James Cameron ist der König der Welt. Oder zumindest der Kinokassen. Seine letzten drei Regiearbeiten Avatar, Avatar: The Way of Water und Titanic sind drei der vier kommerziell erfolgreichsten Filme aller Zeiten, die zusammengerechnet rund 7,5 Milliarden US-Dollar in die weltweiten Kinokassen spülten. Seinen Platz in der Filmgeschichte hat er sich jedoch noch lange vor diesen drei Mega-Blockbustern gesichert. Mit Terminator rief er vor 40 Jahren eins der einflussreichsten Science-Fiction-Filmreihen aller Zeiten ins Leben. Als Regisseur von Aliens – Die Rückkehr und Terminator 2 – Tag der Abrechnung drehte er zwei der besten Filmfortsetzungen aller Zeiten, die für viele Cineasten die Höhepunkte ihrer jeweiligen Reihen darstellen.
Arnold Schwarzeneggers T-800 ist eine der ikonischsten und wiedererkennbarsten Figuren des Science-Fiction-Kinos. Arnies Sprüche aus den ersten beiden Filmen werden regelmäßig zitiert und sind längst Teil der Popkultur. Terminator 2 ist bis heute einer der beliebtesten Blockbuster der Neunziger. Die deutschlandweite Vorführung des Films im April 2023 ist bis heute die bestbesuchte Wiederaufführung im Rahmen der monatlichen "Best of Cinema"-Reihe. Terminator 2 ist das Paradebeispiel eines brillanten "alles ist größer"-Sequels, das die Erwartungen unterwandert.
Obwohl oder vielleicht gerade weil Terminator 2 der Perfektion denkbar nah ist, tut sich die Terminator-Reihe seitdem wirklich schwer. Terminator 3 – Rebellion der Maschinen hatte immerhin ein erstaunlich mutiges, konsequentes Ende und war ein passabler Kassenerfolg. Seitdem gab es bereits drei escheiterte Anläufe, frischen Wind ins Franchise zu bringen und den Grundstein für eine neue Triloge zu legen. Terminator – Die Erlösung kam 2009 in die Kinos und machte einen Sprung in die Zukunft, um endlich den Krieg der Menschen gegen die Maschinen ausführlich zu zeigen. Es war bislang der einzige Terminator-Film, der (nahezu) gänzlich ohne Schwarzenegger auskam. Sechs Jahre später folgte mit Terminator: Genisys ein Sequel mit Arnie und neuen (fehlbesetzten) Darstellern als Sarah Connor, Kyle Reese und John Connor.
War Cameron an beiden Filmen noch weitgehend unbeteiligt, kehrte er als Produzent, Ideengeber und Story-Autor von Terminator: Dark Fate 2019 zurück und hat ein echtes Sequel zu Terminator 2 versprochen. Der von Tim Miller (Deadpool) inszenierte Film ignorierte alle Fortsetzungen nach dem zweiten Film und brachte neben Schwarzenegger auch Linda Hamilton als Sarah Connor zurück. Geholfen hat es jedoch nicht. Dark Fate floppte noch heftiger an den Kinokassen und machte mehr als $100 Mio Verlust. Die Hoffnung auf eine neue Trilogie erlosch wieder im Keim. Später kritisierte Schwarzenegger selbst den fünften und den sechsten Film. Hamilton erklärte, sie sei als Sarah Connor fertig und Cameron gab zu, sich bei Dark Fate verschätzt zu haben. So seien laut ihm die Hauptdarsteller einfach zu alt gewesen, um ein junges Publikum zu begeistern.
Anlässlich des 40. Jubiläums des Original-Terminator sprach Cameron kürzlich ausführlich mit der britischen Filmzeitschrift Empire und ging dabei auch auf den Misserfolg von Terminator: Dark Fate ein. Dabei erklärte Cameron, dass er Gabriel Lunas Schurken Rev-9 und den Film selbst sehr gerne mag – wenn auch weniger als seine beiden Teile. Die Schuld für den kommerziellen Flop des Films nahm Cameron jedoch auf eigene Kappe und erklärte ausführlich dazu: (aus dem Englischen)
Rev-9 in Dark Fate ist eigentlich wirklich cool. Ich mag Rev-9. Ich denke, Rev-9 war verdammt cool. Ich persönlich denke, dass er genauso gut war wie alles, was wir in den ersten Filmen gemacht haben. Aber der Film selbst, unser Problem war nicht, dass der Film nicht funktioniert hat. Das Problem war, dass die Leute nicht in die Kinos gingen. Ich habe es gegenüber (Regisseur) Tim Miller mehrmals zugegeben. Ich habe gesagt, dass ich den Film sabotiert habe, lange bevor auch nur ein einziges Wort des Drehbuchs geschrieben oder eine Minute des Films gedreht wurden.
Es war so. Ich habe gesagt: "Ich kann keinen neuen Terminator-Film ohne Arnold machen." Und Tim wollte Arnold nicht. Tim hatte nichts gegen Arnold. Er wollte nur sein eigenes Ding machen, das war seine Entscheidung als Regisseur, stimmt’s? Ich habe zum Produzenten David Ellison gesagt: "Schau mal, ich will diesen Anruf von Arnold nicht. Du machst einen Terminator-Film ohne mich, deinen Freund seit 40 Jahren?" Also macht es entweder ohne mich oder macht Arnold zumindest ein Angebot. Und so hat sich das abgespielt. Wir sitzen im Autorenraum. "Okay, Leute, was machen wir?" Wir haben über viele verschiedene Ideen nachgedacht. Tim gefiel die Idee mit Sarah. Ich meinte: "Hey, es wäre cool, wenn Sarah zurückkehren würde." Ich habe mich mit meinem eigenen Stoff berauscht und dachte: "Oh, wir werden ein aufrichtiges Sequel zu Terminator 2 machen. So wie es hätte sein sollen."
Wir haben unser Ziel erreicht. Wir haben eine aufrichtige Fortsetzung zu einem Film gedreht, dessen damalige Kinogänger inzwischen alle tot, im Ruhestand, verkrüppelt oder dement sind. Es war ein Rohrkrepierer. Es gab nichts in dem Film für ein neues Publikum. Ich meine, das Terminator-Zielpublikum ist hauptsächlich männlich. Und es ist jung, zwischen 18 und 25. Wir hatten nichts in dem Film für junge Männer. Es gab nicht einmal einen aufstrebenden männlichen Charakter in dem Film. Wir töten John und dann wird es ein Triumvirat von Frauen, was ich toll fand. Aber es hat nicht funktioniert. Was ist auf dem Plakat? Linda ist über 60. Arnold ist über 70. Das ist nicht der Terminator für eure Väter. Das ist der Terminator für eure Großväter. Die Leute sind einfach nicht gekommen.
Ist der Film gut? Ich denke, er ist solide, ja. Tim und ich hatten unsere Differenzen. Jeder weiß das. Wir sind jetzt Kumpel. Wir waren vorher Kumpel – nicht währenddessen – und wir sind jetzt wieder Kumpel. Wir reden sogar darüber, etwas wieder zusammen zu machen, nur nicht Terminator. Wir haben eine einstweilige Verfügung und müssen 100 Meter Abstand zu allem halten, was mit Terminator zu tun hat. Aber er liebt all dieselben Dinge wie ich, also verstehen wir uns super. Die Streitaxt wurde begraben.
Ich denke, dass wir uns verkalkuliert haben. Wir haben keinen Film für das Publikum gedreht, wie es zu dem Zeitpunkt war. Man muss sich dem Publikum anpassen. Wir haben einfach nicht genug Ärsche in die Kinos bekommen. Es lag nicht an der Qualität des Films. Denn ich denke, dass der Film großartig ist. Es war nicht der beste. Ich denke immer noch, dass meine beiden die besten sind, aber er ist der drittbeste. Die anderen Teile kann man vergessen. Ich denke, sie haben jedes Mal ihr Ziel verfehlt. Hier und da blitzte Coolness durch. Ich könnte euch genau sagen, was jedes einzelne der anderen drei Sequels falsch gemacht hat, aber ich kritisiere nicht gerne die Arbeit anderer Filmemacher. Ich kritisiere lieber meine eigene Arbeit. Wir ihr sehen könnt, bin ich ziemlich gnadenlos.
Man muss es Cameron lassen: Er spricht ehrlich, mit Humor und macht keinen Hehl aus dem Misserfolg des Films. Nichtsdestotrotz hat er sich davon offenbar nicht endgültig abschrecken lassen, denn kürzlich hat er verraten, dass er insgeheim an einem brandneuen Terminator-Projekt arbeitet, das das Franchise komplett neuerfinden und dem modernen Publikum wieder schmackhaft machen soll. Man darf gespannt sein. Wirklich interessant wird es für viele nach den Enttäuschungen der letzten Versuche nur, wenn Cameron selbst die Regie übernehmen würde. Das ist wiederum angesichts der endlosen Avatar-Sequels, an denen er arbeitet, unwahrscheinlich.
Andererseits haben Prey und Alien: Romulus gezeigt, dass man auch abgedroschene, totgeglaubte Franchise erfolgreich wiederbeleben kann, wenn die sich die richtigen Leuten mit viel Leidenschaft damit beschäftigen. Terminator scheint aber eine besonders harte Nuss zu sein.
Wie fandet Ihr Terminator: Dark Fate?
Quelle: Empire