Robert Pattinson und John David Washington in Tenet © 2020 Warner Bros. Pictures
Quelle: TheInSneider
Warner Bros. ist im Wiederaufführungs-Rausch!
Das Wettrennen um das umsatzstärkste Hollywood-Studio des letzten Jahres hat Warner gegen Universal und Disney verloren, kann sich aber dank Barbie mit dem kommerziell erfolgreichsten Film 2023 rühmen. Mit Dune: Part Two hat das Studio einen der größten Blockbuster-Kandidaten des Jahres in petto. Doch bevor dieser am 1. März (bzw. hierzulande einen Tag früher) in die Kinos kommt, greift Warner in den nächsten Wochen auf einige frühere Erfolge zurück und bringt sie wieder auf die Kinoleinwände. Jedoch handelt es sich dabei nicht etwa um irgendwelche Klassiker des Studios aus den Achtzigern und Neunzigern, sondern um verhältnismäßig neue Filme, die noch vor nicht allzu langer Zeit ihre Erstauswertung hatten.
Den Auftakt macht Barbie. Die achtfach oscarnominierte Satire kehrt morgen deutschlandweit in die Kinos zurück, häufig gekoppelt mit Oppenheimer als letzte Chance, das Barbenheimer-Event im Kino mitzunehmen. Auch in den USA expandiert Barbie am Wochenende wieder. Am 8. Februar kehrt dann auch der erste Teil von Denis Villeneuves Dune in die deutschen Kinos zurück, um das Science-Fiction-Epos, das 2021 noch unter schwierigen Pandemie-Umständen gestartet ist, in Erinnerung zu rufen, bevor Teil 2 drei Wochen später anläuft.
Doch vermutlich die überraschendste Wiederaufführung von Warner kommt zwei Wochen später: Wie Industrie-Insider Jeff Sneider berichtet, arbeiten Warner und Christopher Nolan zusammen, um Nolans komplexen Science-Fiction-Actioner Tenet, der als einziger Blockbuster 2020 mitten während der Pandemie in die Kinos kam, am 23. Februar für eine Woche in die US-amerikanischen Kinos zurückzubringen. Es war Nolan, der mit der Idee einer Tenet-Wiederaufführung an Warner herangetreten ist, um dem Film, der bei seiner Erstaufführung besonders in Nordamerika deutlich unter Corona gelitten hat, eine zweite Chance zu geben. Außerdem soll die Wiederaufführung dem Zweck dienen, Dune: Part Two, der eine Woche später anläuft, zu bewerben, sodass Warner vermutlich exklusives Material aus dem zweiten Dune-Film vor Tenet zeigen wird.
Tenet kam 2020 in die Kinos, als alle anderen Studios vor Corona-Einschränkungen und Ängsten der Menschen vor geschlossenen Räumen flüchteten. Als leidenschaftlicher Verfechter des Kinoerlebnisses lag es Nolan sehr daran, finanziell angeschlagenen Kinos, die unter Mangel an interessanten neuen Filmen noch mehr als an den Kapazitätsbeschränkungen gelitten haben, zu helfen. Also übte er Druck auf Warner aus, Tenet 2020 herauszubringen. Es war ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits profitierte Tenet natürlich davon, wochenlang keinerlei Konkurrenz zu haben, andererseits waren viele Kinos, darunter alle in Los Angeles und New York, die gesamte Zeit während seiner Auswertung geschlossen, sodass er sein Potenzial nie erfüllen konnte. In den USA spielte Tenet deshalb mickrige $58 Mio ein, weniger als Nolans Oppenheimer letztes Jahr alleine an seinem Startwochenende eingenommen hat. Weltweit waren es immerhin solide $365 Mio. Für Corona-Zeiten ein überragender Umsatz, für eine $200-Mio-Produktion jedoch eher wenig.
Ein Jahr später kam es dann zum Bruch zwischen Nolan und Warner, als die damalige Studioführung beschlossen hat, alle Warner-Filme 2021 parallel zum Kinostart auch bei HBO Max in den Stream zu bringen. Nolan sah das als Verrat an den Filmemachern und den Kinos und kehrte Warner öffentlich den Rücken. Oppenheimer drehte er für Universal, nachdem das Studio ihm ein mindestens 100 Tage langes Exklusivfenster zugesichert hatte, in dem der Film ausschließlich in den Kinos zu sehen sein würde. Am Ende war es ein Triumph für alle. Oppenheimer spielte fast eine Milliarde US-Dollar weltweit ein und Nolan ist aktuell auf Kurs, seinen ersten Regie-Oscar sowie den Oscar für besten Film zu gewinnen.
Der neue Warner-Chef David Zaslav hat es sich wiederum zu Mission gemacht, die Wogen zwischen dem Studio und Nolan zu glätten und ihn vielleicht zur Rückkehr umzustimmen. Die große Bereitschaft, Tenet noch mal herauszubringen, könnte Teil dieser Strategie sein. Außerdem hat der enorme Erfolg von Oppenheimer, der gerade im IMAX-Format Rekorde gebrochen hat, viele neugierig darauf gemacht, auch Nolans ältere Filme noch mal im IMAX zu sehen. Ab dem 23. Februar haben sie eine Woche lang die Gelegenheit dazu. Ob die Wiederaufführung ausschließlich auf Nordamerika begrenzt ist, ist noch unbekannt, wird sich aber schon bald klären.
Ich weiß, dass Tenet vermutlich der polarisierendste aller Nolan-Filme ist und deutlich weniger Anklang unter seinen Fans fand als Inception oder Interstellar. Für mich ist er aber eine unterschätzte Perle des Science-Fiction-Kinos, die bei jeder weiteren Sichtung immer neue Schichten offenbart. Ich habe Tenet bereits fünfmal im Kino gesehen, davon auch einmal im IMAX, und würde auch ein weiteres Mal reingehen, wenn er im Februar auch bei uns wiederaufgeführt wird.
Habt Ihr Interesse, Tenet (noch einmal) im Kino zu sehen?
