Links: Jared Leto in Morbius © 2020 Sony Pictures
Rechts: Paul Rudd in Ghostusters: Legacy © 2020 Sony Pictures
Quelle: The Wrap
Während Streaming-Dienste ohne Frage von der Corona-Pandemie größtenteils profitiert haben, leiden Hollywood-Studios und Kinos unter den erzwungenen Produktionsstopps, notwendigen Startverschiebungen und der extrem unsicheren Lage auf dem Kinomarkt.
Seit Beginn der Krise haben verschiedene Studios unterschiedliche Strategien zur Bewältigung der neuen Herausforderung eingesetzt. Universal hat beispielsweise seine großen Hitkandidaten Fast & Furious 9 und Minions 2 bereits sehr früh direkt um ein Jahr verschoben und als erster Studio damit angefangen, Kinofilme direkt in den Stream zu schicken, wie Der Unsichtbare, The Hunt und Trolls World Tour. Sony hat hingegen alle großen Filme nach und nach aus diesem Jahr geräumt und einige andere, wie den Kriegsfilm Greyhound mit Tom Hanks und die Komödie American Pickle mit Seth Rogen, an Streaming-Dienste verkauft und das eigene Risiko so minimiert. Apple TV+ soll für Greyhound satte $70 Mio bezahlt haben, die direkt an Sony gingen. Vermutlich ein weitaus besserer Deal, als wenn das Studio es gewagt hätte, den Film dieses Jahr in den Kinos zu starten.
Disney versucht mit Mulan aktuell ein experimentelles Modell, indem das Studio den Film in den Ländern mit Disney+ über die Plattform gegen eine Zusatzgebühr veröffentlicht und in anderen Ländern in die Kinos schickt. Und Warner hat sich (dank Christopher Nolans Überredungskünsten) als erstes Studios getraut, einen teuren Blockbuster in die Kinos zu bringen. Leider setzte Tenet für die Studios nicht das erhoffte Signal, dass es sicher sei, auf die Leinwände zurückzukehren. Bislang spielte der Film weltweit zwar mehr als $200 Mio ein, was für aktuelle Situation schon bemerkenswert ist, doch er braucht deutlich mehr als eine halbe Milliarde, um seine hohen Produktions- und Marketingkosten überhaupt wieder einzunehmen.
Als Reaktion auf dieses aus kommerzieller Hinsicht nicht ganz gelungenen, wenn auch lobenswerten Versuch, nehmen aktuell immer mehr Studios ihre kommenden Filme vom Startplan und verlegen sie ins nächste Jahr oder auf unbestimmte Zeit. Bei einer von Bank of America organisierten virtuellen Medienkonferenz hat Tony Vinciquerra, der CEO von Sony Pictures, jetzt eine klare Ansage gemacht, was die Zukunft der Blockbuster des Studios betrifft. Sony wird in absehbarer Zeit keine großen Filmein die Kinos bringen, bis der Betrieb halbwegs das frühere Niveau erreicht hat, wovon aktuell angesichts der vielen Einschränkungen natürlich nicht die Rede sein kann.
Vinciquerra bezeichnete den Startplan des Studios aktuell als "fließend" und erklärte: (aus dem Englischen)
Was wir nicht machen werden, ist den Fehler, einen sehr, sehr teuren $200-Millionen-Film auf den Markt zu bringen, außer wir sind uns sicher, dass die Kinos offen sind und mit bedeutenden Zuschauerkapazitäten wieder arbeiten können. Wir haben unseren Startkalender dramatisch verändert.
Auf die Frage hin, ob es auch bedeuten könnte, dass das Studio weitere Filme an Streaming-Plattformen verkaufen wird, hat Vinciquerra dies nicht ausgeschlossen, aber beteuert, dass Sony dennoch weiter an die Kinos glaubt:
Wir haben drei unserer Filme an Streamer verkauft, weil wir keinen Platz finden konnten, um sie neu zu terminieren. Also haben wir sie verkauft und Profit gemacht. […] Sony unterstützt aber weiterhin das Modell des Kinovertriebs.
Vinciquerra ergänzte, dass das Studio sich immer weiter an neue Veränderungen anpassen und entsprechen reagieren wird, sodass nichts in Stein gemeißelt ist.
Der nächste in Deutschland terminierte Sony-Film ist Escape Room 2 und soll am 6.01.2021 starten. Die zwei größten Filme des Studios, die ursprünglich 2020 starten sollten, sind Ghostbusters – Legacy und die Marvel-Verfilmung Morbius, die stattdessen beide im März 2021 anlaufen sollen. Außerdem hat Sony für das nächste Jahr Venom: Let There Be Carnage, Uncharted und den nächsten Spider-Man-Film geplant. Welche dieser Filme tatsächlich 2021 starten werden, wird sich noch zeigen. Ich kann Sonys Position natürlich verstehen, insbesondere nach Tenet, doch wenn alle Studios das so sehen und abwarten, gibt es nächstes Jahr nur noch die Hälfte der Kinos, in denen sie ihre Filme überhaupt zeigen können.