Quelle: SFFCC
Boyhood und Birdman sind nicht aufzuhalten! Noch mehr als das Duo 12 Years a Slave und Gravity dominieren diese beiden Kritikerlieblinge alle bisherigen Preisverleihungen. Dabei ist Boyhood in den Kategorien "Bester Film" und "Beste Regie" stets vorne, während Birdman meist die Auszeichnungen für seinen Cast, sein Drehbuch und seine technischen Errungenschaften einheimst. So und nicht anders hat es sich bei den Preisen des Filmkritikerverbands von San Francisco (San Francisco Film Critics Circle) verhalten. Dieser bedachten Boyhood mit vier Auszeichnungen und Birdman mit drei. Letztes Jahr gab es die gleiche Aufteilung bei Gravity und 12 Years a Slave, wobei letzterer trotz einer Nennung weniger den Hauptpreis als "Bester Film" gewann.
Eine große Überraschung unter den diesjährigen Siegern (wie James Francos letztjähriger Triumph als "Bester Nebendarsteller" für Spring Breakers) gab es dieses Jahr bei dem SFFCC nicht. Tatsächlich könnten die Oscar-Ergebnisse kommendes Jahr diesen Preisen sehr ähnlich aussehen. Michael Keaton, Julianne Moore und Patricia Arquette sind die haushohen Favoriten in ihren jeweiligen Schauspielkategorien, lediglich Edward Norton hat noch ein knappes Rennen mit J.K. Simmons (Whiplash) vor sich.
Wegen der Vorhersehbarkeit der diesjährigen SFFCC-Gewinner, lohnt sich vor allem ein Blick auf die gesamten Nominierungen. Hier gab es die eine oder andere Überraschung, wie Gene Jones' unter die Haut gehende Performance in Ti Wests The Sacrament und Essie Davis' grandiose Darbietung als verzweifelte Mutter im Horrorstreifen The Babadook. Besonders beeindruckend ist allerdings die Liebe, die der Kritikerverband Under the Skin und Mike Leighs Mr. Turner entgegenbrachte, die jeweils vier und fünf Nominierungen erhielten.
Unten könnt Ihr die diesjährigen Nominierungen sowie die grün markierten Sieger sehen.
Bester Film
Birdman
Boyhood
The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben
Under the Skin
Whiplash
Beste Regie
Wes Anderson (Grand Budapest Hotel)
Jonathan Glazer (Under the Skin)
Alejandro González Iñárritu (Birdman)
Mike Leigh (Mr. Turner – Meister des Lichts)
Richard Linklater (Boyhood)
Bester Hauptdarsteller
Benedict Cumberbatch ( The Imitation Game)
Jake Gyllenhaal (Nightcrawler)
Michael Keaton (Birdman)
Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit)
Timothy Spall (Mr. Turner – Meister des Lichts)
Beste Hauptdarstellerin
Marion Cotillard (Zwei Tage, eine Nacht)
Essie Davis (The Babadook)
Scarlett Johansson (Under the Skin)
Julianne Moore (Still Alice)
Reese Witherspoon (Wild – Der große Trip)
Bester Nebendarsteller
Ethan Hawke (Boyhood)
Gene Jones (The Sacrament)
Edward Norton (Birdman)
Mark Ruffalo (Foxcatcher)
J.K. Simmons (Whiplash)
Beste Nebendarstellerin
Patricia Arquette (Boyhood)
Jessica Chastain (A Most Violent Year)
Agata Kulesza (Ida)
Emma Stone (Birdman)
Tilda Swinton (Snowpiercer)
Bestes Originaldrehbuch
Birdman
Boyhood
Grand Budapest Hotel
Mr. Turner – Meister des Lichts
A Most Violent Year
Whiplash
Bestes adaptiertes Drehbuch
Gone Girl
The Imitation Game
Inherent Vice – Natürliche Mängel
Snowpiercer
Wild – Der große Trip
Bester fremdsprachiger Film
A Girl Walks Home Alone at Night
Höhere Gewalt
Ida
Zwei Tage, eine Nacht
Wild Tales – Jeder dreht mal durch!
Bester Dokumentarfilm
CitizenFour
Finding Vivian Maier
Jodorowsky’s Dune
Life Itself
The Overnighters
Bester Animationsfilm
Baymax – Riesiges Robowabohu
Die Boxtrolls
Drachehnzähmen leicht gemacht 2
The LEGO Movie
Die Legende der Prinzessin Kaguya
Beste Kamera
Birdman
Grand Budapest Hotel
Ida
Mr. Turner – Meister des Lichts
Under the Skin
Bestes Szenenbild
Birdman
Grand Budapest Hotel
Inherent Vice – Natürliche Mängel
Mr. Turner – Meister des Lichts
Snowpiercer
Bester Schnitt
Boyhood
Birdman
Inherent Vice – Natürliche Mängel
Under the Skin
Whiplash
Mehr als in den meisten Oscar-Saisons, die ich in vergangenen 15 Jahren mitverfolgt habe, haben sich diese beiden Filme als ganz klare Favoriten von Kritikern herauskristallisiert. Doch es muss nicht bedeuten, dass diese Kritikerliebe auch zu zahlreichen Oscars führen wird. Wie ich bereits mehrfach betont habe, bedeuten die Kritikerpreise herzlich wenig im direkten Bezug auf die Oscars. Sie geben lediglich ein allgemeines Stimmungsbild wider. Daher kann es durchaus noch vorkommen, dass das Martin-Luther-King-Drama Selma, das bei den Kritikern von San Francisco auf wenig Liebe gestoßen ist, bei den Oscars und den anderen Industriepreisen Boyhood den Wind aus den Segeln nehmen wird. Doch ganz leer wird Richard Linklaters einzigartiges Projekt sicherlich nicht ausgehen.