Choi Woo-shik, Song Kang-ho, Chang Hyae-jin und Park So-dam in Parasite © 2019 Koch Films
Quelle: Screen Actors Guild
Die 92. Oscarverleihung wird in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar in Los Angeles stattfinden und während das Rennen um den Hauptpreis weiterhin spannend bleibt, da alle Favoriten aktuell auch statistische Handicaps haben, stehen die vier Schauspieler, die einen Oscar nach Hause mitnehmen werden, so gut wie fest. Das hat die Verleihung der Screen Actors Guild Awards, der Auszeichnungen der Schauspielergewerkschaft, erneut bestätigt. Deren Preise tragen ganz besonderes Gewicht, weil ein großer Teil der Academy-Wähler Schauspieler sind und sich mit den Mitgliedern der SAG überschneiden. Joaquin Phoenix (Joker), Renée Zellweger (Judy), Brad Pitt (Once Upon a Time in Hollywood) und Laura Dern (Marriage Story) haben wie schon bei den Golden Globes und den Critics' Choice Awards wieder in den vier Schauspielerkategorien gewonnen. Die letzten Male, als die Gewinner aller drei Verleihungen exakt übereinstimmten, waren 2011 und 2018. In den beiden Jahren haben alle vier Darsteller später auch den Oscar abgeräumt. 2018 haben alle vier sogar zusätzlich noch den BAFTA gewonnen.
In aller Regel ist man bei den Oscars nahezu unschlagbar, wenn man zuvor bei den Globes, der SAG und den Critics' Choice Awards gewonnen hat. Doch ganz selten gibt es auch Ausnahmen, wie Glenn Close letztes Jahr. Für Die Frau des Nobelpreisträgers hat sie bei allen drei Preisverleihungen gewonnen, bei den Oscars zog sie jedoch gegen Olivia Colman (The Favourite) den Kürzeren. Dieses Jahr ist das jedoch bei allen vier Anwärtern unwahrscheinlich, auch weil sie keine Konkurrenz haben, die sich im Oscar-Rennen besonders hervorgetan hat. Phoenix, Pitt und Dern haben zudem den Vorteil, dass sie noch nie einen Schauspieler-Oscar gewonnen haben und aktuell für Filme nominiert sind, die auch als "Bester Film" im Rennen sind. Daher hat Zellweger vielleicht noch die schwächste Position, doch ihre Performance als Judy Garland ist einfach zu sehr auf die Oscars zugeschnitten, als dass die Academy sie leer ausgehen lassen würde.
Doch während diese vier Gewinner allesamt erwartungsgemäß und überraschungsfrei ausgefallen sind, erstaunte Parasite mit dem Sieg beim vielleicht wichtigsten Preis des Abends, der Auszeichnung für das beste schauspielerische Ensemble. Der Film schrieb damit SAG-Geschichte, denn noch nie hat ein nicht-englischsprachiger Film diesen Preis gewonnen. Dabei setzte er sich sogar gegen starke Konkurrenz von Once Upon a Time in Hollywood und The Irishman durch, obwohl der Film keine einzelnen Nominierungen für seine Darsteller erhalten hat. Es ist jedoch eine sehr verdiente Auszeichnung für den herausragenden Cast des koreanischen Films und bringt ihn ein großes Stück weiter im Oscar-Rennen. Dieses dreht sich aktuell nur noch um drei Filme: Once Upon a Time in Hollywood, 1917 und Parasite. Die ersten zwei waren die großen Gewinner bei den Globes, 1917 siegte jedoch zusätzlich bei der Produzentengewerkschaft und Once Upon a Time in Hollywood bei den Critics' Choice Awards. Sam Mendes' Kriegsfilm hat jedoch den Nachteil, keine Nominierungen für seine Darsteller zu haben und außerdem keine für seinen Schnitt. Once Upon a Time in Hollywood muss ebenfalls ohne eine Schnitt-Nominierung auskommen, was statistisch ein großer Nachteil im Oscar-Rennen ist. Dafür hat Parasite neben seinem großen SAG-Sieg auch beim Cutter-Verband den Hauptpreis gewonnen.
Neben den besten schauspielerischen Leistungen im Kino zeichnete die Schauspielergewerkschaft auch Darsteller aus dem Serienbereich aus. Nach 13 erfolglosen Nominierungen, davon elf für "Game of Thrones" (als Darsteller und als Teil des Ensembles), wurde Peter Dinklage für die finale "Game of Thrones"-Staffel endlich (verdient!) ausgezeichnet.
Alle Nominierungen und Gewinner (in grün) findet Ihr unten: