Links: Jamie Lee Curtis in Du schon wieder (2010) © Touchstone Pictures
Mitte: Emma Roberts in Das Hundehotel (2009) © DreamWorks Pictures
Rechts: Abigail Breslin in The Call – Leg nicht auf! (2013) © WWE Studios
Quelle: FOX
Ryan Murphy ist wirklich, wirklich fleißig. Wir haben bereits von dem Cast seiner neuen Serie "American Crime Story: The People v. O.J. Simpson" berichtet und auch die fünfte Staffel von "American Horror Story" steht bei ihm auf dem Plan, doch Murphy tanzt auf vielen Hochzeiten und bereitet eine weitere Serie vor. Diesmal arbeitet er wieder fürs öffentliche US-Fernsehen, und zwar für den Sender FOX, für den er bereits "Glee" erschaffen hat, die sich aktuell in der letzten Staffel befindet. Bei seiner neuen Serie verwendet Murphy abermals das bei "American Horror Story" bewährte Konzept einer Anthologie (jede Staffel soll eine neue Geschichte mit neuen Charakteren erzählen) und bedient wieder die Horrorfans. Allein schon der Titel "Scream Queens" ist bezeichnend und die Serie wird sicherlich proppenvoll mit Referenzen zu zahlreichen Genrevertretern sein. Im Gegensatz zu "American Horror Story" soll "Scream Queens" jedoch eine Horrorkomödie werden ("American Horror Story" enthält zwar auch schwarzhumorige Elemente, ist aber trotzdem mehr "Horror").
Mit "Scream Queens" beweist Murphy wieder seine Fähigkeit, bekannte Namen für seine Projekte ins Bord zu holen, wie ihm das schon bei "American Horror Story" und "American Crime Story" sowie dem HBO-Film "The Normal Heart" gelungen war. Besonders interessant an der Besetzung von "Scream Queens" ist, dass viele der Cast-Mitglieder bereits einschlägige Erfahrungen gesammelt haben. So übernimmt die Scream Queen schlechthin, Jamie Lee Curtis (Halloween), die Hauptrolle. An ihrer Seite wird Emma Roberts zu sehen sein, die ihre Schreikünste bereits in Scream 4 unter Beweis gestellt hat und bei der dritten und vierten "American Horror Story"-Staffel mitgewirkt hat. Ebenfalls dabei: Abigail Breslin, zu deren Genrefilmen Zombieland, The Call – Leg nicht auf! und das kommende Zombiedrama Maggie gehören. Lea Michele, die unter Murphys Ägide die Hauptrolle "Glee" gespielt hat, ist auch an Bord. Abgerundet wird der Cast durch Joe Manganiello ("True Blood") und Keke Palmer ("Masters of Sex"). Außerdem wurde angekündigt, dass die Jungschauspielerin und Pop-Sternchen Ariana Grande eine Gastrolle in der Serie haben wird. Da hat die Serie doch gleich zahlreiche Scream Queens gesichert!
"Scream Queens" wird aus 15 Folgen bestehen und von einer Mordserie an einem Uni-Campus handeln. Wie bei Anthologien üblich, wird die Geschichte am Ende der Staffel abgeschlossen sein. Die Dreharbeiten beginnen noch im Frühjahr, sodass die Serie ab Herbst auf FOX ausgestrahlt werden kann. Mein Interesse hat sie auf jeden Fall schon geweckt.
