Ethan Hawke in The Black Phone © 2022 Universal Pictures
Die Pandemie hatte massive Auswirkungen auf die Filmindustrie, die bis heute andauern und das Konsumverhalten vieler Filmfans nachhaltig verändert haben. Im Prinzip hat sie eine Entwicklung, die bereits im Gange war, erheblich beschleunigt. Bisherige Zeitfenster zwischen der Kino- und Streaming-Auswertung sind für viele Filme massiv geschrumpft und immer mehr Filme werden parallel zum Kinostart auch digital veröffentlicht. Die Menschen, die sich 2020 und 2021 ans Streaming gewöhnt haben, zurück in die Kinos zu locken, war eine der größten Herausforderungen der Studios in den letzten zwei Jahren. Filme wie Top Gun: Maverick, Avatar: The Way of Water, Barbie und Oppenheimer haben einen großen Beitrag dazu geleistet und gezeigt, dass die Menschen für echte Events immer noch ihre gemütlichen Sofas verlassen und Kinotickets kaufen.
KinogängerInnen sind definitiv wählerischer geworden. Allein dieses Jahr gab es einige hochkarätige Kassenflops wie Indiana Jones und das Rad des Schicksals und The Flash, die vor der Pandemie vielleicht noch beim Publikum durchgekommen wären. Wenn es ein Genre gibt, dessen Kinoerfolg seit Pandemiebeginn beeindruckend konstant ist, dann ist es Horror. Mit seltenen Ausnahmen wie Renfield und Die letzte Fahrt der Demeter – Dracula ist wohl kein Kassenmagnet! – waren Horrorfilme in den letzten Jahren sehr profitable Investitionen.
Als Corona 2021 noch wütete, spielte A Quiet Place 2 dennoch fast $300 Mio ein und Conjuring 3: Im Bann des Teufels trotz zeitgleicher Veröffentlichung bei HBO Max in den USA mehr als $200 Mio. Halloween Kills und Halloween Ends sind in den USA ebenfalls parallel zum Kinostart direkt bei Peacock im Stream erschienen spielten aber trotz überwiegend negativer Mundpropaganda jeweils mehr als $100 Mio ein. Die Scream-Reihe wurde sehr erfolgreich im Kino wiederbelebt; Insidious: The Red Door nahm weltweit knapp $190 Mio ein und hat damit seine vier Vorgänger übertroffen; Evil Dead Rise hat mit $147 Mio weltweit mehr eingespielt als alle anderen Teile der Reihe zusammengerechnet; Saw X ist auf bestem Wege, mehr als $100 Mio einzunehmen; und The Nun II ist mit $264 Mio aktuell der weltweit erfolgreichste Horrorfilm seit A Quiet Place 2. Dabei gilt zu bedenken, dass die Budgets der meisten dieser Filme nur einen Bruchteil ihrer Einspielergebnisse betrugen.
Doch nicht nur etablierte Horror-Franchises haben einen Reibach gemacht, sondern auch ganz frische Stoffe. So wurde Smile letztes Jahr zu einem viralen Phänomen und spielte mehr als $200 Mio weltweit ein, nachdem er ursprünglich direkt im Stream bei Paramount+ ausgewertet werden sollte. Für die meisten der erfolgreichen Original-Horrorfilme zeichnete sich Produktionsfirma Blumhouse verantwortlich. Diese produzierte u. a. die Horrorhits M3GAN und The Black Phone sowie die Videospielverfilmung Five Nights at Freddy’s, die aktuell für prall gefüllte Kinosäle sorgt und alleine am Startwochenende mehr als $100 Mio weltweit einspielen wird.
Horrorfilme sind nicht nur günstig zu produzieren und bieten eine große Gewinnspanne, sie eignen sich auch bestens als Franchises. Ist ein brandneuer Horrorfilm erfolgreich, lässt eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten. Smile 2 und M3GAN 2.0 wurden bereits offiziell mit Startterminen nächstes und übernächstes Jahr angekündigt und jetzt wird auch The Black Phone 2 konkret. Der erste Film basierte auf einer Kurzgeschichte von Stephen Kings Sohn Joe Hill und handelte von einem 13-jährigen Jungen, der von einem furchteinflößenden, sadistischen Kindermörder, bekannt als "der Greifer", entführt wird und in dessen Keller über ein mysteriöses schwarzes Telefon mit dessen früheren Opfern kommunizieren kann, die versuchen, ihm zu helfen. Ethan Hawke, der am ehesten für seine sympathischen Charaktere bekannt ist, verkörperte den diabolischen Killer und lieferte eine Performance ab, die wirklich unter die Haut ging.
The Black Phone kam im Sommer 2022 in die Kinos und wurde für seine dichte Atmosphäre, durchgehend hohes Spannungsniveau und Hawkes brillante Performance gelobt. An den Kinokassen spielte der Film beachtliche $161 Mio ein und dessen Regisseur Scott Derrickson, der bereits an Sinister mit Blumhouse und Hawke zusammengearbeitet hatte, verriet damals schon, dass es eine Idee für The Black Phone 2 gibt, die von Joe Hill selbst stammt.
Seitdem hielt sich Doctor-Strange-Regisseur Derrickson eher bedeckt dazu, ob der Nachfolgefilm wirklich kommen würde, doch jetzt haben Universal und Blumhouse Nägel mit Köpfen gemacht und den Kinostart von The Black Phone 2 offiziell für den 26.06.2025 in Deutschland und einen Tag später in den USA angekündigt. Ob Derrickson als Autor und Regisseur zurückkehren wird, wurde noch nicht bestätigt. Sollte er hinter der Kamera jedoch zurückkehren, wovon ich momentan ausgehe, wird er vermutlich auch Hawke zurückbringen, obwohl der Greifer am Ende des ersten Films eindeutig gestorben ist. In einem Interview erklärte Derrickson kürzlich, dass ein The-Black-Phone-Sequel ohne Ethan Hawke für ihn undenkbar sei: (aus dem Englischen)
Ich kann nur so viel sagen, dass ich kein Black-Phone-Sequel ohne Ethan drehen würde. Ich denke, dass es keinen Sinn ergeben würde.
Ob The Black Phone 2 also ein Prequel über frühere Missetaten des Greifers werden wird oder ob der Serienkiller auf übernatürliche Weise zurückkehren und sein Unwesen wieder treiben wird, ist noch unklar, doch ich bin auf jeden Fall gespannt, wie Joe Hills Idee für den Nachfolgefilm aussieht.