Dolph Lundgren in The Expendables 4 © 2023 Lionsgate/LEONINE
Quelle: Screenrant
Was lange währt wird endlich gut. Gut Ding braucht Weile. Wer kennt die Weisheiten nicht? Im Falle von The Expendables 4 würde jedoch viel eher das chinesische Sprichwort "Eis von drei Zoll ist nicht das Ergebnis eines kalten Tages." zutreffen, welches suggeriert, dass Schlechtes lange braucht, um zu entstehen. Neun Jahre mussten Actionfans bis zur Rückkehr von Sylvester Stallone, Jason Statham, Dolph Lundgren und Randy Couture als betagte Söldner gedulden und was sie für ihre Wartezeit bekommen haben, war eine Unverschämtheit und die größte Verschwendung von 100 Millionen US-Dollar, die man letztes Jahr auf der Kinoleinwand gesehen hat. Wobei sich vermutlich jeder, der diesen Film und den 20 Millionen günstigeren (!!) The Creator gesehen hat, fragen dürfte, wo genau das ganze Geld beim ersteren hingeflossen ist. In namhafte Schauspieler oder halbwegs annehmbare Effekte ganz sicher nicht!
The Expendables 3 enttäuschte auch schon und legte die Messlatte für den Nachfolger niedriger. Dieser hat jedoch gezeigt, dass die Rückkehr zum R-Rating bzw. FSK 18 alleine definitiv nicht ausgereicht hat. Aktuell ist The Expendables 4 für sieben Goldene Himbeeren nominiert und gilt auch als Favorit für den Anti-Oscar. Auch an den Kinokassen wurde der Film abgestraft und spielte mit gerade einmal $38 Mio weltweit nur einen Bruchteil der Einnahmen seiner Vorgänger ein.
Wie konnte es eigentlich so schiefgehen? Die ersten zwei Filme waren noch wunderbarer Spaß für alle Actionfans, die mit Old-School-Actionkrachern der Achtziger und Neunziger aufgewachsen sind und ihre Helden endlich zusammen auf der Kinoleinwand sehen wollten. Stallone, Lundgren, Statham, Jean-Claude Van Damme, Chuck Norris, Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger im selben Film zu sehen, war die Erfüllung der kühnsten Träume aller Actionfans. Das Konzept war simpel und effektiv, also wo ist das Franchise dermaßen falsch abgebogen?
Dolph Lundgren, dessen Auftritt in The Expendables 4 leider auf eine viel zu kurze Nebenrolle reduziert wurde, ist vom Fiasko nicht überrascht und hat eine eigene Theorie für das Scheitern des Films, die er kürzlich erläutert hat: (aus dem Englischen)
Ich habe die Kritiken nicht gelesen, weil ich im Prinzip wusste, was sie sagen würden. Das Projekt hatte von Anfang an Probleme und es fängt in der Regel beim Drehbuch an. Es hatte kein wirklich gutes Drehbuch. Ich spiele nicht die Hauptrolle, sodass es mir schwerfällt, manche Punkte anzusprechen, aber ich weiß, dass Stallone nicht so beteiligt war wie sonst. Er spielte lediglich einen Charakter darin und wenn er die Führung hat, dann wird die Qualität in der Regel ziemlich gut, sie sinkt nicht unter ein bestimmtes Niveau. Aber er war nicht beteiligt und das Problem war das Drehbuch, denke ich. Und dann wurde auch noch der Regisseur einen Monat vor Drehbeginn ausgetauscht.
Tatsächlich war es nicht nur Stallones Screentime in dem Film, die diesmal begrenzt war, sondern auch seine Beteiligung hinter den Kulissen. Es war das erste Mal, dass er nicht das Drehbuch zu einem Expendables-Film geschrieben hat. Außerdem stimmt es, dass der Regisseur sehr kurzfristig ausgetauscht wurde, denn ursprünglich sollte Patrick Hughes, der auch schon The Expendables 3 inszeniert hat, zurückkehren, unmittelbar vor Drehbeginn wurde er durch Scott Waugh (Act of Valor) ersetzt, was auch kein gutes Zeichen ist.
Es ist wirklich schade, dass die Reihe ich (voraussichtlich) mit einem Tiefpunkt verabschiedet hat, insbesondere wenn man bedenkt, dass es eigentlich ganz nicht so schwer sein sollte, Expendables-Fans das zu bieten, was sie sehen wollen. The Expendables 4 war es ganz sicher nicht.