Billy Dee Williams in Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers © 2019 Walt Disney Pictures
Quelle: The Playlist
Wenn ein Film besonders heiß erwartet wird, ist es schwer, ihn bei der ersten Sichtung mit der nötigen Distanz einzuschätzen. Das kann sich sowohl zum Vorteil als auch zum Nachteil des Films auswirken. Häufig bedarf es etwas mehr Zeit, um das Gesehene zu verdauen, und im Idealfall auch eine zweite Sichtung mit angepassten Erwartungen. So wollte ich nach meiner ursprünglichen Enttäuschung eigentlich auch Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers ein zweites Mal im Kino sehen. Doch je mehr Zeit nach meinem ersten (Presse)Screening verging, desto weniger Lust hatte ich tatsächlich, den Film noch einmal zu sehen. Die ursprüngliche Enttäuschung wich immer mehr dem Ärger über den puren, selbstzweckhaften Fanservice des Films, sein undurchdachtes Drehbuch und seine fast schon verzweifelten Bestrebungen, die durch Die letzten Jedi verärgerte Fangemeinde zu beschwichtigen. Colin Trevorrows durchgesickertes, verworfenes Drehbuch offenbarte zudem eine Parallelwelt, in der der Film zwar vermutlich immer noch nicht perfekt wäre, jedoch deutlich origineller und konsistenter mit seinem Vorgänger.
Beim Großteil der Zielgruppe scheint es jedenfalls positiv anzukommen. Die Reaktionen der Zuschauer sind im Gegensatz zu denen der Presse wohlwollender als bei Rian Johnsons Episode. Es kommt wohl letztlich darauf an, wie man Fanservice bewertet. Dass es unverfrorener Fanservice war, streitet auch die Cutterin des Films, Maryann Brandon, nicht ab, sondern rechtfertigt den Ansatz: (aus dem Englischen)
Natürlich ist es Fanservice. Aber wenn man die Fans nicht bedient, dann heißt es: "Oh, er ist nicht mit der Geschichte von Star Wars und dem, was sie bedeutet, mitgegangen."
Brandon hat bislang jeden von J.J. Abrams' Filmen geschnitten, doch bei keinem war die Arbeit so hektisch wie an Der Aufstieg Skywalkers. Nach Colin Trevorrows Entlassung mussten Abrams und Drehbuchautor Chris Terrio praktisch bei Null anfangen. Zwar wurde der Kinostart nach hinten verschoben, das gewährte den Macher jedoch lediglich ein halbes Jahr zusätzlicher Zeit bei einem bereits knappen Zeitplan. Brandon erklärte, wie der Film direkt am Set parallel zum Dreh geschnitten wurde und nicht, wie sonst üblich, erst in der Post-Production:
Wir haben immer noch versucht, Vieles auszuknobeln. Es ist ein Kampf. Es beeinflusste alles. Nach etwa einem Drittel der Zeit, meinte Kathy (Kennedy): "J.J. muss mehr Zeit im Schneideraum verbringen." Und ich wusste, dass es nicht passieren würde. Nicht mit unserem Zeitplan. Nicht mit dem, womit er sich jeden Tag herumschlagen musste… er war einfach nur erschöpft am Ende des Tages.
Ich habe vorgeschlagen, dass ich direkt am Set schneide… wir hatten zwei Zelträume… also ging ich einfach immer mit J.J. mit, in der Regel 3 Meter von der Kamera entfernt, wo auch immer die Kamera war. Und ich habe einfach mobil geschnitten. Und zwischen den Takes setzte sich J.J. mit mir hin und wir gingen die Dinge durch.
Das erklärt vielleicht auch das schwankende Tempo des Films und seine Plotsprünge. Es wurde angeblich deutlich mehr Material gedreht als das, was in den fertigen Film geschafft hat, und ein Grund dafür war schlicht die fehlende Zeit für die Fertigstellung. Irgendwie erinnert mich das in gewisser Weise an die finale "Game of Thrones"-Staffel. Man hat alle denkbaren finanziellen Ressourcen zur Verfügung, um das Ende eines extrem gehypten Franchises bzw. einer Serie abzuliefern, und dann macht man Kompromisse an der falschen Stelle.