Cannibal-Holocaust-Regisseur Ruggero Deodato ist tot

Ruggero Deodato in Hostel 2 (2007) © Lionsgate

Quelle: Il Messaggero

Der italienische Filmemacher Ruggero Deodato, am besten bekannt für seinen umstrittenen und berüchtigten Exploitation-Kannibalenfilm Nackt und zerfleischt, inzwischen besser bekannt unter seinem Originaltitel Cannibal Holocaust, ist am Donnerstag im Alter von 83 in Rom gestorben. Die Todesursache wurde nicht bekanntgegeben.

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Deodato lernte sein Handwerk unter Sergio Corbucci und der italienischen Regielegende Roberto Rossellini, mit dessen Sohn er befreundet war. Als Regieassistent half Deodato Corbucci bei dessen ikonischem Italowestern Django mit Franco Nero. In den späten Sechzigern stieg Deodato dann selbst zum Regisseur auf und drehte u. a. Thriller, Musicals und Komödien, bevor er das Kino zunächst verlassen hat, um Werbespots fürs Fernsehen zu drehen.

Zu Filmen kehrte Deodato 1976 mit seinem ultrabrutalen Polizeithriller Eiskalte Typen auf heißen Öfen (OT: Uomini si nasce poliziotti si muore) zurück, der in seinem Heimatland ursprünglich nur zensiert erschienen ist, weil in einer Szene einem Mann die Augen aus dem Kopf gedrückt und dann unter einem Schuh zerquetscht werden.

Mit Mondo Cannibale, 2. Teil – Der Vogelmensch (OT: Ultimo mondo cannibale) drehte er 1977 seinen ersten Kannibalenfilm, den er kurzfristig von Umberto Lenzi übernommen hatte. Mit dem Film schuf er mehr oder weniger die Blaupause für das Exploitation-Kannibalenkino, die drei Jahre später mit Cannibal Holocaust perfektionierte. Cannibal Holocaust ist nicht nur ein Meilenstein seines Subgenres, sondern gilt auch als Vorläufer des "Found Footage"-Kinos wie Blair Witch Project. Die Geschichte eines Teams von Dokumentarfilmemachern, die im Amazonas einem indigenen Stamm von Kannibalen zum Opfer fallen, schockierte die Zuschauer und war dabei so realistisch, dass Deodato der Produktion eines Snuff-Films angeklagt wurde und vor Gericht beweisen musste, dass alle Darsteller des Films noch am Leben sind. Außerdem musste er vorführen, wie er eine der grausamsten Szenen des Films inszeniert hat.

Obwohl die menschlichen Tode in Cannibal Holocaust natürlich nicht echt waren, kann man das leider von mehreren Tieren nicht behaupten, die vor laufender Kamera für die Produktion getötet wurden – undenkbar in heutiger Zeit.

Cannibal Holocaust wurde in mehr als 40 Ländern zensiert und verboten. In vielen wurde das Verbot mit der Zeit aufgehoben, jedoch nicht in allen. In Deutschland ist der Film immer noch in allen Versionen beschlagnahmt oder indiziert.

Cannibal Holocaust etablierte Deodato als Meister des Schockhorrors. Nicht ohne Grund belegte der Film kürzlich auch den Spitzenplatz unserer Kannibalenfilme-Top-5. An den Erfolg des Streifens konnte Deodato nie anknüpfen, sein Vermächtnis und Einfluss erstreckten sich jedoch auf viele Hollywood-Filmemacher, darunter Quentin Tarantino und Eli Roth. Letzterer besetzte Deodato in einer Gastrolle in Hostel 2 – natürlich als Kannibalen. Roth huldigte Cannibal Hoocaust außerdem mit seinem eigenen Regenwald-Kannibalenfilm, The Green Inferno.

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