Robert Pattinson in Tenet © 2020 Warner Bros. Pictures
Quelle: Entertainment Weekly
Noch lange vor Corona war Christopher Nolans Tenet eindeutig mein meisterwarteter Film des Jahres, und daran hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Tenet kommt jetzt noch ein ganz besonderer Status zu, als erster frischer Blockbuster im Kino. Technisch gesehen startet Mulan nach Tenets Verschiebung um zwei Wochen jetzt eine Woche zuvor, da ich jedoch das Privileg hatte, Disneys Film noch knapp vor der Krise zu sehen, wird Tenet das für mich erste Leinwandspektakel seit März sein. Aber auch wenn ich Mulan nicht gesehen hätte, ist ein auf keiner Vorlage basierender, geheimnisvoller Nolan-Film inhärent aufregender als die Neuverfilmung einer bekannten Geschichte von Disney.
Obwohl Warner bereits zwei längere Trailer zu Tenet veröffentlicht hat, bleibt die genaue Handlung des Films weiterhin ein Geheimnis. So muss gutes Marketing sein: Leute neugierig machen, aber nicht direkt alle Karten auf den Tisch legen. Wir wissen, dass John David Washington (BlacKkKlansman) und Robert Pattinson (Der Leuchtturm) eine Art Geheimagenten spielen, die die Welt retten müssen, und dass Zeitmanipulation eine große Rolle spielt.
In einem ausführlichen Bericht von Entertainment Weekly hat Nolan jetzt den Schleier der Geheimhaltung ein klein wenig gelüftet, ohne jedoch irgendwelchen Schlüsselelemente der Handlung zu verraten: (aus dem Englischen)
Es ist kein Zeitreisefilm. Er handelt von der Zeit und den unterschiedlichen Weisen, auf die die Zeit funktionieren kann. Ohne jetzt eine Physik-Vorlesung zu halten, aber Umkehr ist diese Idee von Materie, deren Entropie umgekehrt wurde, also läuft sie rückwärts in der Zeit relativ zu uns.
[…] Wir befinden uns in einer Welt der Spionage, einer Welt geheimer Identitäten. John David (Washington) spielt einen Agenten, der als "Protagonist" bekannt ist. Tenet ist der Name der Organisation, in die er eingeführt wird. Er ist das Herz des Films, aber im Gegensatz zu Bond hat er eine warme, emotionale Zugänglichkeit.
Zu Pattinsons Charakter erklärte er:
Wir denken, er könnte Neil heißen. Man kann sich nie ganz sicher sein, was mit diesen Identitäten los ist. Er ist ein etwas schelmischer Charakter, der in dieser sogenannten Dämmerwelt von Agenten unterschiedlicher Geheimdienste operiert.
Sowohl Pattinson als auch Washington haben das Drehbuch zu dem Film erhalten, erst nachdem sie die Rollen erhalten haben, und durften es nur in einem abgeschlossenen Raum auf dem Studiogelände alleine lesen, bevor sie es zurückgeben mussten. Als sich Pattinson mit Nolan traf, wusste er überhaupt nicht, worum es ging, und dass er ihm eine Rolle anbieten wollte. Doch wenn Nolan zu einem Treffen einlädt, sagt man nicht nein.
Kenneth Branagh, der bereits in Dunkirk mit Nolan zusammengearbeitet hat, erklärte, dass Washingtons und Pattinsons Charaktere versuchen, etwas aufzuhalten, was für die Menschheit schlimmer als nuklearer Holocaust wäre. Sein Charakter ist ein russischer Oligarch und durch und durch böse:
Er ist ein Schurke, keine Frage. Als Chris mich in dem Film besetzt hat, hat er sichergestellt, dass ich verstehe, dass dieser Charakter unablässig düster und ein gnadenloses, habgieriges, gemeines, verzweifeltes und furchteinflößend gefährliches Individuum ist.
Elizabeth Debicki spielt die entfremdete Ehefrau von Branaghs Bösewicht, die eine komplizierte Beziehung zu Washingtons Protagonisten entwickelt. Das erinnert mich so ziemlich genau an ihre Rolle in der Miniserie "The Night Manager", in der ihre Figur in einer ähnlichen Konstellation war.
Entertainment Weekly hat eine Reihe neuer Fotos aus dem Film veröffentlicht. Mich machen immer mehr die Atemmasken neugierig, die in dem Film offenbar mehrere Charaktere tragen, wie man auf bisherigen Fotos und in den Trailern sehen konnte.
Wer auf den Bildern nicht zu sehen ist, ist Aaron Taylor-Johnson. Dafür gibt es aber einen Grund, und laut Nolan spielt der Kick-Ass-Darsteller dennoch eine wichtiger Rolle in Tenet:
Aaron Taylor-Johnson ist tatsächlich in dem Film. Er ist ein wichtiger Teil des Films. Ja, es gibt keine Fotos von ihm, das stimmt. Man kann ihn kurz im zweiten Trailer sehen. Er ist überhaupt nicht wiederzuerkennen. Es gibt Dinge, die passieren im Sinne dessen, wo die Geschichte hinführt, wenn der Film sich entwickelt und wo im späteren Teil landet, die wir nicht verraten möchten.
Alles klar soweit?
Am 30. Juli wird Tenet in die deutschen Kinos kommen (UPDATE: der Kinostart wurde bis zum 12. August verschoben) und natürlich auch in jedem IMAX-Kino laufen. Laut Nolan ist die Post-Production des Films fast abgeschlossen. Ferner kündigte er an, dass kein anderer seiner bisherigen zehn Filme so sehr ein Muss für die große Kinoleinwand gewesen sei wie Tenet, was beim Regisseur von Inception, Interstellar, Dunkirk und The Dark Knight ein sehr vielversprechendes Statement ist:
Wir sind in den letzten Zügen. Ich möchte nicht zu viel verraten, außer, dass wir außerordentlich aufgeregt sind darüber, was wir mit dieser Materie machen konnten. Ich denke, dass von allen Filmen, die ich gemacht habe, dieser am meisten für ein Publikumserlebnis designt ist, das Erlebnis auf einer großen Leinwand. Es ist ein Film, dessen Bilder und Ton wirklich im Kino auf einer großen Leinwand genossen werden müssen, und wir freuen uns sehr, sehr darauf, dass ihr seht, was wir gemacht haben.
Wir haben große Filme in Vergangenheit gemacht, aber das ist ein Film, dessen globale Reichweite und Actionlevel jenseits von allem ist, was wir bislang versucht haben. Ich denke, wir konnten diesen Film nur schaffen, weil wir bereits große Erfahrungen mit Actionfilmen in Vergangenheit hatten.
Mit $205 Mio Budget, Dreharbeiten in sieben verschiedenen Ländern, gigantischen Sets, einem Minimum an computergenerierten Effekten zugunsten praktischer Effekte, und Hoyte Van Hoytemas IMAX- und 70mm-Kameraaufnahmen sollte Tenet pures Eventkino werden, das hoffentlich die Sinne gleichermaßen berauscht wie das Köpfchen. Ich kann es kaum abwarten!