Brian Cox in "Succession" © 2023 HBO
Quelle: The New Yorker
Was macht die besten Serien aller Zeiten aus? Interessante, komplexe Charaktere, clevere Drehbücher, packende Geschichte und tolle Darsteller gehören definitiv zu den wichtigsten Elementen. Doch genauso wichtig ist es auch, dass die Serienmacher wissen, wann und wie sie ihre Schöpfungen am besten beenden. Denn obwohl der Weg natürlich das Ziel sein kann, steht und fällt der Gesamteindruck einer Serie häufig damit, wie zufrieden die Fans mit ihrem Ende sind. "Game of Thrones" war über die meiste Dauer ihrer acht Staffeln langen Laufzeit eine großartige Serie, doch woran erinnern sich die meisten mit großer Verbitterung? An die enttäuschende achte Staffel und das antiklimatische Serienfinale, die ein schlechtes Licht auf die gesamte Serie werfen.
Im Falle von "Game of Thrones" hätten der Serie vermutlich eine bis zwei weitere Staffeln nicht geschadet, damit das Ende nicht so hektisch wirkt. Häufig erfordert es jedoch von den Serienmachern Mut, Entschlossenheit und eine klare Vision, um ihre Serien zu beenden, während sie sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs befinden. Jeder kennt Serien, die über ihr Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus totgeritten wurden, weil die Einschaltquoten gut waren. Sich nicht von der Beliebtheit und dem Erfolg dazu verleiten zu lassen, die Geschichte unnötig in die Länge zu strecken, ist eine besondere Leistung. Deshalb ist die Ankündigung des "Succession"-Schöpfers Jesse Armstrong, seine umjubelte und vielfach preisgekrönte HBO-Serie mit der kommenden vierten Staffel bereits zu beenden, überraschend, verdient aber auch Anerkennung.
Die Shakespeare-sche Geschichte eines von Brian Cox gespielten Medienmoguls und seiner um die Macht und den Nachlass ihres Vaters wetteifernden drei Kinder (Kieran Culkin, Sarah Snook, Jeremy Strong) ging 2018 an den Start. Doch erst ab der zweiten Staffel wurde die Serie mit Lob und Preisen überschüttet. Sowohl die zweite als auch die dritte Staffel wurden mit dem Golden Globe und dem Emmy als "Beste Dramaserie" ausgezeichnet. Insgesamt heimsten die letzten beiden Staffeln fünf Golden Globes und 13 Emmys ein und die Serie gehört inzwischen zu den Must-Sees für alle Fans anspruchsvollen, fantastisch geschriebenen und gespielten Fernsehens.
Sicherlich hätte HBO einen Erfolg wie diesen länger im Programm behalte, doch im Interview mit The New Yorker hat Armstrong jetzt bestätigt, dass die vierte Staffel die letzte sein wird: (aus dem Englischen)
Der Titel "Succession" enthält ein Versprechen. Ich habe nie gedacht, dass die Serie ewig laufen würde. Das Ende war immer in meinen Gedanken. Von Staffel 2 an habe ich gedacht: "Wird die nächste die letzte sein? Oder die danach? Oder die danach?"
Als die Autoren sich getroffen haben, um Staffel 4 zu planen, sagte er in die Runde:
"Ich denke, das könnte es gewesen sein. Aber was denkt ihr?" Und wir haben verschiedene Szenarien durchgespielt. Wir hätten ein paar kurze Staffeln machen können oder zwei weitere Staffeln. Wir hätten ewig weitermachen könne und daraus eine offene, lockere Spaßserie machen können. Oder wir könnten etwas Kräftiges und Vollständiges erschaffen und stark aufhören. Das war definitiv immer meine Präferenz.
Armstrong wollte auch nicht erst bis zum Ende der Staffel warten, um das Serienende anzukündigen, sondern er möchte, dass die Zuschauer von vornherein wissen, dass es zu Ende geht.
Doch könnte "Succession" mit einem Spin-Off weiterleben? Vermutlich nicht, laut HBO-Programmchef Casey Bloys:
Ich denke nicht. Ich sage immer: "Sag niemals nie." Als wir über das "Game of Thrones"-Prequel gesprochen haben, etwas, was HBO noch nie gemacht hat, haben einige Leute intern gesagt: "Das ist irre. Was machst du?" Aber ich denke, dass sich Georges Universum für Spin-Offs angeboten hat. Die Geschichte ist umfassend, es gibt viele verschiedene Familien, viele Kriege und Schlachten. Bei "Succession" scheint es für mich nichts zu geben, was sich natürlich für ein Spin-Off anbiete würde. Aber wenn Jesse Armstrong sagt, dass er es machen möchte, würde ich ihm folgen.
Die vierte "Succession"-Staffel wird Ende März bei HBO anlaufen und soll im Frühjahr auch hierzulande bei Sky zu sehen sein.