Nichts gegen homosexuelle Autoren, Regisseure, Modedesigner und von mir aus auch Politiker. Aber ungut wird es, wenn die sexuelle Ausrichtung sich zum wiederholten Mal im Produkt niederschlägt. So wie schwule Modedesigner den Modells am liebsten die Brüsten entfernen würden, und sie stattdessen so abmagern lassen, dass sie sich in kleine Jungs verwandeln, so hat Murphy auf andere Weise die Frauen im Blick – nicht immer schlecht, aber allmählich wird es zum Schema. Es bleibt die Frage, ob er damit die Kunst vorantreibt oder einfach nur seine persönliche Obsession auslebt – was er gern tun darf, mich als Horrorfan aber irgendwann nicht mehr interessiert. Wenn ich mir nach vier Staffeln "American Horror Story" jetzt den Plan für "Scream Queens" anschaue, habe ich sofort das Gefühl, er hat es geschafft, Staffel 5 und 6 von AHS bei zwei Sendern parallel produzieren zu dürfen, einziger Unterschied: Obermutti Jessica Lange spielt in einer Staffel nicht mit, vielleicht ja auch in der anderen nicht. Dafür ist Jamie L. Curtiss ja ein vollwertiger Ersatz. Versteht mich nicht falsch: Ich habe alle Staffeln von "American Horror Story" genossen, manche mehr, manche weniger, aber ich fange an zu glauben, wir sehen hier das Ende der Serie auf uns zu kommen. Wir sehen vor allem Stillstand. Während "Penny Dreadful", "Hemlock Grove" und meinetwegen auch "Hannibal" jeweils neue Elemente, neue Plots oder wenigstens eine neue Qualität ins Genre brachten, scheint mir Murphy inzwischen den immer gleichen Brei zu servieren. Die Planlosigkeit der vierten AHS-Staffel "Freakshow" hat er immerhin noch mit schönen Bildern aufgefangen – oder wer auch immer dafür verantwortlich war –, aber ein Minimum an Story darf man doch erwarten. Die schwule Vorliebe für reife, mütterliche und tolerante Frauen sowie die Lust am Vernichten von jungen, attraktiven Mädchen haben wir nun ausgiebig (mit)genossen. Möchte jemand Herrn Murphy nun darauf hinweisen, dass auch Männer mit Dämonen ringen, dass auch harte Kerle eine Horrornacht erleben können? Männer sind mehr als nur Serienkiller, und Frauen sind mehr als nur Opfer. Das postmoderne zitieren, aufwärmen und verhackstücken kann nicht alles sein. Es ist an der Zeit für was Neues.
Aber ich würde nicht über Scream Queens urteilen, bevor auch nur eine Sekunde der Serie gedreht wurde. 🙂
Über die Serie habe ich nichts gesagt. Nur über die Besetzung. Wer Murphy kennt, ahnt schon was, die ist nämlich so typisch (Mutti, freche Göre, prolliger Sidekick). Ich leide daran, dass seine anfangs gute Arbeit inzwischen vorhersehbar ist (ja, da kommt etwas Enttäuschung über Freakshow durch, da hatte ich mehr Story erwartet, er hat in Coven bewiesen, dass er durchaus aus dem Mädels was rausholen kann). Zumindest heute beschleicht mich das Gefühl, zu ahnen, was da auf uns zu kommt. Nur darüber rede ich. Sollte ich mich täuschen – sollte Murphy uns überraschen – wäre es mir nur recht. Aber bitte: schon wieder Emma Roberts? Wer denkt da nicht sofort an American Horror Story? Sie ist sicher auch in der fünften Staffel dabei (er ringt ja auch noch darum, dass Jessica Lange doch noch mitspielt), und dann tritt sie parallel auch in "Scream Queens" auf? Hallo? Und sagtest du nicht selbst "wird sicherlich proppenvoll mit Referenzen zu zahlreichen Genrevertretern sein". Ist das nicht das AHS-Konzept? Oder meinst sogar du, Murphy kann nicht anders, weil er so viel zu tun hat, dass ein schnelles Zitieren alter Werke einfacher ist, als etwas komplett neues zu entwickeln? Ich weiß, das Horror ohne diese Referenzen kaum noch möglich ist, man müsste komplett neue Monster und Settings entwickeln, da käme ich auch ins schwitzen. Aber John Logan hat auf höchst künstlerische Weise in Penny Dreadful fast den ganzen Horrorzoo versammelt, ohne dass es wie Referenzen aussieht und so, dass es sogar eine stimmige Geschichte ergibt (mit den horrortypischen Abstrichen an der Logik). Hemlock Grove ist immerhin eine Literaturverfilmung – bei den Buchautoren gibt es hin und wieder jemanden mit einer Eingebung. Aber nach vier Staffeln AHS bin ich der Referenzen etwas müde. Ein bißchen mehr darf man schon verlangen – oder wünschen, denn mehr bleibt uns nicht. Oder liest Murphy diese Seiten?