späteren Filme auftauchen oder gar erwähnt werden, dachten Weitz und Whitta, dass Disney ein so düsteres Ende ihnen nie durchgehen lassen würde. Ihre erste Drehbuchversion endete mit einer Hochzeit, was so ziemlich das Gegenteil des ernüchternden Endes des Films dargestellt hätte. Lediglich der Droide K-2SO (Alan Tyduk) wäre eines Heldentodes am Ende gestorben. Doch letztlich sorgte Tony Gilroy, das wir das tragische Ende bekommen haben, das der Film jetzt hat.
Eine weitere entscheidende Änderung, für die Gilroy sorgte, betraf Diego Lunas Figur Cassian Andor. Andor ist vermutlich der moralisch zwielichtigste Protagonist aller Star-Wars-Filme, eine Figur, die zeigt, wie schmal die Grenze zwischen Gut und Böse in einem Krieg ist. In Whittas und Weitz' ursprünglichen Plänen war Andor jedoch anfangs sogar ein Doppelagent des Imperiums, um Rache an Saw Gererra (Forest Whitaker) zu nehmen. Erst später hätte er seine Gesinnung geändert. Weitz schilderte die Logik dahinter:
Ich denke, die Logik dahinter war, dass er Menschen verloren hat, die von Saw Gererra getötet wurden. Alles was er vom Imperium wollte, waren grünes Licht und die Gelegenheit, Saw Gererra zu töten, vielmehr als Galen Erso.
Und das verwandelte sich – nach Gary und mir – in einen Geheimdienst-Offizier der Rebellion, der furchtbare Dinge getan hat. Und hier entscheidet er sich, es nicht zu tun.
Letztlich findet aber auch Weitz selbst, dass die Änderung den Charakter noch interessanter und komplexer gemacht hat. Dem kann ich auf jeden Fall beipflichten. Für mich war Andor der beste Charakter des Films und ich bin schon sehr auf seine eigene Disney+-Serie gespannt, die vor den Ereignissen von Rogue One spielt.
Ich denke, die meisten würden zustimmen, dass die vorgenommenen Veränderungen zum Besseren waren. Eine #ReleaseTheEdwardsCut-Kampagne sehe ich in diesem Fall nicht kommen.