Stephen King ist nicht nur der erfolgreichste und meistverfilmte Horror-Schriftsteller der Gegenwart, er ist auch einer der produktivsten. Seit der Veröffentlichung seines Romandebüts "Carrie" vor 50 Jahren schrieb er mehr als 60 weitere Romane und Novellen. Etliche von ihnen zählen als moderne Klassiker der Horrorliteratur und wurden zum Teil schon mehrfach verfilmt. Doch einer von Kings beliebtesten Romanen wurde erstaunlicherweise nie fürs Kino adaptiert – bis jetzt.
"Brennen muss Salem", die Geschichte des jungen Schriftstellers Ben Mears, der auf der Suche nach Inspiration in seine verschlafene Heimatstadt Jerusalem’s Lot zurückkehrt und dort Zeuge einer Vampirplage wird, wurde 1975 als Kings zweiter Roman veröffentlicht. Nach dem großen Kinoerfolg des Carrie-Films 1976 standen Kings Werke hoch im Kurs und Warner Bros. holte sich die Rechte an "Brennen muss Salem", doch dann wurde entschieden, dass die Vorlage aufgrund ihres Umfangs für eine Umsetzung als TV-Miniserie besser geeignet sei. Diese wurde von Blutgericht-in-Texas-Regisseur Tobe Hooper meisterhaft inszeniert und 1979 als Zweiteiler ausgestrahlt. Eine verkürzte Fassung lief in Europa sogar im Kino, es war aber letztlich eine (sehr hochwertige) TV-Produktion. Eine Filmfortsetzung von Larry Cohen, die jedoch nichts mehr mit Kings Romanen zu tun hatte, ist 1987 erschienen und eine weitere Miniserien-Adaption des Romans mit Rob Lowe und Donald Sutherland folgte 2004.
Nachdem die zweiteilige Kinoadaption von Stephen Kings "Es" zu einem gigantischen Kassenhit für Warner Bros. wurde, wurde dem Studio das Hitpotenzial von Kings Klassikern bewusst und das Studio begann mit der Entwicklung des allerersten Brennen-muss-Salem-Kinofilms. Gary Dauberman, der für Warner beide Es-Filme, The Nun und die Annabelle-Trilogie schrieb, wurde das Remake anvertraut. Mit Annabelle 3 feierte er kurz zuvor sein halbwegs erfolgreiches Regiedebüt, Salem’s Lot wurde zu seiner zweiten Regiearbeit. Lewis Pullman (Top Gun: Maverick) wurde in der Hauptrolle als Ben Mears besetzt, "Game of Thrones"-Darsteller Pilou Asbæk als Antagonist Richard Straker sowie Bill Camp ("The Night Of"), Makenzie Leigh ("Gotham"), William Sadler (Die Verurteilten) und Alfre Woodard ("Marvel’s Luke Cage") in weiteren Rollen. Der Film ging 2021 vor die Kameras und sollte im September 2022 in die Kinos kommen, am selben Wochenende, an dem bereits beide Es-Kapitel große Erfolge feierten.
Doch dann kam alles anders. Erst wurde der Film bis April 2023 verschoben, angeblich wegen eines durch Covid verursachten Post-Production-Rückstaus in der Filmindustrie. Dann wurde er ohne Erklärung komplett vom Startplan genommen. Mehr als zweieinhalb Jahre vergingen seit dem Ende der Dreharbeiten, ohne dass nur ein einziges offizielles Foto aus dem Film veröffentlicht wurde. Manche King- und Horrorfans befürchteten bereits, dass Warner Salem’s Lot wie Batgirl ganz einstampfen und steuerlich abschreiben würde. Tatsächlich lagen sie vermutlich gar nicht weit daneben, wie Dauberman kürzlich enthüllt hatte. So soll laut Dauberman Kings Lob für den von ihm bereits gesehenen Film über soziale Medien ihn davor bewahrt haben, dauerhaft im Giftschrank zu verschwinden.
Salem’s Lot wird dieses Jahr im Halloween-Monat Oktober zwar veröffentlicht, in den USA bleibt ihm eine Kinoauswertung jedoch verwehrt. Stattdessen wird er dort nach seiner Weltpremiere am 25. September als Eröffnungsfilm des Horrorfilmfestivals Beyond Fest in Los Angeles am 3. Oktober direkt bei Warners Streamer Max erscheinen. Weil Max in Deutschland nicht verfügbar ist, erscheinen die meisten Max-Filmproduktionen hierzulande im Kino. So auch Salem’s Lot, der am 31. Oktober bei uns anlaufen wird. Am selben Tag startet übrigens auch Terrifier 3 in den deutschen Kinos.
Nach jahrelanger Marketing-Funkstille wurde gestern endlich der Trailer zu Salem’s Lot veröffentlicht. Dass dieser weniger als einen Monat vor Filmstart zu sehen ist und der Film in den USA gar nicht in die Kinos kommen wird, obwohl ein Stephen-King-Horrorfilm in der Halloween-Zeit eigentlich leicht verdientes Geld ein sollte, sagt vermutlich schon alles darüber aus, was Warner von dem Film und seiner Qualität hält. Dabei sieht der Trailer (unten) gar nicht mal schlecht aus, auch wenn er definitiv mehr auf Jump Scares als auf Atmosphäre setzt, was angesichts der bisherigen Filme von Dauberman nicht überrascht. Nichtsdestotrotz bin ich froh über die Gelegenheit, endlich eine Verfilmung von "Brennen muss Salem" im Kino zu sehen und vielleicht hilft es ja auch, wenn die Erwartungen niedrig sind.
Hier sind der Trailer, ein Filmclip und das offizielle Filmposter: