Letztes Jahr hätte das beste und meistgefeierte von Luca Guadagninos Karriere werden können und vielleicht auch sollen. Gleich zwei seiner Filme kamen 2024 in die Kinos. Challengers – Rivalen mit Shooting Star Zendaya sollte eigentlich schon 2023 die Filmfestspiele von Venedig eröffnen, wurde jedoch wegen des Schauspielerstreiks, der jegliche Auftritte oder Interviews der Stars unterbunden hätte, ins nächste Jahr verschoben. Die spritzige, clevere Liebesdreiecksgeschichte aus der Welt des professionellen Tennis kam im April in die Kinos, begeisterte Kritiker und spielte weltweit fast $100 Millionen ein.
Was Challengers verwehrt geblieben ist, holte Guadagnino mit Queer nach, der Verfilmung der gleichnamigen halbautobiografischen Novelle von William S. Burroughs mit Daniel Craig in der Hauptrolle, die kaum weiter entfernt von seinem James-Bond-Ära sein könnte und die volle schauspielerische Bandbreite des Briten ausschöpfte. Queer feierte letztes Jahr bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere und auch wenn die Reaktionen auf den Film deutlich gemischter waren als auf Challengers, galt zumindest Craig als potenzieller Oscarkandidat.
Als die Oscar-Saison jedoch kam, wurden Challengers und Queer links liegen gelassen. Challengers gewann immerhin den hochverdienten Golden Globe für seine Filmmusik und einige Preise für seinen Schnitt, Craig war für den Globe nominiert. Als jedoch die Oscarnominierungen herauskamen, suchte man die beiden Filme darauf vergeblich. Keine einzige Nennung konnten Challengers und Queer ergattern. Besonders bei Challengers finde ich das schwer nachvollziehbar, gehörte er doch für mich zu den besten Filmen des letzten Jahres.
Auch Craig ist es leider mit Queer nicht gelungen, zum ersten oscarnominierten Bond-Darsteller seit Sean Connery zu werden. Dafür hat die Zusammenarbeit mit Guadagnino fast dafür gesorgt, dass er Teil eines großen Comicfilm-Universums geworden ist – aber leider nur fast. Im November erreichte uns die sehr überraschende Meldung, dass Guadagnino einen Film über den DC-Helden Sgt. Rock für James Gunns und Peters Safrans DCU inszenieren würde und Craig die Rolle des knallharten Weltkriegssoldaten übernehmen würde. Challengers– und Queer-Autor Justin Kuritzkes schrieb bereits das Drehbuch und der Film war wohl startklar, in den nächsten Monaten vor die Kameras zu gehen. Zugegeben, ich hätte mir den Regisseur von Call Me by Your Name, Suspiria oder Challengers nie als Kandidaten für die Regie einer actionreichen DC-Verfilmung vorgestellt und auch zu Craigs Rollenwahl in den letzten Jahren passte Sgt. Rock auch nicht so recht, doch gerade das machte mich neugierig.
Leider werden wir wohl nie erleben, wie ein Sgt.-Rock-Film von Guadagnino mit Craig ausgesehen hätte, denn der Schauspieler ist unerwartet aus dem Projekt ausgestiegen. Die Gründe dafür sind noch unklar. Laut manchen Quellen waren die vollen Terminkalender von Craig und seiner Ehefrau Rachel Weisz die große Hürde, andere behaupten, dass der Misserfolg von Queer an den Kinokassen und bei den Oscars Craig die Stimmung vermiest habe. So oder so soll die Show ohne ihn weitergehen und Warner hofft weiterhin, Sgt. Rock unter Guadagninos Regie im Sommer vor die Kameras zu bringen. Nach einem neuen Hauptdarsteller wird bereits gesucht und ein Name, der möglicherweise im Rennen ist, ist "The Bear"-Star Jeremy Allen White.
Quelle: The Holylwood Reporter