© Paramount Pictures
Quelle: Deadline
In den USA ging am Wochenende die vierte Staffel der Anthologie-Serie "Fargo" zu Ende. Das gab einem Deadline-Interviewer den Anlass, sich beim Serienschöpfer Noah Hawley wieder einmal nach seinem letztes Jahr angekündigten, aber dieses Jahr abrupt auf Eis gelegten Star-Trek-Kinofilm zu erkundigen. In den letzten Monaten hat Hawley immer wieder über seine Pläne gesprochen, mit dem Film Star Trek zu den weniger actionreichen, dafür aber intelligenten und problemlösenden Wurzeln des Franchises zurückzukehren. Ich glaube, das letzte Mal, dass ich so viel über einen Film berichtet habe, der ziemlich sicher nie kommen wird, war Guillermo del Toros Hellboy 3. Aber diese was-wäre-wenn-Überlegungen sind natürlich auch interessant.
In dem Interview mit Deadline ging es aber nicht darum, wie Hawleys Film sein würde, sondern, wie der Stand der Dinge ist bzw. war, bevor ihm das Projekt wieder entrissen wurde. Hawley verriet, dass der Film bereits kurz vor Produktionsbeginn stand (nicht gleichbedeutend mit Drehbeginn!), dass er ihn aber nicht mehr in absehbarer Zeit kommen sieht, nachdem die neue Paramount-Chefin Emma Watts beschlossen hat, die Zukunft des Star-Trek-Franchises im Kino neu zu evaluieren: (aus dem Englischen)
Er liegt nicht in meiner unmittelbaren Zukunft. Ich denke, als Emma (Watts) dazukam, hat sie einen Blick auf das Franchise geworfen und wollte damit in eine andere Richtung gehen. Aber wisst ihr, das Leben ist lang. Wir waren sehr nah an Produktionsstart, aber in diesem Geschäft bedeutet das nicht viel. Man muss schon die Startbox verlassen, um im Rennen zu sein, wenn ihr wisst, was ich meine.
Da sagt er was. Es erinnert mich an Disneys TRON: Ascension, der sogar mitten während der Pre-Production abgesagt wurde, oder Guillermo del Toros Pacific Rim 2, der ebenfalls kurz vor Drehbeginn eingestampft und erst Jahre später mit einem neuen Regisseur wiederbelebt wurde.
Am liebsten hätte Paramount eigentlich mit der JJ-Abrams-Crew rund um Chris Pine und Zachary Quinto weitergemacht, wie es eigentlich noch vor dem Start von Star Trek Beyond angekündigt wurde. Mit S.J. Clarkson hatte man sogar schon eine Regisseurin – die erste Frau, die je einen Star-Trek-Film inszeniert hätte. Weil Paramount aber nach den enttäuschenden Einspielergebnissen von Beyond die vereinbarten Gagen von Pine und Chris Hemsworth, der als Kirks Vater George zurückkehren sollte, wieder kürzen wollte, endeten die Verhandlungen in einer Sackgasse und der Film wurde abgesagt.
Quentin Tarantinos Idee eines R-rated-Star-Trek-Films, geschrieben von Mark L. Smith (The Revenant), erfreute sich eine kurze Zeitlang großen Hypes beim Studios, der aber abflaute, als Tarantinos Interesse, den Film selbst zu inszenieren, sank. Ohne ihn war der Film zu riskant und zu anders, um Star Trek zurück in die Kinos zu schicken. Also Vorhang auf für Noah Hawley, der letztes Jahr verpflichtet wurde und eine ganz eigenständige Geschichte erzählen wollte, die nicht an die letzten Filme oder an irgendeine andere bisherige Enterprise-Crew unmittelbar anknüpfen würde. Mit großer Zuversicht trieb Paramount die Vorbereitung des Films voran. Doch dann kam die Pandemie und Hawleys Film sollte zufälligerweise von einem Virus handeln, das die Hälfte des Lebens im Universum auslöscht (Thanos wäre neidisch). Das würde sich aktuell nicht gut verkaufen, meinte man bei Paramount. Also wurde wieder einmal die Bremse gezogen, und es bleibt unklar, wann und wie Star Trek in die Kinos zurückkehren wird. Hoffentlich noch bevor der Warp-Antrieb real erfunden wird. Dass es früher oder später einen neuen Star-Trek-Film geben wird, ist so unausweichlich wie die nächste Adam-Sandler-Blödelkomödie bei Netflix, doch es wird vermutlich leider nicht Hawleys Version sein.