Josh Brolin in Sicario 2 © 2020 Sony Pictures
Quelle: Team Deakins Podcast
Wir müssen uns noch bis Herbst 2021 gedulden, um die erste Hälfte von Denis Villeneuves Adaption von Frank Herberts Science-Fiction-Roman "Der Wüstenplanet" auf der Leinwand zu erleben. Dass sich Dune aus diesem Jahr verabschieden würde, war schon lange unausweichlich und Anfang des Monats folgte dann die Gewissheit. Dass die für die Kinos meist sehr ertragreiche Weihnachtszeit dadurch einen potenziellen Blockbuster verloren hat, tut natürlich weh. Auch für viele Filmfans ist es eine bittere Pille, denn Dune befand sich bei vielen Cineasten weit oben auf ihren Listen der meisterwarteten Filme des Jahres. Das lag nicht nur an der beliebten Vorlage, dem Versprechen eines erwachsenen, bildgewaltigen Science-Fiction-Epos und der fantastischen Besetzung, sondern auch an dem Regisseur. Der Kanadier Denis Villeneuve gilt seit einigen Jahren als einer der virtuosesten Filmemacher Hollywoods. Mit Filmen wie Prisoners, Enemy, Sicario, Arrival und Blade Runner 2049 etablierte er sich als ein Regisseur, der komplexe Geschichten spannend und visuell atemberaubend erzählen kann.
Bei Dune arbeitete er wieder mit Josh Brolin zusammen, mit dem er schon Sicario gedreht hat. Brolin kehrte neben Benicio del Toro auch für die Fortsetzung Sicario 2 zurück, die jedoch nicht von Villeneuve inszeniert wurde. Und obwohl ich das Sequel mag und dessen italienischen Regisseur Stefano Sollima schätze, merkt man auch, dass diesmal ein anderer im Regiestuhl saß. Sicario 2 ist hochspannend, packend und dicht inszeniert, doch es fehlen ihm die nüchterne, pessimistische Kompromisslosigkeit und der Biss des Vorgängers.
Ähnlich sieht es auch Brolin, der im Podcast mit Sicario-Kameramann Roger Deakins ausführlich erläutert hat, weshalb er den ersten Sicario dem zweiten vorzieht: (aus dem Englischen)
Stefano Sollima hat den zweiten Film gemacht. Für das, was es ist, und das würde ich Stefano auch ins Gesicht sagen, es ist größer und hat mehr Action, dafür ist es wunderbar. Aber es war etwas ganz Besonderes an Sicario, etwas Ruhigeres und Intelligenteres darin, wie er sich entfaltet hat.
Sicario 2 zeigt, wie groß er ist und die Actionsequenzen waren großartig. Ich fand ihn unglaublich gut inszeniert, aber ihm fehlte die Persönlichkeit, die Sicario hatte. Die kraftvollste Szene im ersten Sicario ist das Ende in der Küche, mit Benicio (del Toro) und Emily (Blunt). Man staunt: "Wow, es ist so intensiv." Man braucht nicht zwingend diese ganze große Action. […]
Jedem das Seine. Es ist nichts Negatives gegen Stefano. Er hat etwas mit dem Titel "ZeroZeroZero" gedreht und es ging in die ähnliche Richtung. Es war groß, sehr dramatisch, aber es war nicht so spezifisch in den Verhaltensentscheidungen wie Sicario… Es ist eine tonale Entscheidung, wie man die Kamera platziert, welche Linse man wählt, wie subtil man sein kann. Das ist der Unterschied, bei Sicario 2 denkt man "Wow, wow!" und beim ersten Sicario nähert man sich immer mehr an und man bekommt eine geklatscht und kann nichts dagegen tun, und man weiß es.
Deakins fügte hinzu, dass größere Action nicht zwingend ein besseres Kinoerlebnis bedeutet, und damit hat er natürlich Recht. Sicario 2 hatte mehr und vor allem blutigere Action, doch keine davon kam an die gnadenlose Spannung des Schusswechsels am Grenzübergang aus dem ersten Film heran.
Noch bevor Sicario 2 in die Kinos kam, kündigte Produzent Trent Luckinbill an, dass ein dritter Film bereit sin Planung sei. Der zweite Teil endete tatsächlich auch mit einer Szene, die den Übergang zum nächsten Film andeuten könnte. Seitdem gab es jedoch keine Bewegung an der Front des dritten Films. Sicario-2-Regisseur Sollima erklärte damals schon, dass er Sicario 3 nicht inszenieren würde, weil er denkt, dass jeder Teil der Reihe von einem anderen Regisseur gedreht und einen eigenen Stil haben sollte.
Fandet Ihr den ersten oder den zweiten Sicario besser, und würdet Ihr gerne Teil 3 sehen?